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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda
Autoren: Liaty Pisani
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bedrohlich in die
Augen. »Handelt es sich um das, was der Professor dir gegeben hat?«
    Peter
antwortete nicht, und der Mann schlug erneut zu. Jetzt war er wie betäubt, und
der Kopf tat ihm entsetzlich weh.
    »Ist es
so?«, fragte sein Peiniger noch einmal. »Na los, rede, oder ich breche dir die
Arme!«
    In diesem
Augenblick ging die Türklingel. Hinter der Tür hörte man die schrille Stimme
von Peters Freundin Dorothy, die im Apartment gegenüber wohnte. »Mach auf,
Peter! Ich weiß, dass du mit jemandem reden musst. Ich lasse dich doch in einem
solchen Moment nicht allein, vergiss es…«
    Peter war
heilfroh über die liebevolle Zudringlichkeit Dorothys. Sie würde nicht so
schnell aufgeben, sie war ihm gegenüber sehr beschützend und wusste auch über
seine lange Beziehung mit Richard Bescheid. Tatsächlich fing sie jetzt auch
noch an zu klopfen. »Peter, mach auf. Ich bleibe hier, bis ich sicher weiß,
dass es dir gutgeht«, rief Dorothy.
    Die beiden
Einbrecher wechselten einen Blick, der Mann mit der Strähne lockerte seinen
Griff und ließ Peter zurück auf die Couch fallen.
    »Lass uns
abhauen. Diese Verrückte hört nicht auf herumzuschreien, und auf der Straße ist
zu viel los. Zum Schluss kommt noch die Polizei…«
    Dann
taxierte er Peter. »Du hast Glück gehabt. Kein Wort zu irgendjemandem über uns
oder über den Umschlag, den [27]  du nach Italien geschickt hast, schon gar nicht
zur Polizei. Wenn du redest, erfahren wir es, und dann kommen wir zurück und
machen dich kalt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Peter
nickte, und die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem zufriedenen Grinsen.
    »Gehen
wir«, sagte er zu seinem Komplizen. Ohne Peter eines weiteren Blickes zu
würdigen, wandten sich die beiden dem Schlafzimmer zu. Erst da fiel Peter das
offene Fenster ein, und ihm wurde klar, wie diese Schurken in sein Apartment
eingedrungen waren.

[28]  4
    Ogden
war in Berlin, am Sitz des Dienstes im Nikolaiviertel. Erst wenige Monate zuvor
hatten Stuart und er etwas erfahren, das ihr Leben für immer verändert hatte.
Der Dienst, die mächtigste Söldnerspionageorganisation der Welt, nach dem
Zweiten Weltkrieg von Casparius gegründet und nach dessen Tod von Stuart und
ihm geleitet, war nicht vollständig unabhängig. Wie ein guter Teil der
offiziellen und nicht offiziellen europäischen Institutionen war auch der
Dienst von einer gewissen Geheimgesellschaft abhängig, der europäischen Elite,
einer kleinen, aber ungemein mächtigen Gruppe, die die Finanzmärkte, die
Politik und auch das organisierte Verbrechen auf der halben Welt beeinflusste,
während ein ebenso erheblicher Teil in den Händen der amerikanischen Elite war,
die in einem fortwährenden Konflikt mit den Europäern stand.
    Von dieser
unangenehmen Realität zu erfahren war für die beiden Chefs des Dienstes
schockierend gewesen, doch sie konnten nichts anderes tun, als die Tatsache zu
akzeptieren, weil der Dienst andernfalls zerschlagen und sie eliminiert worden
wären.
    Trotz allem
war die Arbeit des Dienstes in den Monaten nach dieser Enthüllung wie immer
vonstattengegangen, ohne Einmischung oder Beeinflussung. Seine üblichen [29]  Auftraggeber,
Regierungen, Holdinggesellschaften, Parteien, gekrönte Häupter, Oligarchen und
diese ganze mehr oder weniger verborgene Welt, die den Planeten regierte,
hatten Leistungen des Dienstes angefordert und erhalten, ohne dass die Elite
sich einmischte. Der Dienst war, wie es seinerzeit Giorgio Alimante, der Mann
an der Spitze der europäischen Elite, zu verstehen gegeben hatte, »ihre Blume
im Knopfloch« geworden, ein geheimer Söldnerdienst, an den sich die Mächtigen
der Erde bei ihrem unaufhörlichen blutigen Schachspiel wenden konnten, ohne
ihren Regierungen ganz oder halboffiziell Rechenschaft abzulegen. Ogden und
Stuart wussten jedoch, dass ihre Handlungsfreiheit jederzeit zur Diskussion
gestellt werden konnte – und ebenso ihr Leben.
    Ogden
betrat Stuarts Büro: »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Alles in
Ordnung«, antwortete Stuart und hob den Blick von den Papieren, die vor ihm
lagen. »Das Einsatzteam ist auf dem Rückweg von Madrid. Alles ist wie geplant
gelaufen.«
    »Gut.«
Ogden nahm ihm gegenüber Platz. »Ein Attentat in letzter Minute zu vereiteln
befriedigt einen dann doch. Wohin haben sie die Gefangenen gebracht?«
    Stuart hob
die Brauen. »Da fragst du mich zu viel. Wir haben sie den Engländern
übergeben.«
    »Man kann
ja schon davon ausgehen, dass sie schuldig sind«,
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