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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen
Autoren: Alex Kava
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kleiner Bruder bei einem Freund schlafen. Gibson erinnerte sich jetzt, dass seine Mutter gesagt hatte, sie werde sich heute möglicherweise mal was gönnen und mit den Arbeitskolleginnen aus dem Büro nach Feierabend etwas trinken gehen. War das wirklich heute? Klar, schließlich war ja Freitag. Nun war er sich ganz sicher. Was für ein Glück! Vielleicht war alles ja weit weniger dramatisch, als er angenommen hatte.
    Trotzdem vermied er jedes Geräusch, als er in sein Zimmer schlich und leise die Tür hinter sich schloss. Er warf seinen Rucksack aufs Bett und stemmte dann die Schulter gegen die Tür, als sei dieser Druck vonnöten, um sie abzuschließen. In dieser Stellung verharrte er eine Weile, das Ohr an der Tür, und lauschte angestrengt und mit angehaltenem Atem. An einem Tag wie diesem wollte er sich keinesfalls auf sein Glück verlassen. Nichts zu hören, er war allein im Haus. In Sicherheit. Trotzdem zitterte er. Kein fröstelndes Schaudern, sondern eher ein haltloses Schlottern, als würde er von Krämpfen geschüttelt.
    Er schlang sich die Arme um den Oberkörper, zuckte jedoch zusammen, als er merkte, dass sein T-Shirt klatschnass war. Er war in Schweiß gebadet. Er schleuderte die Baseballcap aufs Bett und riss sich das Hemd vom Leib. Es war eine Wohltat, endlich den Gestank von Schweiß, Diesel und Erbrochenem loszuwerden. Warum hatte er sich vorhin auch unbedingt einen Hamburger holen müssen? Das Ding war ihm hochgekommen, und er hatte es an der Ausfahrt des Flughafenparkhauses ausgekotzt.
    Schließlich getraute er sich, die Nachttischlampe anzuknipsen. Sofort bemerkte er das geronnene Blut unter seinen Fingernägeln. Er versuchte, es wegzukratzen und rubbelte sich anschließend die Hände mit dem T-Shirt ab. Dann öffnete er den Kleiderschrank, stopfte das nasse Hemd in eine Plastiktüte, die auf dem Schrankboden lag, und schob sie in die hinterste Ecke. Seine Mom würde das Ding nie und nimmer entdecken, da war er sich sicher. Denn nachdem sie in seiner Sockenschublade einmal ein halbes, völlig vergammeltes Salami Sandwich gefunden hatte, hatte sie ihm erklärt, sie werde sich ab sofort nicht mehr um seine Klamotten scheren, außer um die, die er in den Schmutzwäschesack steckte. Vielleicht wollte sie ihm auf diese Weise beibringen, sich selbst um seinen Kram zu kümmern. Allerdings fragte er sich, ob diese Reaktion nicht ihre Art war, Augen und Ohren davor zu verschließen, was mit ihm vorging.
    Ohne die Schnürsenkel aufzumachen, streifte er sich die Joggingschuhe von den Füßen und ließ sie mitten im Zimmer liegen. In diesem Moment bemerkte er das Blinken auf seinem Computerbildschirm. Den Blick starr auf das aufblitzende Totenkopfsymbol gerichtet, ging er auf den Monitor zu. Ein Spiel lag jetzt eigentlich nicht an, Mitteilungen kriegte er normalerweise nur über den Chatroom.
    Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Nach kurzem Zögern klickte er das Icon mit einem Doppelklick an. Sofort erwachte der Bildschirm zum Leben, und auf dem Display erschien eine Zeile in fetten Lettern.
    DU HAST DIE SPIELREGELN VERLETZT.
    Gibsons Finger krampften sich um die Armstützen seines Stuhls. Was zum Teufel sollte das denn? Im gleichen Moment erschien auf dem Monitor eine neue Nachricht.
    ICH HABE DICH GESEHEN.

5. KAPITEL
    Old Ebbitt’s Grill, Washington, D. C.
    Maggie bedachte die Kellnerin, die auf sie zugeeilt kam, als sie Old Ebbitt’s Grill betrat, mit einer abwehrenden Handbewegung und drängelte sich durch das gut besuchte Restaurant, nach Kräften bemüht, die himmlischen Düfte von gegrilltem Rindfleisch und Knoblauch zu ignorieren. Sie hatte nämlich einen Mordshunger.
    Gwen wartete bereits an dem Tisch in der Ecknische, ihrem Stammplatz. Vor ihr stand ein noch volles Glas Rotwein. Wahrscheinlich der von ihrer Freundin bevorzugte Shiraz, vermutete Maggie.
    „Du hättest ruhig schon anfangen können“, sagte sie, als sie sich auf die Sitzbank Gwen gegenüber gleiten ließ und auf ihr Glas wies.
    „Von wegen, das ist schon mein zweites!“
    Maggie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie war gerade mal zehn Minuten zu spät. Aber noch ehe sie etwas erwidern konnte, stand Marco an ihrem Tisch.
    „Guten Abend, Ms. O’Dell. Darf’s ein Cocktail vor dem Essen sein?“
    Sein Talent, ihnen das Gefühl zu geben, in dem ganzen lärmerfüllten, ausgebuchten Restaurant sei ihr Wohlergehen seine einzige Sorge, verblüffte Maggie immer wieder.
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