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Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter

Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter

Titel: Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
Autoren: R. A. Salvatore
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Knurrend packte er das dicke Seil fester und klemmte die Beine so eng um die Flanken seines Reittiers, dass er schon befürchtete, die Rippen des Geschöpfs zu brechen.
    Aber der Pegasus bockte weiter; er sprang, drehte sich und trat wild um sich. Obould bemerkte jedoch bald einen Rhythmus in all der Wildheit, und nach und nach wurden das Rucken und die Stöße ein winziges bisschen weniger heftig.
    Der Pegasus verlangsamte seine Bewegungen, und der Ork-König grinste, denn er wusste, dass das Tier endlich müde geworden war. Er entspannte sich ein klein wenig und grinste sogar noch breiter, als er daran dachte, wie sehr die wilden Bewegungen des Pegasus denen von Tsinka in der Nacht zuvor glichen. Ein angemessener Vergleich, dachte er lüstern.
    Dann segelte er auch schon durch die Luft, denn das Tier hatte ganz plötzlich und sehr heftig wieder zu toben begonnen. Obould prallte hart auf den Boden, mit dem Gesicht voran, aber er tat es mit einem Grunzen ab und zwang sich in einen Salto, der ihm gestattete, ein wenig von seiner Würde wiederzufinden. Er sah sich einen Moment erschrocken um, denn er befürchtete, dass sein unfreiwilliges Absitzen seinem Bild bei den Orks, die Zeuge geworden waren, schaden könnte. Tatsächlich starrten ihn alle ungläubig – oder dümmlich, das konnte er nicht genau unterscheiden – und dermaßen überrascht an, dass die Wärter nicht einmal versuchten, den Pegasus wieder einzufangen.
    Das geflügelte Pferd nutzte die Chance und raste auf den gestürzten Ork-König zu.
    Obould setzte ein breites Grinsen auf, sprang auf, breitete die Arme aus und forderte den Pegasus mit einen lauten Brüllen zum Kampf heraus.
    Das Tier blieb sehr plötzlich stehen, schnaubte und scharrte.
    Obould fing an zu lachen, was die Spannung brach, und dann ging er direkt auf den Pegasus zu. Das Tier legte die Ohren zurück und spannte sich an.
    »Vielleicht sollte ich dich essen«, sagte Obould ruhig, ging noch näher an das Tier heran und starrte ihm direkt ins Auge, was den Pegasus selbstverständlich noch nervöser machte. »Du bist bestimmt sehr zart.«
    Der Ork-König starrte den Pegasus noch einen Moment lang an, dann drehte er sich um, lachte laut, und alle Orks in der Nähe schlossen sich seiner Heiterkeit an.
    Sobald er sicher war, dass er alle verlorene Würde wiedergefunden hatte, wandte sich Obould abermals dem Pegasus zu und fühlte sich erneut an Tsinka erinnert. Er musste noch lauter lachen, als er sich im Geist das Pferdegesicht über dem der wilden, leidenschaftlichen Schamanin vorstellte, und sosehr sich auch die Schnauze und die allgemeinen Züge unterscheiden mochten, es kam ihm so vor, als könnte er – von dem Weiß um Tsinkas Iris einmal abgesehen – eine deutliche Ähnlichkeit in den Augen der beiden erkennen. Die gleiche Intensität, die gleiche Spannung. Die gleichen wilden und unbeherrschbaren Emotionen.
    Nein, nicht die gleichen, erkannte er dann, denn Tsinkas wildes Herumspringen und das Blitzen ihrer Augen hatten mit Leidenschaft und Ekstase zu tun, während der Blick des geflügelten Pferdes von Angst kündete.
    Nein, nicht Angst, wurde Obould plötzlich klar. Der Pegasus war kein wildes Tier, das gerade erst gefangen worden war und gebrochen werden musste. Er war schon jahrelang geritten worden, und das von Elfen, also von Reitern, deren Beine zu schwach waren, um sich festklammern zu können, wenn das geflügelte Pferd sie nicht auf seinem Rücken wollte.
    Die Intensität im Blick des Tieres kam nicht von seiner Angst, sondern von reinem Hass.
    »Kluges Tier«, sagte Obould leise, und der Pegasus spitzte die Ohren und legte sie dann wieder an, als hätte er jedes Wort verstanden. »Du bist deinem Herrn treu und hasst mich, weil ich ihn getötet habe. Du wirst stets gegen mich ankämpfen, wenn ich versuche, auf deinen Rücken zu steigen, nicht wahr?«
    Der Ork-König nickte und kniff die Augen zusammen, um das Tier noch genauer zu betrachten.
    »Oder?«, fragte er, und seine Gedanken bewegten sich in eine andere Richtung, als sähe er die Dinge aus dem Blickwinkel des Pegasus.
    Das Geschöpf hatte ihn bewusst getäuscht, als es vorgegeben hatte, sich zu beruhigen, und als Obould sich entspannt hatte, war es wieder wild geworden.
    »Du bist allerdings nicht so schlau, wie du denkst«, sagte Obould zu dem Pegasus. »Du hättest warten sollen, bis wir in den Wolken sind, bevor du mich abwirfst. Du hättest mich glauben lassen sollen, dass ich dein Herr bin.« Der Ork schnaubte
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