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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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war Leidenschaft. Was die beiden verband, war Liebe, deren höchste Form sie durch die Lust erlebten.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken, ob Eirik sie je so angesehen hatte. Vermutlich nicht. Aber in diesem Augenblick genügte es ihr, den beiden Liebenden zuzusehen und zu spüren, wie es sein konnte.
    Sie kam. Schloss die Augen, ritt auf der Welle der Lust und seufzte leise, das Gesicht in die Matratze gepresst. Um sie wurde es still.
    Als sie die Augen wieder öffnete, waren Eirik und Johanna fort. Sie lag allein im Bett, und kalt wehte der Wind durch die offene Fensterluke. Freya rollte sich auf die Seite, zog die Decke über sich und wartete auf den Schlaf.
    Zum ersten Mal seit Monaten wurde ihr eine ungestörte, ruhige Nacht beschert. Sie schlief bis zum nächsten Morgen.
    Er atmete tief durch, ehe er die Tür zu Freyas Kammer öffnete.
    Du wirst dich auf keine Diskussionen einlassen, Eirik Hallgrimsson. Sie hat kein Recht auf dich, erst recht nicht, wenn sie dich erpressen will.
    Ein Talglicht blakte auf dem Tischchen neben der Bettstatt und flackerte im Zug der eisigen Luft, die durch die offene Luke eindrang und das Pergament blähte. Eirik trat ans Fenster, hakte das Pergament aus und schloss die Lade. Dann erst wandte er sich zum Bett um.
    Unter einem Berg Decken vergraben lag Freya. Ihre Wange ruhte auf den Händen, ihr Gesicht wirkte friedlich und entspannt vom Schlaf. Sie lächelte sogar leise, als wäre sie mit einem schönen Gedanken eingeschlafen.
    Eirik betrachtete sie. Er widerstand dem Impuls, sich zu ihr zu setzen und sie zu wecken. Wenn sie schlief, schien alles in Ordnung zu sein, oder? Dann brauchte er sich mit ihr nicht auf eine Diskussion einzulassen, warum er nicht das Lager mit ihr teilen würde, auch wenn er es ihr am Nachmittag noch versprochen hatte.
    Da war ich blind aus Sorge um Johannas Ruf. Ich habe gefürchtet, man könnte sie wegen ihrer Herkunft verachten.
    Aber ihm war etwas klar geworden, als er den Rest des Tages damit zubrachte, nach einem Ausweg zu suchen. Er konnte Johanna nicht für alle Zeit beschützen. Irgendwann käme jemand und würde ihr Geheimnis lüften. Manche Dinge ließen sich nicht auf ewig verheimlichen, und dass sie als Sklavin nach Byzanz gekommen war, wäre eines dieser Geheimnisse, die immer ihren Weg ans Licht finden würden.
    Nein, er würde mit dieser Wahrheit anders umgehen. Er würde sie nicht als Geheimnis wahren, sondern jedem entgegenwerfen, der an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zweifelte.
    Seht her, sie war eine Sklavin, ich weiß davon. Es ist mir egal. Unsere Liebe ist stärker. Und ihr tätet gut daran, zu vergessen, wer sie war.
    Er ließ sich nicht erpressen. Johanna hatte viel durchgemacht, und sie verdiente, dass ein Mann sich um sie kümmerte, sie liebevoll davor bewahrte, wieder im Dunkel zu versinken, das sie in den letzten Wochen umhüllt hatte.
    Er war dieser Mann.
    Und weil er diese Entscheidung getroffen hatte, gab es für ihn noch etwas zu tun.
    Ehe er ging, warf er einen Blick in Hallgrims Kammer. Johanna hatte sich am Fußende der Bettstatt eingerollt, ihren Mantel fest um sich gewickelt. Als er in der Tür auftauchte, flatterten Hallgrims Augenlider. Die beiden Männer tauschten wissende Blicke. Dann ging Eirik.
    Der Schneefall war stärker geworden. Schon lag das pulvrige Weiß knöcheltief, und als Eirik hügelan stapfte, vermeinte er ein leises Summen über der Stille zu vernehmen. Wölfe heulten vor den Toren der Stadt, und vom Hafen drang das Grölen der Besoffenen.
    Er hielt nicht inne. Den Weg hatte er sich von Oluf beschreiben lassen, der auch so manch andere Frage zu beantworten wusste. Zum Beispiel die Frage, wer von den Männern, die im Haus seines Bruders ein- und ausgingen, mit Sklaven handelte.
    Es gab nur einen.
    Valdimar Tindursson.
    Mehr musste Eirik nicht wissen.
    Das Haus war zu dieser späten Stunde verschlossen, das hohe Tor zum Innenhof verriegelt. Eirik scherte sich nicht darum. Er hob die Faust, hieb auf das Tor ein, dass es erbebte. „Hey!“, rief er, als nach einer Weile noch immer niemand öffnete. „Hey, lasst mich ein!“
    Ein Fluchen, schlurfende Schritte. Eirik lauschte. Sein Atem bildete weiße Wolken vor seinem Mund. Er straffte sich.
    Eine Luke wurde aufgeschoben, ein verhutzeltes Gesicht schaute heraus.
    „Was wollt Ihr zu so später Stunde hier?“
    „Dein Herr erwartet mich.“
    Kurz zögerte die Person – war es ein Mann oder ein altes Weib? –, dann ein Nicken. Die Klappe schlug
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