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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien
Autoren: Iny Lorentz
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sich so nahe an ihn heran, dass die übrigen Franken nervös wurden.
    Konrad befahl seinen Leuten mit einer Handbewegung, die Schwerter wegzustecken, und reichte seine Waffe Just. »Reinigedie Klinge vom Blut dieses Verräters. Maite wollte ihn wegen der Verwandtschaft am Leben lassen. Doch der Mann hat den Tod gesucht.«
    »Er hat als Hund gelebt und ist als solcher gestorben«, sagte Danel und versetzte Okins Leichnam einen Tritt.
    Andere wollten es ihm nachmachen, doch Maite hob die Hand. »Halt! Er war der Bruder meiner Mutter. Begrabt ihn, wie es sich gehört. Für morgen will ich die Ältesten des Stammes in mein Haus einladen, damit mein Mann und ich uns mit ihnen beraten können.«
    Bei diesen Worten atmeten die Dörfler auf. Damit hatte Maite ihnen bewiesen, dass ihre Meinung auch in Zukunft etwas galt. Drei Männer packten Okins Rumpf und schleiften ihn nach draußen. Ein Junge klemmte sich den Kopf unter den Arm und folgte ihnen ebenso wie der Priester, den Maite und Konrad mitgebracht hatten.
    Okins Frau Estinne machte zuerst Anstalten, der Gruppe zu folgen, kehrte dann aber um und blieb mit versteinertem Gesicht vor Maite stehen. »Ich will mit meinem Sohn zu meinen Verwandten nach Nafarroa gehen!«
    »Ich halte euch nicht auf!« Maite fühlte wenig Mitleid mit ihrer angeheirateten Tante. Sie wusste nicht, ob diese in Okins Verrat eingeweiht gewesen war, aber die Frau mit ihrem übersteigerten Ehrgeiz war in jedem Fall mitschuldig an seinen schlimmen Taten gewesen. Ihr selbst hatte die Tante keinerlei Liebe entgegengebracht, sondern sie je nach Laune als Hindernis oder als Mittel zum Zweck für den Aufstieg des eigenen Sohnes angesehen.
    Daran erinnerten sich nun auch die anderen Dörfler. Sie kamen auf Maite zu und ergriffen ihre Hand oder wenigstens ihr Kleid, um sie willkommen zu heißen.
    Eine der alten Frauen, deren Sohn damals mit Maites Vater zusammen umgekommen war, weinte ungehemmt. »Jetzt kannmein Junge endlich beruhigt vor seinen himmlischen Richter treten. Sein Tod ist gesühnt.«
    Einer der Stammesältesten legte der Frau die Hand um die Schultern. »Nun werden auch die alten Gesetze wieder erfüllt. Ikers Blut wird unseren Stamm weiterführen!«
    »Ich hoffe, dass ich in weniger als sieben Monaten einen Sohn zur Welt bringen werde«, erklärte Maite mit einem versonnenen Lächeln.
    Konrad riss es herum. »Was sagst du da?«
    »Sieht aus, als würdest du Vater!« Danel grinste breit, stieß Konrad an und meinte, dass diese Nachricht wohl einen Schluck Wein wert wäre.
    »Wenn es welchen zu kaufen gibt, soll es daran nicht scheitern!« Konrad hatte es kaum gesagt, als die anderen zu lachen begannen.
    »In Okins Keller liegt genug Wein, um die Bewohner von fünf Dörfern betrunken zu machen. Wir sollten ihn trinken, bevor die Männer aus Guizora und den anderen Orten kommen und mithalten wollen.« Der Sprecher lachte wie befreit auf. Der Schatten, der seit Ikers Tod auf dem Stamm gelastet hatte, war endlich verflogen.
    Währenddessen musterte Danel Konrads Begleiter mit prüfendem Blick. »Wenn einer von denen Lust hat, hier zu bleiben und eines unserer Mädchen zu heiraten, haben wir nichts dagegen. Nicht wenige von uns sind in der Schlucht von Roncesvalles umgekommen.«
    »Sie werden bleiben – und wie ich an ihren Blicken sehe, scheinen eure Mädchen ihnen zu gefallen.« Konrad war erleichtert, dass bis auf einen Augenblick des Schreckens alles gut verlaufen war. Er sah Maite an, die mit Tränen in den Augen über das Dorf blickte, und fühlte, dass sie glücklich war, wieder zu Hause zu sein und ihr erstes Kind hier zur Welt bringen zu können.
    »Glücklich?«, fragte er sie.
    Maite nickte und wischte sich über die Augen. »Ich bin glücklich und hoffe, du bist es auch.«
    »Warum sollte ich es nicht sein? Du bist bei mir! Über das Kind müssen wir aber noch sprechen.«
    »Wird es ein Junge, werden wir ihn Iker nennen nach meinem Vater, wird es ein Mädchen, so soll es den Namen meiner Mutter tragen!«
    Konrad sah für den Augenblick so verdattert drein, dass die Umstehenden zu feixen begannen.
    »So ist sie, unsere Maite von Askaiz. Daran wirst du dich gewöhnen müssen!«
    »Ach, das hat er schon längst«, rief Maite übermütig.
    Konrad schwankte, ob er sie dafür am Abend übers Knie legen oder doch besser küssen sollte. Aber er wurde nicht zum ersten Mal von ihr überrumpelt, denn sie stieg ab und küsste ihn vor allen.

Historischer Hintergrund
    A
m Ende der Völkerwanderung
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