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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen
Autoren: Glen Cook
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Dinge über Schweiger gesagt, für den sie offenbar Zuneigung empfand, aber auch nicht mehr. Und das hatte sie wirklich wütend werden lassen. Da hatte ich durchs Schlüsselloch gespäht. Und sie hatte sich des längeren und breiteren und in hellem Zorn darüber ausgelassen, daß sie nicht der Preis in irgendeinem Männerspiel sei, wie irgendeine Prinzessin in einem schwachsinnigen Märchen, in dem eine Bande von Freiern durch die Gegend reitet und im Wettbewerb um ihre Hand saublöde Dinge anstellt. Wie die Lady hatte auch sie zu lange die Position einer Anführerin innegehabt, um jetzt eine handelsübliche Frauenrolle einzunehmen. Im Inneren war sie immer noch die Weiße Rose. Also war Raven nicht besonders glücklich. Er war nicht ausgeschlossen worden, aber ihm war recht deutlich gemacht worden, daß er noch einiges vor sich hatte, wenn er irgendwelche Ansprüche stellen wollte.
Die erste Aufgabe, die sie ihm auferlegt hatte, bestand darin, Frieden mit seinen Kindern zu
    schließen.
Der Bursche tat mir beinahe leid. Er kannte nur ein Rollenbild. Das des harten Kämpfers. Und das war ihm fortgenommen worden.
Einauge unterbrach meinen Gedankenfluß. »Das wär’s, Croaker. Das sind alle. Es wird ein Riesenbegräbnis werden.«
In der Tat. »Soll ich als ranghöchster Offizier den Vorsitz leiten? Oder willst du dein Vorrecht als der älteste unserer Brüder ausüben?« »Mach du es.« Er war nicht in der Stimmung, etwas anderes zu tun als dumpf zu brüten. Das war ich auch nicht. Aber zehn von uns waren noch am Leben und von möglichen Feinden umzingelt. Wir hatten Entscheidungen zu treffen. »Also gut. Dies hier ist eine offizielle Zusammenkunft der Schwarzen Schar, der Letzten der Freien Scharen von Khatovar. Wir haben unseren Anführer verloren. Als erstes muß ein neuer Befehlshaber gewählt werden. Dann müssen wir beschließen, wie wir von hier verschwinden. Irgendwelche Vorschläge?«
»Du«, sagte Otto.
»Ich bin ein Wundarzt.«
»Du bist der einzige echte Offizier, der noch übrig ist.« Raven wollte aufstehen.
Ich sagte zu ihm: »Setz du dich hin und halt den Mund. Du gehörst ja nicht einmal hierher. Du hast dich vor fünfzehn Jahren von uns abgesetzt, weißt du noch? Kommt schon, Leute. Wer noch?«
Niemand sagte etwas. Niemand meldete sich freiwillig. Es sah mich auch niemand an. Alle wußten, daß ich den Posten nicht haben wollte. Goblin krähte: »Ist jemand gegen Croaker?« Keiner stimmte gegen mich. Geliebt zu werden ist ein wunderbares Gefühl. Es ist wirklich prächtig, das kleinere Übel zu sein.
Ich wollte ablehnen. Aber das ging nicht. »In Ordnung. Nächster Tagesordnungspunkt. So rasch wie möglich von hier verschwinden. Wir sind umzingelt, Leute. Und die Wache wird bald ihr Gleichgewicht wiederfinden. Wir müssen verschwunden sein, bevor sie nach Sündenböcken suchen. Aber wenn wir erst einmal weg sind, was ist dann?« Niemand meldete sich zu Wort. Diese Männer standen ebenso unter Schock wie die Gardisten.
»In Ordnung. Ich weiß, was ich tun will. Seit undenklichen Zeiten hat es zu den Aufgaben des Chronisten gehört, die Annalen nach Khatovar zu bringen, falls die Schar am Boden liegt oder sich auflöst. Wir liegen am Boden. Ich schlage eine Abstimmung vor, ob wir uns auflösen wollen. Einige von uns haben Verpflichtungen angenommen, die uns in
    Streitigkeiten verwickeln werden, sobald wir keinen gefährlicheren Gegner haben, mit dem
wir uns herumzanken können.« Ich sah zu Schweiger hinüber. Er begegnete meinem Blick. Er hatte gerade seinen Stuhl verrückt, so daß er mehr in der Lücke zwischen Darling und Raven saß. Jeder begriff diese Geste, nur nicht Raven. Ich hatte mich in der Zwischenzeit selbst zum Vormund der Lady ernannt. Wir mußten die beiden Frauen auf jeden Fall so bald wie möglich trennen. Ich hoffte, daß wir die Gruppe wenigstens bis Oar zusammenhalten konnten. Ich wäre sogar zufrieden gewesen, wenn wir bis zum Waldrand zusammenblieben. Wir brauchten jeden Mann. Oder jede Frau. Unsere taktische Lage hätte nicht schlimmer sein können. »Sollen wir uns auflösen?« fragte ich.
Das verursachte Unruhe. Bis auf Schweiger sprachen sich alle dagegen aus. Ich erhob die Stimme: »Das ist ein formeller Antrag. Ich möchte, daß diejenigen mit besonderen Interessen ihrer eigenen Wege gehen können, ohne daß ihnen das Schandmal der Deserteure anhaftet. Das bedeutet nicht, daß wir uns auflösen müssen. Damit meine ich, wir legen offiziell den Namen der Schwarzen Schar ab.
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