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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda
Autoren: Liaty Pisani
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sie an, »dass du da bist, ist das Einzige, was mich
trösten kann. Dafür bin ich dir dankbar.«
    Sie aßen
beinahe schweigend und stimmten sich nach dem Kaffee für den Abend ab. Nachdem
sie sich verabschiedet hatten, nahm Verena ein Taxi zum Kongress, und Astoni
machte sich zu Fuß auf den Nachhauseweg.

[37]  6
    Stuart
und Ogden kamen am Nachmittag auf dem Flughafen Torino-Caselle an. Ein Wagen
erwartete sie an ihrem Jet, um sie in die Turiner Hügel zu bringen, zum Landgut
der Familie Alimante.
    Ogden hatte
Verena nicht mitgeteilt, dass er nach Turin kommen würde, denn er wollte sie
lieber überraschen. Am Telefon hatte sie ihm von ihrem literarischen Kongress
und von der Eiskunstlaufgala erzählt, zu der sie am Abend mit Paolo Astoni
gehen würde. Daher hatte er beschlossen, sie erst nach der Veranstaltung
anzurufen, um ihre Pläne nicht durcheinanderzubringen.
    Es war eine
kurze Fahrt zum Landgut der Alimante, und nach wenig mehr als einer halben Stunde
erreichten sie das von noch verschneiten Alpengipfeln umgebene Dorf. Nachdem
sie die Häuser hinter sich gelassen hatten und etwa einen Kilometer gefahren
waren, kamen sie vor einem imposanten schmiedeeisernen Tor an. Der Wachmann
kontrollierte ihre Papiere, telefonierte mit dem Haus und ließ sie dann
passieren. Am Ende der langen Allee, die durch einen regelrechten Park führte,
hielten sie schließlich vor dem Eingang einer eindrucksvollen Villa aus dem 17.
Jahrhundert an. Dort empfing sie ein Diener in Livree, der sie einließ.
    [38]  Die
Eingangshalle war kreisförmig, groß wie ein Tanzsaal und dominiert von einer
geschwungenen Treppe aus rosa Marmor, die zu den oberen Stockwerken führte;
durch die hohen, zweibogigen Buntglasfenster drang mildes Sonnenlicht; der Raum
mit einem schwarzweißen Steinfußboden im Schachbrettmuster, eingerichtet mit
wenigen antiquarischen Stücken und alten Porträts an den Wänden, hatte etwas
Mittelalterliches, belebt nur durch die Blumensträuße, die hier und da auf den
wertvollen Möbeln standen.
    »Der
jahrhundertealte Reichtum der Alimante in seiner ganzen Pracht«, murmelte
Stuart und zwinkerte Ogden zu.
    »Folgen Sie
mir bitte, meine Herren«, forderte der Diener sie auf und ging ihnen zu einer
Doppeltür aus massivem Holz voraus.
    »Schon gut,
Egidio, ich kümmere mich um die Herren«, sagte eine Stimme von oben.
    Ogden und
Stuart wandten sich um und sahen Alimante die Treppe herunterkommen. Er
lächelte. Die Erscheinung des Italieners schien einer der zahllosen
Hochglanzzeitschriften zu entspringen, die ihm seit Jahrzehnten lange Berichte
widmeten und dazu beigetragen hatten, dass er zu einer der bekanntesten und am
meisten bewunderten Persönlichkeiten auf der ganzen Welt geworden war. Und
tatsächlich machte er auch mit über siebzig noch eine gute Figur: Groß und
schlank, diskret gebräunt und mit silbernem Haar, trug er auf seine lässige Art
eine sportliche, gutgeschnittene Kombination.
    »Liebste
Freunde, wie schön, Sie wiederzusehen!«, rief er aus und kam mit ausgestreckter
Hand auf sie zu. »Danke, [39]  dass Sie so rasch auf meinen Hilferuf reagiert
haben. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Ogden und
Stuart wechselten einen einverständlichen Blick. Sie fanden es immer peinlich,
dieses Theater mitmachen zu müssen, das Alimante jedoch gern jedes Mal von
neuem aufführte, als könnten sich die beiden Chefs des Dienstes tatsächlich
seinen Befehlen entziehen. Doch trotz allem war dieses höflich-formelle
Benehmen nicht zu verachten, denn es machte ihnen ihre Pflichten ihm gegenüber
weniger schwer.
    »Hatten Sie
eine gute Reise?«
    »Sehr gut,
danke«, sagte Stuart, während sie ein großes Arbeitszimmer betraten, das
nüchtern und modern eingerichtet war. Die Möbel waren aus Stahl und Glas, die
Sitzgruppe aus schwarzem Leder. Auf einem langen Tisch an der Wand stand eine
gewaltige elektronische Anlage. Nur die großen Fenster hatten noch die alten
bunten Scheiben mit faszinierenden Darstellungen von Rittern in
silberglänzenden Rüstungen auf rotbraunen Pferden in einer idyllischen
Hügellandschaft.
    Alimante
ließ sie Platz nehmen und setzte sich ihnen gegenüber hin. »Kann ich Ihnen
etwas anbieten? Einen Kaffee, sonst etwas zu trinken?«
    »Ein Kaffee
wäre schön, danke«, sagte Ogden, und Stuart nickte.
    Alimante
griff zu einem Telefon und gab ihre Wünsche durch, dann wandte er seinen Blick
erneut den beiden zu.
    »Mein
Kompliment für die Arbeit, die Sie in Frankreich und in Madrid
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