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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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ist?«
    Obrowski nahm seine Tasse und blies den Dampf weg. »Wir haben es gerade schon dem Chief erzählt. Gestern Abend waren ein paar Freunde hier zum Essen – nur Emil, Samuel Marx und Rick Profitt. Samuel und Rick wohnen zurzeit bei uns. Sie kommen aus New York City.«
    Handler reichte Clare eine Tasse Kaffee. »Sie betreiben ein kleines Reisebüro. Schicken uns jede Menge Gäste.«
    »Das Ganze war ziemlich spontan, weil wir einen freien Abend hatten. Das ist in dieser Saison eher die Ausnahme. Ich verstehe einfach nicht, wie jemand davon gewusst haben konnte, wenn er gegen Emil Böses im Schilde führte.«
    Russ wechselte sein Standbein. »Ihre anderen Gäste, Marx und Profitt – kannten die Emil bereits?«
    »Nein«, antwortete Obrowski. »Und sie sind auch beide auf ihr Zimmer gegangen, als er weg war. Haben nicht mal was von dem Pick-up mitgekriegt, der hier vorbeifuhr.«
    »Vielleicht sind sie ja hinter Emil her und haben sich die Regenrinne runtergehangelt, während wir vom Abwasch abgelenkt waren. Nicht wahr, Chief?«, sagte Ron. »So wie in diesen britischen Krimis auf PBS.«
    Russ überging diese Bemerkung und sah weiterhin zu Obrowski. »Irgendein Gast, der nicht erschienen ist? Oder haben Sie irgendwelchen Händlern und Vertretern davon erzählt, irgendwelchen Lieferanten?«
    »Nein. Nicht nötig. Ron kann aus allem, was gerade zur Hand ist, eine Fünf-Sterne-Mahlzeit zaubern.« Stephen Obrowski deutete auf den Küchenchef, der sich verneigte. »Natürlich waren auch Paul und unser anderer Gast, Bill Ingraham, eingeladen, aber die mussten beide auf die Bürgerversammlung.«
    »Bill Ingraham?«, sagte Clare. »Der Bauunternehmer?«
    »Richtig. Er wohnt seit letztem Winter mindestens ein Mal pro Monat bei uns.« Obrowski zeigte auf ein Fenster mit Mittelkreuz, das genau über einem Edelstahlbecken lag und den Ausblick auf die Berge umrahmte. »Das Anwesen der Landrys, wo er arbeitet, beginnt zirka eine Meile westlich von uns. Dieses Haus hier war mal ihr Familiensitz. Die Landrys wurden mit Holz und Grundstücksspekulationen reich. Archibald Landry hat sogar eine eigene Eisenbahnlinie in den Adirondack Park gebaut, um Baumstämme und Feriengäste zu transportieren, aber aus den Anschlussgleisen, die andere legen sollten, ist nie was geworden; deshalb enden die Schienen einfach irgendwo in der Wildnis.« Obrowski nippte an seinem Kaffee. »Dann, im Ersten Weltkrieg, starb ein Sohn von ihm. Und beim großen Börsen-Crash ging das meiste vom Familienvermögen den Bach runter. In den Dreißigern haben sie dieses Grundstück verkauft.«
    »Ingraham ist also derjenige, der das neue Hotel baut?«
    »Das neue Luxus-Erholungszentrum«, berichtigte Obrowski. »Sehr interessantes Projekt. Es wird viele Leute und viel Geld herbringen. Viel Reiseverkehr, direkt vor unsere Haustür.«
    »Und er konnte gestern nicht zu Ihrem Abendessen kommen?«
    »Er war auf der Bürgerversammlung, gar keine Frage«, sagte Clare. »Es gab dort ziemlich viel Wirbel um das PCB hier in der Gegend, weil es eventuell aus dem alten Steinbruch auf dem Baugelände kommt. Ingraham stand auf und hat das Projekt in den höchsten Tönen gepriesen, aber er sagte auch, dass er nicht weitermachen würde, falls die Gemeinde eine neue Bodenuntersuchung veranlasst.«
    »Alles, nur das nicht! So etwas wäre ja eine Katastrophe. Hoffentlich trommeln die nicht voreilig die Umweltbehörde herbei. Viele Leute verlassen sich darauf, dass es mit dem Erholungszentrum vorwärts geht.«
    »Nicht zuletzt diese Landry.« Handler verdrehte die Augen.
    »Hör auf mit dem Unsinn. So übel ist die gar nicht.«
    »Joan Crawford auf Hormontherapie.«
    Russ kicherte, und Clare verkniff sich ein Lächeln. »Und was ist mit seinem Partner?«, fragte sie. »Wohnt der auch hier?«
    Handler und Obrowski wechselten einen raschen Blick. »Na ja …«, sagte Obrowski.
    »Früher schon«, antwortete Handler, und der andere seufzte.
    »Sie hatten hier Ende Mai einen Riesenkrach. Die Art, wo Ron und ich uns immer verkriechen. Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«
    Clare stellte ihre Tasse hin. »Aber er war gestern Abend auf der Versammlung. Mr. Ingraham hat ihn vorgestellt.«
    »Er hat was?« Handler betrachtete sie mit großen Augen.
    »Moment. Moment«, lachte Obrowski. »Leicht untersetzter, kräftiger Typ mit ’ner riesigen schwarzen Mähne, so nach hinten gegelt?«
    »Ja, genau. John noch-was.«
    »Opperman. John Opperman.« Obrowski sah grinsend zu Handler. »Sie
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