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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen
Autoren: Alex Kava
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Er war schlank und braungebrannt und wirkte trotz der Krähenfüße um die Augenwinkel jungenhaft. In der Tat schien es für ihn eine Art von Berufsethos zu sein, die Gepflogenheiten seiner Gäste genau zu kennen. Gwen und Maggie mussten bei einer Reservierung nicht einmal erwähnen, an welchem Tisch sie am liebsten saßen.
    Maggie bestellte „das Übliche“.
    „Selbstverständlich“, erwiderte Marco freundlich und reichte ihr die Speisekarte. „Darf ich heute frische Escargots als Vorspeise empfehlen?“
    „Nein!“ Maggie biss sich auf die Unterlippe und war selbst überrascht über ihre schroffe Reaktion. „Für mich jedenfalls nicht“, ergänzte sie in der Hoffnung, Marco nicht brüskiert zu haben. Aber nach all den Maden heute war ihr allein der Gedanke an Schnecken ein Gräuel.
    „Für mich auch nicht“, lehnte Gwen ebenfalls ab.
    „Wie wär’s mit gefüllten Pilzen für den Anfang?“ schlug Maggie vor. Beim Gedanken an den würzigen Knoblauchduft dieser köstlichen Vorspeise lief ihr bereits das Wasser im Munde zusammen.
    „Ausgezeichnete Wahl!“ bemerkte Marco und belohnte sie mit einem Lächeln. „Ich lasse sie Ihnen sofort zubereiten.“
    „Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, als er die Schnecken empfahl“, sagte Gwen, als der Kellner verschwunden war. „Ich nehme an, du hattest keinen besonders angenehmen Nachmittag?“
    „Eindeutig zu viele Maden“, seufzte Maggie, wobei sie sich eine Strähne aus der Stirn wischte, überrascht darüber, dass ihre Haare immer noch feucht waren. Sie war nach Hause gefahren, um sich schnell unter die Dusche zu stellen, wohl in der Hoffnung, so die Erinnerung an das eklige Getier abzuspülen. „Das Polizeipräsidium hat uns angefordert, um Amtshilfe zu leisten. In der Sache mit den abgetrennten Frauenköpfen.“
    „Soll das heißen, die gehen davon aus, dass beide Opfer auf das Konto desselben Täters gehen?“
    „Jedenfalls weist alles auf eine identische Vorgehensweise hin. Außerdem ...“ Maggie verstummte, als Marco ihr die Cola light servierte, garniert mit einer Zitronenscheibe.
    „Die Vorspeise kommt sofort. Haben die Damen sonst noch einen Wunsch?“
    „Nein, danke“, erwiderte Gwen. „Erzähl weiter“, forderte sie dann ihre Freundin auf, noch ehe Marco sich entfernt hatte.
    Maggie wartete, bis der Kellner außer Hörweite war. Was war denn bloß in Gwen gefahren? Sie war doch sonst nicht so ungeduldig, und Mangel an Diskretion konnte man ihr auch nicht vorwerfen. In letzter Zeit hatte Maggie sogar oft den Eindruck gehabt, ihre Freundin höre ihr nur aus Gefälligkeit zu, als wolle sie nichts mehr davon wissen, was sich die Menschen da draußen gegenseitig antaten. Warum bloß wirkte sie heute so angespannt?
    Maggie beugte sich vor, die Hände um ihr Glas gelegt, und senkte die Stimme. „Heute wurde ein dritter Schädel gefunden.“
    „Jesus!“ stieß Gwen hervor und starrte Maggie an.
    „Ach, und Detective Racine leitet die Ermittlungen“, ergänzte Maggie kopfschüttelnd. „Damit ist die doch völlig überfordert.“ Wie zur Bestätigung nahm sie einen großen Schluck von ihrer Cola.
    „Bist du sicher, dass du ihr gegenüber fair bist?“ wandte Gwen ein und musterte Maggie mit einem kritischen Blick.
    Nicht zum ersten Mal wurde Maggie von ihrer Freundin daran erinnert, dass es ihr im Bezug auf Detective Julia Racine zuweilen an Objektivität mangelte. Sie ließ sich den Einwand durch den Kopf gehen und zerbiss dabei einen Eiswürfel. Ob es ihr nun passte oder nicht: Gwen hatte Recht. Schon vor Jahren, zu Beginn ihrer Laufbahn, hatte sie Julia Racine wenig Achtung entgegengebracht. Ihrer Meinung nach war sie nur deshalb so rasch aufgestiegen, weil sie davon profitiert hatte, dass die Polizei von Washington die Frauenquote erfüllen musste. Maggie dagegen hatte stets größten Wert darauf gelegt, in dienstlichen Belangen genauso behandelt zu werden wie ihre männlichen Kollegen beim FBI. Detective Racine schien sich allerdings für ein Naturtalent zu halten, was sie hatte überheblich und oftmals sogar leichtsinnig werden lassen. Hinzu kam, dass sie Maggie vor Jahren, als sie ihren ersten gemeinsamen Fall bearbeiteten, Avancen gemacht hatte. Seitdem schienen ihre Lebenswege seltsam verflochten. Julia Racine hatte Maggies Mutter einmal vorm Selbstmord bewahrt, während Maggie ihrerseits Racines Vater vor einem Serienkiller gerettet hatte. Ja, ihr Verhältnis war weiß Gott seltsam. Es stimmt ja, gab Maggie im Stillen sich
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