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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda
Autoren: Liaty Pisani
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genau das machte Tano argwöhnisch. Mit
     einem entschlossenen Schritt nach vorn suchte er ins Nebenzimmer zu kommen.
     Doch der Mann hielt ihn am Arm gepackt.
    »Nicht so
     eilig…«
    [10]  Tano
     spürte, wie ihm der Lauf einer Pistole in die Seite gedrückt wurde. Er entwand
     sich, riss sich los und verpasste dem anderen dann mit einer schnellen Bewegung
     einen Handkantenschlag am Hals. Der Mann war überrumpelt, doch er war ein Profi
     und konnte dem Schlag zum Teil ausweichen, war nur benommen, fiel aber zu
     Boden.
    Dadurch
     hatte Tano einen Vorsprung von wenigen Sekunden. Bevor sein Angreifer wieder
     auf die Beine kam, hatte er den Raum durchquert und das Nebenzimmer erreicht,
     wo er einen anderen Ausgang zu finden hoffte. Es war ein kleinerer Raum mit
     Schaukästen aus Glas, in denen Papiere und Briefe ausgestellt waren. Hinter
     sich hörte er Lärm, der Mann hatte beim Aufstehen irgendetwas umgestoßen. Das
     war ein unerwartetes Glück, mit Sicherheit würde jemand vom Auktionshaus
     herbeigelaufen kommen, um sich den Schaden anzusehen, und seinen Verfolger
     zurückhalten.
    Vor sich
     sah er eine weitere Tür, er öffnete sie, und als er sie wieder schloss,
     entdeckte er, dass der Schlüssel von innen steckte. Er drehte ihn um und fühlte
     sich, wenigstens für den Moment, sicher.
    Erst da
     schaute er sich um: Er war in einen großen Raum gelangt, vielleicht ein Lager,
     wo alle möglichen Antiquitäten herumstanden. In der Mitte war ein Tisch,
     erleuchtet von einer brennenden Lampe, wo sich Akten und Hefte türmten, und auf
     dem Boden standen offene große und kleine Schachteln voller Papiere.
     Irgendjemand schien hier Inventur zu machen.
    Er
     durchquerte das Zimmer und blieb vor dem Notausgang stehen, doch als er die
     Sicherheitsverriegelung öffnen wollte, hörte er Geräusche und Stimmen von
     draußen. Er [11]  machte auf dem Absatz kehrt und verharrte in der Mitte des
     Raums, unentschlossen, was er tun sollte.
    Tano wusste,
     was seine Pflicht war: um jeden Preis verhindern,
     dass der Umschlag in andere Hände fiel. Die Anweisungen waren klar gewesen, und
     es war nicht empfehlenswert, sie zu missachten, sonst würde er sein Leben aufs
     Spiel setzen. Er trat an den Tisch und sah den Katalog der nächsten
     Ausstellung, bei der die Papiere von Arthur Conan Doyle versteigert werden
     sollten. Einem plötzlichen Impuls folgend, versteckte er den Umschlag unter
     einem Stapel von Dokumenten. Er würde, wenn er den Mann erst abgehängt hätte,
     zurückkommen und sich den Umschlag wieder holen.
    Er ging
     eilig zum Notausgang, löste die Verriegelung und fand sich in einem schmalen,
     langen Gang wieder. Er folgte ihm bis zum Ende und kam in einer engen Straße
     heraus. Ein Lastwagen versperrte sie fast vollständig. Zwei Männer in Overalls
     luden Bilder aus einem Container. Unbeirrt setzte Tano seinen Weg fort und
     erreichte schließlich die St.   James Street, war umgeben von Menschen und
     Verkehr.
    Er sah sich
     suchend nach einem Taxi um, während er mit dem Handy Salvatore Partanna anrief.
    »Ich bin in
     diesem Moment aus dem Auktionshaus gekommen«, sagte er, als der Freund sich
     meldete. »Ein Typ hat mich mit der Pistole bedroht, ich musste fliehen und habe
     deshalb die Agenda in einem Lager gelassen, zwischen den Papieren von Conan
     Doyle, die in den nächsten Tagen versteigert werden…«
    Während er
     sprach, bemerkte Tano das schwarze Auto nicht, das neben ihm am Straßenrand
     angehalten hatte. Die [12]  Tür öffnete sich, und irgendjemand zog ihn in den Wagen
     hinein. Gleich darauf fuhr das Auto wieder los, verlor sich im Verkehr, während
     Tanos Handy aus dem Fenster geworfen wurde.

[13]  1
    Richard
Lowelly Grey hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Der Abend war frisch, und
die Straßen von South Kensington waren noch nass vom nachmittäglichen Gewitter.
Er hatte eine Verabredung zum Abendessen mit seinem Freund und früheren Partner
Peter; sie wollten in der Nähe, in der Brasserie St.   Quentin, eine Kleinigkeit
essen. Doch vorher musste Richard das Päckchen verstecken, das er in der Tasche
hatte, zumindest bis zum nächsten Morgen. Dann würde er es im Schließfach
seiner Bank deponieren.
    Als er die
Tür der weißen Villa erreichte, in der er seit zwanzig Jahren wohnte, meinte
er, hinter sich Schritte zu hören. Er wandte sich um, doch die Straße war still
und leer. Nur Mr.   Bellamy, der Antiquar, winkte ihm von der anderen
Straßenseite zur
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