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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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zu, der Riegel wurde zurückgeschoben. Eirik drängte sich an dem Mann vorbei und schritt zum Haupthaus.
    In der Halle waren die Feuer heruntergebrannt, und ein paar Mägde lagen auf den Bänken, rührten sich verschlafen, als er von einer zur nächsten ging. Nichts. „Wo ist er?“, fragte Eirik. Stumm wies das Männchen, das ihm gefolgt war, zur Decke.
    Jetzt hörte Eirik es auch. Ein Wimmern wie von einem gequälten Tier.
    Rasch eilte er die Treppe hinauf, folgte den Geräuschen – das Wimmern vermischte sich jetzt mit dem harschen Geräusch einer hinabsausenden Peitsche und dem klatschenden Laut, wenn Leder auf Haut traf – und atmete ein letztes Mal durch, ehe er die Tür zu der Kammer aufstieß.
    Ihm bot sich ein bizarres Bild.
    Eine Zwergin hockte nackt auf dem Schoß eines hünenhaften Kerls, der mit Stricken an die Pfosten der Bettstatt gefesselt war. In der Hand hielt die Zwergin eine kleine Peitsche und schwang sie munter über der Brust ihres Opfers. Sein Schwanz ragte erigiert zwischen ihren Pobacken hervor.
    Nun, das erleichterte die Angelegenheit ungemein.
    Die Zwergin wandte sich zu ihm um.
    „Weiter!“, brüllte der Hüne, doch zog sie es vor, von ihm herunterzusteigen, vom Bett zu klettern und sich in eine Ecke zurückzuziehen.
    Eirik trat ans Bett. Er musterte den Mann. Hätte er nicht gefesselt auf dem Bett gelegen, hätte er selbst auf Eirik bedrohlich gewirkt. So dachte er nur, wie jämmerlich er aussah, zumal seine Erektion in sich zusammensank, als er Eirik sah.
    „Valdimar Tindursson, wenn ich mich nicht täusche?“
    „Und du? Eirik Hallgrimsson? Warum bist du hier?“
    „Ich vermute, das wissen wir beide.“ Eirik schaute sich um. Ein Schemel stand in der Ecke. Er nahm ihn und setzte sich, ohne Valdimar aus den Augen zu lassen. „Mir wäre daran gelegen, wenn du ein Wissen für dich behalten würdest, das meinem Weib schaden könnte.“
    „Du meinst die rothaarige Hexe?“
    „Ich wäre an deiner Stelle nicht so mutig mit meinen Worten.“
    Valdimar schwieg.
    „Und ich glaube, es wäre auch nicht spaßig, wenn deine Geschäftspartner erführen, womit du deine Nächte verbringst.“ Eirik maß die Zwergin mit einem langen Blick.
    „Lass sie aus dem Spiel!“ Valdimar zerrte an seinen Fesseln, während die Kleinwüchsige versuchte, sich noch kleiner zu machen. „Sie hat nichts damit zu tun.“
    „Nein, und du hast auch nichts damit zu tun. Wenn ich irgendwo in Kiew in den nächsten Monaten hören sollte, dass mein Weib eine Sklavin ist, werde ich kommen und dir die Zunge herausreißen, Valdimar Tindursson. Und lass die Finger von Freya. Sie tut dir nicht gut.“ Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: „Sie hat noch nie einem Mann gutgetan.“
    „Du urteilst hart.“
    „Sagen wir einfach, ich habe meine Erfahrungen gemacht. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“
    Valdimar nickte zögernd.
    Eirik warf einen letzten spöttischen Blick auf sein nacktes, geschrumpftes Geschlecht. „Dann lass dich weiter von einer Zwergin züchtigen, wenn es das ist, was du brauchst.“
    Er ging.
    Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Valdimar, Sklavenhändler und ein riesiger Kerl, kräftig und durchaus ansehnlich, ein Mann also, der sich die Frauen aussuchen konnte, wollte von einer Zwergin gezüchtigt werden. Wie klein konnte sich ein Mann vor einer Frau machen? Tat er es, um seine Macht gänzlich abzugeben? Oder wollte er wissen, was es hieß, Gefangener des eigenen Schmerzes zu sein?
    Nun, ihn kümmerte es nicht. Er hatte getan, was er tun wollte. Und Erleichterung durchflutete ihn: Er war nicht gezwungen, Gewalt anzuwenden. Das hatte er gehofft, um Johannas willen gehofft, denn sie war so sehr von Gewalt gezeichnet, dass er sich schwor, nie wieder zum Schwert zu greifen – es sei denn, um ihr Leben zu verteidigen.
    Sie schreckte hoch. Hatte sie da ein Geräusch gehört?
    Schritte.
    Johanna setzte sich auf und fuhr sich über das müde Gesicht. Sie war eingeschlafen. Hallgrim schlief noch; sein Atem ging rasselnd.
    Sie lauschte. Dann schob sie sich vom Bett, trat an die Tür und spähte hinaus.
    Im Gang war es finster. Es konnte noch nicht spät sein; die Sonne war noch nicht aufgegangen.
    Die Gestalt am anderen Ende des Gangs vor der Kammer, in der sie mit Eirik nächtigte, blieb stehen. Wandte sich halb zu ihr um.
    Er sah so schrecklich müde aus.
    „Geht es Hallgrim gut?“, fragte er.
    Sie nickte stumm.
    „Wo warst du?“, fragte sie bang. War er die ganze Nacht da
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