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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien
Autoren: Iny Lorentz
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vorhin aufmerksam geworden war. Ich hätte das Dorf doch warnen sollen, fuhr es ihm durch den Kopf, während er die Reiter mit einer Mischung aus Angst und Wut musterte. Ein paar von ihnen kannte er. Es waren Gascogner, die mit ihm und den anderen zusammen Rolands Schar vernichtet hatten. Zu seiner Überraschung ritten sie nun Sattel an Sattel mit Franken. Deren Anführer war ebenfalls kein Fremder, sondern der Mann, der Unais Stamm um seine Vorräte gebracht hatte. Das letzte Mal hatte Danel ihn als Fadl Ibn al Nafzis Sklaven gesehen. Anscheinend hatten Maite und er sich nach dessen Tod zusammengetan und waren gemeinsam geflohen.
    »Wie du siehst, ist alles gutgegangen, Konrad!« Aus Maites Worten sprach der Stolz über die geglückte Überrumplung des Wächters.
    Danel wurde vor Wut und Scham hochrot, während der Franke sich kurz zu der jungen Frau hinüberbeugte und sie auf die Wange küsste. Dann winkte Konrad seinen Männern, ihm zu folgen. Es waren mehr als dreißig Reiter, jedoch nicht alles Krieger. Es gehörte ein Geistlicher zu der Gruppe sowie ein Junge, der einen großrahmigen Hengst ritt, welcher eines Stammesführers würdig gewesen wäre, obwohl seine Beine nicht tiefer reichten als dessen Bauch.
    Der Junge grinste Danel an und forderte ihn auf mitzukommen. Zur Überraschung des Wächters sprach er die waskonische Sprache beinahe akzentfrei.
    Just amüsierte sich über die Verwirrung des Waskonen, war aber froh, dass dieser anstandslos gehorchte.
    Danel hob seinen Spieß auf und schlug dann einen strammen Laufschritt ein, um mit den Pferden mithalten zu können. Auch wirkte er weniger erschrocken als überrascht, und er blickte immer wieder zu Maite hoch, die zusammen mit Konrad an der Spitze ritt.
    Der Weg machte eine letzte Biegung, und dann lag Askaiz vor ihnen. Es war fast wie damals bei Graf Roderich. Die Reiterschar tauchte so überraschend vor dem Dorf auf, dass den Bewohnern keine Zeit blieb, das Gattertor in der Umfriedung zu schließen. Während die Männer wie aufgescheuchte Hühner umherrannten, rafften die Weiber ihre Kinder an sich und verschwanden in den Häusern. Die Reiter hielten auf dem Dorfplatz an, zogen die Schwerter und bildeten einen Kreis.
    Wären die Dorfbewohner rechtzeitig gewarnt worden, hätten sie die Reiter hindern können, Askaiz zu betreten. Auch wäre ein entschlossener Anführer auch jetzt noch in der Lage gewesen, seine Leute zu sammeln und gegen die Franken zu führen.
    Doch als einer seiner Getreuen Okin aus seinem Haus holte, wirkte dieser völlig verwirrt. Entgeistert starrte er die fränkischen Reiter an, die in ihren Schuppenpanzern und den geschwungenen Helmen bedrohlicher wirkten als einst Graf Roderichs Mannen, und wunderte sich ebenfalls über die Anwesenheit eines knappen Dutzend Gascogner in deren Reihen.
    Dann sah er Maite vor sich, die mit eisiger Miene auf ihn zuritt.
    »Aber das ist unmöglich!«, schrie er auf.
    »Wie du siehst, Oheim, bin ich auch diesmal zurückgekehrt. Es hat dir nichts gebracht, mich an Fadl Ibn al Nafzi zu verkaufenwie ein Stück Vieh!« Maite sprach so laut, dass alle im Dorf es hören konnten. Ihre Stimme vibrierte dabei vor Hass, und für einen Moment sah es so aus, als würde sie ihr Schwert hochreißen und ihren Onkel niederschlagen. Sie bezwang sich jedoch und richtete ihre Worte an die Menschen ihres Stammes.
    »Dieser Mann«, Maite richtete die Schwertspitze auf Okin, »hat mich nach Córdoba gelockt und mich dort Fadl Ibn al Nafzi, den selbst die Mauren einen Schlächter nennen, in die Hände gespielt. Waskonen, welche Strafe gebührt einem Mann, der eine freie Stammesschwester an die Mauren verkauft?«
    »Das ist doch Unsinn!«, brüllte Okin, bevor jemand antworten konnte. Doch als er sich umsah, wirkten die Gesichter der meisten Stammesmitglieder nachdenklich, und in einigen Augen las er Verachtung.
    »Stimmt das, Maite?«, fragte Danel, der genau wusste, dass Okin ihn zur Verantwortung ziehen würde, weil er das Dorf nicht gewarnt hatte.
    »Wenn euch mein Wort nicht genügt, so fragt diesen Franken hier an meiner Seite. Erinnert ihr euch nicht? Er wurde ebenso wie ich nach dem Gemetzel von Roncesvalles nach Süden gebracht.«
    Einige nickten, und Danel zeigte auf Konrad. »Dies ist der fränkische Anführer, der Abdul den Berber getötet hat!«
    »Ja, so ist es. Wir sind gemeinsam der Sklaverei entflohen. Wenn ihr noch eine weitere Zeugin hören wollt, so reitet zu Graf Roderich. Dessen Tochter Ermengilda ist
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