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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda
Autoren: Liaty Pisani
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haben.«
    »Wir danken
für das Telegramm«, sagte Ogden. »Das war sehr freundlich…«
    [40]  »Sie
wissen ja, wie sehr ich die Professionalität des Dienstes bewundere«, sagte
Alimante mit einem gewinnenden Lächeln und seinem vornehmen Akzent. »Aber nun
wollen wir über den Grund sprechen, weshalb Sie hier sind, im Haus meiner
Familie. Ich hätte Sie auch in meinem Büro in Turin empfangen können, doch ich
wollte Ihnen den Ort in diesem wundervollen Tal zeigen, den die Alimantes seit
Generationen als ihr wahres Zuhause betrachten.«
    »Ein
wirklich einzigartiger Ort«, bemerkte Stuart kalt, um dann schroff zu fragen:
»Warum haben Sie uns hergerufen?«
    Gekränkt
durch diesen Mangel an Takt, sah Alimante ihn an, lächelte jedoch gleich
wieder. Das war das Spiel, das sie seit Monaten spielten: Ogden tat so, als sei
er der Nachgiebigere von ihnen beiden, während Stuart seinen Widerwillen
hinsichtlich der abhängigen Position, in der sie sich befanden, stets offen zur
Schau stellte. Es war eine Strategie, die sie nach den Ereignissen in Venedig
vereinbart hatten und die darauf abzielte, Alimante glauben zu machen, dass sie
über die Elite unterschiedlich dachten; und bisher schien diese Taktik
erfolgreich zu sein.
    Diese
Entscheidung hatte sich daraus ergeben, dass Alimante ihnen gegenüber einmal
etwas gesagt hatte, was für einen Mann wie ihn eher ungewöhnlich war. Der
Italiener schien Stuarts Haltung als Zeichen von Ehrlichkeit und Unabhängigkeit
zu betrachten, und das schätzte er, während es Ogden seinerseits gelungen war,
Alimante zu überzeugen, dass er sich inzwischen mit der Situation abgefunden
hatte und seine Zugehörigkeit zur Elite im Grunde zu würdigen wusste.
    [41]  Alimantes
Hochachtung für sie war jedenfalls aufrichtig, denn eigentlich mochte er es,
dass die beiden von ihm so geschätzten Agenten sich nicht untertänig
verhielten, wie alle anderen es taten.
    Der Diener
brachte ein Tablett mit drei Tassen Kaffee, und als er wieder gegangen war, sah
Alimante die beiden ernst an.
    »Vor ein
paar Tagen ist Richard Lowelly Grey in London auf barbarische Art ermordet
worden. Er war der weltweit wichtigste Experte für Arthur Conan Doyle und
dessen Figur Sherlock Holmes. Richards Vater, seinerseits ein bedeutender
Professor in Oxford, hat sich während meiner College-Jahre um meine Bildung
gekümmert. Er war für mich sehr wichtig, und ich habe ihn nie vergessen.«
    Alimante
schwieg, und die beiden Agenten wechselten einen schnellen Blick. Sollte es
möglich sein, dass der eiskalte Alimante Gefühle für irgendjemanden gehegt
hatte? Es schien so, denn sein Blick war tatsächlich vor Trauer verschleiert,
als er sich an Lowelly Greys Vater erinnerte.
    »Ja, ich
habe die Nachricht in den Zeitungen gelesen. Grey hat in seinem Haus durch eine
Garrotte den Tod gefunden. Mord oder Selbstmord, das ist noch nicht klar«,
bemerkte Stuart.
    »Es war
Mord«, sagte Alimante, ohne zu zögern. »Den irgendjemand als wahnsinnigen
Selbstmord hinstellen will. Tatsächlich hat derselbe schwachsinnige Journalist
geschrieben, Richard hätte wegen einer Versteigerung, bei der ein Doyle-Archiv
unter den Hammer kommen würde, den Kopf verloren. Doch nicht genug damit, er
unterstellt weiter, Lowelly Grey habe wie in einer berühmten Erzählung von [42]  Arthur
Conan Doyle seinen Selbstmord als Mord inszenieren wollen, um seinen Tod einem
mysteriösen Amerikaner anzulasten, der ihn nach verschiedenen Zeugenaussagen in
der letzten Zeit verfolgt haben soll. Natürlich wusste ich, dass Richard sich wegen
der Versteigerung Sorgen machte, das hat mir seine Schwester, mit der ich
telefoniert habe, bestätigt; doch das waren die Sorgen eines Wissenschaftlers,
der sich von gierigen Privatleuten eines Archivs beraubt sieht, das an die
British Library hätte gehen sollen. Richard hatte vom Auktionshaus Sommer’s die
Erlaubnis erhalten, das Archiv vor der Versteigerung zu sichten, und das hatte
ihn ein wenig aufgeheitert. Seine Schwester hat mir gesagt, dass er am
Nachmittag ebendes Tages, an dem er getötet wurde, zu Sommer’s gegangen sei, um
die Dokumente zum zweiten und letzten Mal in Augenschein zu nehmen.«
    Es folgte
ein kurzes Schweigen. Wenn Alimante seiner Behauptungen so sicher war, musste
er einen Grund dafür haben.
    »Ich habe
Sie herbestellt«, fuhr der Italiener fort, »weil ich wissen will, wer ihn
getötet hat und aus welchem Grund. Die Mörder haben irgendetwas gesucht, einer
unserer Leute bei
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