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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen
Autoren: Glen Cook
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die Sachen aufladen, Bo?«
»Sicher. Mach nur.« Ohne genau hinzusehen holte Bomanz seine aktuelle Bestandsliste aus einem Fach. »Streich ab, was du mitnimmst.« Tokar lachte gutmütig. »Diesmal alles, Bo. Nenn, mir einen Preis.« »Alles? Die Hälfte davon ist Müll.«
»Ich sagte dir doch, daß die Unterdrückung im Moment ein heißes Thema ist.« »Du hast Stance gesehen? Wie geht es ihm?« Den ersten Brief hatte er schon zur Hälfte durchgelesen. Sein Sohn hatte nichts Wesentliches zu berichten. Seine Briefe waren mit tagtäglichem Allerlei gefüllt. Pflichtbriefe. Briefe von einem Sohn an seine Eltern, die den zeitlosen Abgrund nicht zu überspannen vermochten. »Er ist bei abscheulich guter Gesundheit. Die Universität langweilt ihn. Lies nur weiter. Da kommt noch eine Überraschung auf dich zu.«

    »Tokar war hier«, sagte Bomanz. Er grinste und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. »Dieser Dieb?« Jasmine verzog das Gesicht. »Hast du daran gedacht, dich bezahlen zu
    lassen?« Ihre fetten, erschlafften Züge waren zu einer Miene dauerhafter Mißbilligung
verzogen. Ihr Mund öffnete sich für gewöhnlich lediglich, um Worte von sich zu geben, die dieser Miene entsprachen.
»Er hat Briefe von Stance gebracht. Hier.« Er überreichte ihr das Paket. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Stance kommt nach Hause.« »Nach Hause? Das geht doch nicht. Er hat doch seinen Posten an der Universität.« »Er nimmt sich ein Urlaubssemester. Für den Sommer kommt er hierher.« »Warum?«
»Um uns zu sehen. Um im Laden auszuhelfen. Um sich freizumachen, damit er eine Dissertation zu Ende schreiben kann.«
Jasmine schnaufte verächtlich. Die Briefe las sie nicht. Sie hatte es ihrem Sohn nicht verziehen, daß er das Interesse seines Vaters an der Unterdrückung teilte. »In Wirklichkeit kommt er doch hierher, um dir beim Herumstochern an Orten zu helfen, an denen du nichts zu suchen hast, oder?«
Bomanz warf einen verstohlenen Blick zu den Ladenfenstern. Sein Dasein wurde von berechtigter Paranoia bestimmt. »Wir haben das Jahr des Kometen. Die Geister der Unterworfenen werden sich erheben, um das Dahingehen der Unterdrückung zu beklagen.« In diesem Sommer würde sich die zehnte Wiederkehr des Kometen ereignen, der sich in jener Stunde gezeigt hatte, als der Dominator fiel. Die Manifestationen der Zehn Unterworfenen würden diesmal stark sein. In dem Sommer, als Bomanz zum Alten Wald gekommen war, lange vor Stances Geburt, hatte er eine Wiederkehr des Kometen gesehen. Das Gräberland hatte von Geistern nur so gewimmelt.
Die Aufregung zog ihm die Bauchdecke zusammen. Jasmine würde das nicht verstehen können, aber dies war der Sommer. Das Ende der langen Suche. Ihm fehlte nur noch ein einziger Schlüssel. Wenn er ihn fand, konnte er die Verbindung herstellen, konnte anfangen, den Gewinn einzustreichen anstatt immer nur einzuzahlen. Jasmine grinste verbittert. »Wie bin ich bloß in diese Lage gekommen? Meine Mutter hat mich noch gewarnt.«
»Wir reden hier von Stancil, Weib. Unserem einzigen Kind.« »Ach, Bo, als ob ich so grausam wäre. Natürlich werde ich ihn willkommen heißen. Habe ich ihn nicht auch lieb?«
»Es würde nicht schaden, wenn du das auch einmal zeigst.« Bomanz musterte die Überreste seines Warenbestandes. »Nichts mehr übrig, nur noch der letzte Müll. Wenn ich an die Buddelei denke, die mir bevorsteht, tun mir die Knochen jetzt schon weh.« Seine Knochen schmerzten ihm vielleicht, aber sein Geist war rege. Die Aufstockung seiner Vorräte gab eine gute Entschuldigung ab, die Ränder des Gräberlandes zu durchstreifen.
    »Na, dann fang doch gleich an.«
»Versuchst mich wohl aus dem Haus zu treiben?« »Würde mich jedenfalls nicht unglücklich machen.« Seufzend überflog Bomanz seinen Laden. Einige halbvermoderte Ausrüstungsgegenstände, zerbrochene Waffen, ein Schädel, den er nicht zuordnen konnte, weil ihm der dreieckige Einsatz fehlte, der die Offiziere der Unterdrückung gekennzeichnet hatte. Die Sammler waren nicht an den Knochen des Fußvolks oder an denen der Gefolgsleute der Weißen Rose interessiert.
Sonderbar, sinnierte er. Warum fasziniert uns das Böse nur so sehr? Die Weiße Rose war heldenhafter als der Dominator oder die Unterworfenen. Bis auf die Männer des Wachwarts haben alle sie vergessen. Aber jeder Bauer kann mindestens die Hälfte der Unterworfenen mit Namen nennen. Das Gräberland, wo das Böse unruhig harrt, wird bewacht, und das Grab der Weißen Rose ist
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