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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda
Autoren: Liaty Pisani
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die beste Art eingestellt:
durch die Liebe, die in Gang hält Sonn und Sterne.
    Bei dieser
Erinnerung wurde sein Schluchzen noch verzweifelter. Zum ersten Mal hatte er
einen Menschen verloren, den er liebte, und er meinte den Schmerz nicht
aushalten zu können. Zudem bedrückten ihn Schuldgefühle.
    Richard war
gestorben, kurz nachdem Peter ihn am Abend zuvor verlassen hatte, und nun
konnte er es sich nicht verzeihen, nicht länger bei ihm geblieben zu sein. Er
war sicher, dass sein Freund getötet worden war, und in den letzten Stunden
hatte er sich mehr als einmal gefragt, wer ihn so sehr gehasst haben konnte.
Doch er hatte keine Antwort gefunden.
    Während
ihres letzten Treffens war ihm aufgefallen, dass Richard angespannt und besorgt
war, auch wenn er es zu verbergen suchte. Peter kannte ihn zu gut, um sich
täuschen zu lassen. Als sie, nachdem sie in der Brasserie St.   Quentin zu Abend
gegessen hatten, zu seinem Haus in South Kensington zurückgekehrt waren, hatte
der Freund ihn gebeten, im Vorgarten auf ihn zu warten.
    »Bleib
hier, ich gehe schnell rein, um etwas zu holen, ich bin gleich zurück…«, hatte
er mit verschwörerischer Miene zu ihm gesagt.
    Kurz darauf
war er in der Tür wiederaufgetaucht und hatte ihn mit einer Geste aufgefordert,
ihm in die dunkelste Ecke des Vorgartens zu folgen.
    »Hier…«,
hatte er gemurmelt und ihm etwas Flaches in [24]  die Manteltasche geschoben.
»Schick diesen Umschlag gleich morgen los, auf die sicherste und schnellste
Art; welche das ist, entscheidest du. Ich bitte dich, es ist eine Sache von
höchster Wichtigkeit!«, hatte er noch einmal betont und seinen Arm gepackt, um
den Worten mehr Nachdruck zu verleihen.
    Peter
streckte sich auf der Couch aus, zündete sich eine Zigarette an und schloss die
Augen. Er hatte gleich am Morgen getan, was Richard von ihm verlangt hatte. Er
war zum Postamt gegangen, hatte sich nach der sichersten und schnellsten
Versandmöglichkeit erkundigt und sich schließlich für DHL entschieden. Die Sendung würde am nächsten Tag beim Empfänger ankommen. Er zog
den Beleg aus der Tasche seiner Jeans, las noch einmal die Adresse und den
Namen des Empfängers und legte den Zettel auf den niedrigen Couchtisch.
    Peter
wohnte in der Erdgeschosswohnung eines eleganten Hauses in der Kings Road. Er
bemerkte nicht, dass jemand in sein Apartment eingedrungen war, bis plötzlich
zwei Männer im Wohnzimmer standen. Er sprang von der Couch hoch, doch einer der
beiden stieß ihn zurück, so dass er schwer in die Kissen fiel.
    »Ganz brav,
dann tut dir keiner was!«, ermahnte ihn der Korpulentere der beiden mit
drohender Miene. Er war um die dreißig und hatte eine weiße Strähne in seinem
Haar, das ihm in die Stirn fiel.
    »Was wollt
ihr von mir?«, schrie Peter.
    »Du warst
doch der kleine Freund von Lowelly Grey. Wir wissen, dass er dir etwas gegeben
hat, und das wollen wir.«
    [25]  Peter
war derart verwirrt und erschrocken, dass er überhaupt nicht an Richards
Umschlag dachte.
    »Aber ich
habe nichts«, versicherte er.
    »Hör mal,
du kleine Tucke, sieh zu, dass du schnell mit der Sprache rausrückst, sonst
polieren wir dir deine süße Fresse«, drohte ihm der Mann mit der Strähne,
während der andere sich umsah. Dann packte er ihn am Kragen und hob ihn von der
Couch hoch.
    »Los,
rede!«
    »Aber ich
habe nichts!«, wiederholte Peter, während in seinem Kopf die Erinnerung an den
am Morgen verschickten Umschlag auftauchte. Erst da begriff er, dass er
Richards Mörder vor sich hatte.
    Dieser
Gedanke hatte eine außergewöhnliche Wirkung auf ihn. Wie durch Zauberei schwand
die Angst. Er starrte dem Mann, der ihn noch immer hochhielt, in die Augen,
doch in seinem Blick war keinerlei Furcht mehr. Wenn Richard tatsächlich wegen
dieses Umschlags gestorben war, dann würde er alles tun, um dessen Verbleib zu
vertuschen.
    Der Mann
bemerkte die Veränderung. »Sieh mal an, das Fräulein hat ja plötzlich Mumm«,
höhnte er. Dann verpasste er ihm eine Ohrfeige, die ihn zurück auf die Couch
fallen ließ.
    »Jetzt
schlage ich dich grün und blau, und dann wollen wir mal sehen, ob du nicht
redest!«
    Ein
weiterer Schlag traf Peter ins Gesicht, und sein Kopf knallte gegen die
Rückenlehne.
    »Warte,
vielleicht habe ich etwas gefunden«, schaltete sich der andere Mann ein und
beugte sich über den Couchtisch. [26]  »Sieh mal, das ist der Beleg für eine mit DHL verschickte Sendung.«
    Der Mann
mit der Strähne packte Peter wieder am Kragen und sah ihm
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