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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle
Autoren: Karla Schmidt
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erlaubt.
Und jetzt, wo er ungestraft darauf spazieren gehen konnte, bewegte es sich
nicht.
    Irgendwie war die Halle ein bisschen enttäuschend, viel kleiner, als
Simon sie sich vorgestellt hatte.
    Â»Wo kriegt man das Ding wohl an?«
    Matti zuckte die Achseln. »Vielleicht dort oben?« Er zeigte zu den
verglasten Büros hinauf. »Oder irgendwo bei den Terminals?«
    Â»Vielleicht eher dort, wo das Gepäck eingespeist wird, nachdem es
aus dem Flugzeug kommt. Also unten irgendwo?«
    Â»Hm. Dann lass uns da unterm Restaurant durchgehen und dann durch
den Transitgang. Von da kommt man direkt in die Flugzeughallen. Und aufs
Rollfeld. Da stehen angeblich sogar noch kaputte Flugzeuge rum.«
    Â»Haben wir noch so viel Zeit?«
    Â»Klar, locker.«
    Um aufs Rollfeld zu gelangen, brauchten sie den Schlüsselbund, und
Matti reckte eine Faust in die Höhe, als Simon den richtigen Schlüssel fand,
grün markiert, wie die Türen, die den Zugang verschafften.
    Als sie unter dem Flugzeughallendach standen, atmete er tief durch.
    Hier war also die Weite und Erhabenheit, die er mit der Vorstellung
von einem der größten Gebäude der Welt verband. Die Nachtluft war warm, und in
der Ferne erkannte Simon die Straße, die am Rollfeld vorbeiführte, an einigen
weißen und roten Autoscheinwerfern, die vorbeidrifteten, winzig und so weit weg
wie eine ferne Galaxis. Sie standen unter einem ausladenden Vordach, das so
weit über ihnen hing, dass Simon den Laufgang an seiner äußeren Kante zuerst
für eine Verzierung gehalten hatte. Diese offene Halle schwang sich mehrere
Hundert Meter weit in einem großen Bogen am Rollfeld entlang. Über ihnen zogen
weiße Wolken vor dem schwarzen Himmel dahin, und ganz links entdeckte Simon den
ebenfalls schneeweiß schimmernden Radarturm, und an dessen Fuß drei alte
Flugzeuge.
    Â»Dort hinten«, rief Matti im selben Augenblick, als Simon sie
entdeckt hatte, und fuhr dann mit deutlich weniger Begeisterung fort, »dahin
latschen wir aber mindestens zwanzig Minuten.« Er zuckte die Achseln. »Lass uns
gehen.«
    Â»Aber unten lang, ja? Ich will sehen, ob ich die Steuerung für die
Gepäckanlage finde«, sagte Simon.
    Sie fanden ein Tor, das groß genug war, um einen Transportwagen
durchzulassen, und Simon entdeckte nach einigem Suchen auch diesmal den
richtigen Schlüssel – einer von denen, die mit demselben grauen Punkt markiert
waren, wie das Schloss an der Tür. Wenn sie das mit allen Türen hier so
machten, würde es nicht mehr ganz unmöglich sein, sich nach und nach durch den
ganzen Flughafen zu arbeiten. Vielleicht würden sie es ja in den nächsten
Wochen schaffen. Bevor er wieder nach Hause flog. Vorausgesetzt, dass er nicht
erwischt wurde.
    Hinter der Tür fanden sie einen asphaltierten Raum und hinten an der
Wand eine Luke, die mit grauen Plastiklamellen verhängt war. Daneben war eine
uralt anmutende Schalttafel, ganz schlicht mit je einem Kippschalter für An/Aus
und einem für Vorwärts/Rückwärts.
    Â»Ob es noch mehr solcher Eingänge gibt?«, überlegte Simon.
    Â»Klar. Die führen dann da drinnen alle irgendwie zusammen, und dann
kommt alles in der Halle oben raus.«
    Â»Aber wie machen die das, dass sich das Gepäck nicht vermischt? Ich
würde da echt zu gerne mal rein.«
    Matti warf Simon einen schnellen Blick zu, und jetzt war er es, der
so aussah, als ob er sich nicht traute.
    Â»Feige?« Simon grinste.
    Â»Quatsch. Aber unsere Stunde ist gleich um.«
    Â»Ist doch egal. Komm schon.«
    Matti zögerte noch einen Moment, dann entspannte er sich. »Okay. Na
gut.«
    Simon bückte sich, um durch den Lamellenvorhang zu krabbeln, doch
Matti hielt ihn abrupt zurück.
    Â»Warte«, flüsterte er. »Da ist wer. Ich hab Schritte gehört.«
    Simon erstarrte.
    Â»Schnell, da hoch!«, sagte Matti.
    Im nächsten Moment waren sie in einem schmalen Treppenhaus und
eilten, so schnell und leise sie konnten, aufwärts. Hoffentlich kamen sie
irgendwo raus, wo es weiterging, hoffentlich verfransten sie sich jetzt nicht.
Simon drückte sich selbst die Daumen und versuchte, leiser zu atmen, um besser
hören zu können, was um ihn herum geschah.
    Dann waren sie oben, die Tür führte in ein dunkel getäfeltes Foyer.
Das polierte Holz glänzte in dem diffusen Licht, das durch eine breite
Fensterfront vom Rollfeld
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