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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen
Autoren: Glen Cook
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ohne sie dabei umzubringen. Allerdings hätte ich ihren linken Arm fixieren sollen. Diesen Arm hob sie jetzt und griff nach Darling. Schweiger und ich wurden davon überrascht. Aber nur einen Augenblick lang. Die Lady zog Darling zu sich. Sie hatte keine Kraft mehr, also muß Darling in gewisser Weise zugelassen haben, daß sie sie heranzog. Dann flüsterte sie: »Der Ritus ist vollständig. Ich nenne deinen wahren Namen, Tonie Fisk.« Darling schrie stumm auf.
Das Nullfeld begann nachzulassen.
Schweigers Miene verdüsterte sich. Eine scheinbare Ewigkeit blieb er unter sichtlichen Qualen stehen, hin- und hergerissen zwischen einem Schwur, einer Liebe, einem Haß, vielleicht auch der Vorstellung von einer Hingabe an eine höhere Pflicht. Tränen zogen ihre Spuren über seine Wangen. Mir wurde ein alter Wunsch erfüllt, und dabei hätte ich fast selbst geweint.
Er sprach. »Das Ritual ist vollendet.« Es fiel ihm schwer, die Worte zu bilden. »Ich nenne deinen wahren Namen, Dorotea Senjak. Ich nenne deinen wahren Namen, Dorotea Senjak.« Ich dachte schon, daß er ohnmächtig zusammensinken würde. Aber das tat er nicht. Die Frauen dagegen schon.
Raven kam immer näher. Also hatte ich noch weitere Probleme über all dem Kummer. Schweiger und ich starrten einander an. Ich vermute, daß meine Miene genauso gequält aussah wie seine. Dann nickte er unter Tränen. Zwischen uns war Frieden. Wir knieten nieder und lösten die Frauen voneinander. Er machte ein besorgtes Gesicht, als ich nach Darlings Hals tastete. »Sie wird sich wieder erholen«, sagte ich zu ihm. Das traf auch auf die Lady zu, aber das war ihm gleich.
    Immer noch frage ich mich, wieviel jede der beiden Frauen in diesem Augenblick erwartet
hatte. Wieviel sie dem Schicksal überantworteten. Dies war ihr Ende als Mächte in der Welt. Darling hatte kein Nullfeld mehr. Die Lady hatte keine Magie. Sie hatten sich gegenseitig neutralisiert.
Ich hörte Schreie. Teppiche regneten herab. All diese Unterworfenen waren von der Lady unterworfen worden, und nach den Geschehnissen auf der Steppe hatte sie sichergestellt, daß ihr Schicksal auch zu dem ihrigen wurde. Also löste sich ihre Macht nun auf, und sie waren bald darauf tot.
Auf diesem Schlachtfeld gab es nicht mehr viel Magie. Auch Tracker war erledigt; der Dominator hatte ihn zu Tode zerfleischt. Ich glaube, er starb glücklich. Aber noch war es nicht zu Ende. Nein. Da war noch Raven. Zwanzig Meter von mir entfernt ließ er Case los und kam wie ein Rachegott näher. Sein Blick war auf die Lady gerichtet, obwohl man an seinem Gang schon sehen konnte, daß er eine Schau abzog, daß er eine Tat begehen wollte, durch die er Darling zurückgewinnen konnte.
Nun, Croaker? Kannst du das zulassen?
Die Hand der Lady erbebte in meiner. Ihr Puls war schwach, aber noch vorhanden. Vielleicht…
Vielleicht bluffte er nur.
Ich nahm meinen Bogen und den Pfeil auf, den ich aus dem Hinker gezogen hatte. »Bleib stehen, Raven.«
Er tat nichts dergleichen. Ich glaube, er hörte mich gar nicht. O verdammt. Wenn er nicht stehenblieb… Es spitzte sich allmählich zu. »Raven!« Ich spannte den Bogen.
Er blieb stehen. Er starrte mich an, als ob er sein Gedächtnis durchstöbern müßte, wer ich eigentlich war.
Das gesamte Schlachtfeld erstarrte. Aller Augen waren auf uns gerichtet. Schweiger setzte Darling wieder ab, nahm ein Schwert auf und stellte sicher, daß er sich zwischen ihr und möglichen Gefahrenquellen befand. Fast war es erheiternd, wie wir wie Zwillinge Frauen beschützten, deren Herzen wir niemals gewinnen konnten. Einauge und Goblin schoben sich langsam in unsere Richtung. Ich wußte nicht, auf wessen Seite sie standen. Das war mir auch egal, sie sollten sich bloß nicht einmischen. Das hier durfte nur zwischen Raven und Croaker ausgetragen werden. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Warum konnte er sich nicht einfach zurückziehen? »Es ist vorbei, Raven. Es wird kein weiteres Töten mehr geben.« Ich glaube, meine Stimme wurde immer höher. »Hast du gehört? Wir haben verloren und gewonnen.«
    Er sah Schweiger und Darling an, nicht mich. Und tat einen weiteren Schritt.
»Willst du denn unbedingt als nächster sterben?« Verdammt, niemand hatte ihn jemals
bluffen können. Konnte ich es? Vielleicht mußte ich das. Einauge blieb in einem vorsichtigen Abstand von drei Metern stehen. »Was machst du da eigentlich, Croaker?«
Ich begann zu zittern. Am ganzen Leib, nur nicht in den Händen und den Armen, obwohl mir allmählich die
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