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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien
Autoren: Iny Lorentz
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den Wächter von Askaiz abzulenken. Das war sein Bruder gewesen, der später von einem Bewunderer und Anhänger Maites auf Okins Seite umgeschwenkt war. Aber das hatte Asier nichts als den Tod durch eine Frankenklinge eingetragen.
    Danel fuhr sich mit dem Handgelenk über die Augen und trat mit geballten Fäusten auf Okin zu. »All die Jahre habe ich mich gefragt, weshalb die Asturier ausgerechnet mich am Leben gelassen haben, während Iker und die anderen sterben mussten. Jetzt weiß ich es! Du hast ihnen verraten, dass mein Bruder an jenem Tag Wache halten würde. Beim Heiland, Asier hätte mich sterben lassen und lieber das Dorf warnen sollen!«
    »Du kannst das, was damals passiert ist, nicht ungeschehen machen, Danel«, versuchte Maite ihn zu trösten.
    »Das kann ich nicht. Aber ich kann den bestrafen, der die Schuld daran trägt!«, antwortete er und hob seinen Spieß.
    Seine Miene verriet Okin, dass seine Nichte gnädiger mit ihm verfahren wollte als der junge Krieger, und er spürte Todesfurcht. »Das sind alles Verleumdungen!«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Ich kann euch erklären, wie es wirklich gewesen ist.«
    »Wir sind deine Lügen leid!«, giftete eine der Frauen, deren Sohn mit Iker zusammen gefallen war.
    Der Kreis um Okin schloss sich enger. Dieser sah die Wut in den Augen der anderen und wandte sich an jene Männer, die er als seine Leibwache erwählt hatte.
    »Tut doch etwas!«
    Statt einer Antwort zog deren Anführer sein Schwert eine Handspanne weit aus der Scheide, stieß es wieder zurück und schüttelte den Kopf. Da begriff Okin, dass niemand mehr einen Finger für ihn rühren würde.
    »Ehrloses Gesindel!« Mit einer verächtlichen Geste kehrte er den anderen den Rücken zu und sah Maite an. »Du wolltest mich verbannen! Stehst du noch dazu?«
    »Dazu bin ich bereit!« Maite ließ sich auch durch das Murren einiger Stammesmitglieder nicht beirren. Die Krieger in ihrer Begleitung drängten die Leute mit ihren Pferden zurück und schufen Raum für Okin. Dieser sah seine Nichte auf einmal nur wenige Schritte vor sich, bemerkte ihr selbstzufriedenes Lächeln und spürte nichts als Hass. Wenn er im Dorf eines fremden Stammes Zuflucht suchte, würde er dort nur ein Bettler sein, der sich glücklich schätzen musste, wenn ihm der Häuptling eine Hufe Land überließ, auf der er seine Gerste säen konnte.
    Seine Nichte aber würde all das erhalten, was er sich zeit seines Lebens gewünscht hatte: Macht, Ansehen und das Anrecht, selbst vor einen König wie Karl zu treten.
    In Okins Ohren gellte es mit einem Mal, und er spürte den harten Schlag seines Herzens im Kopf widerhallen. Nein!, schrie alles in ihm. Das würde er nicht zulassen. Ikers Balg sollte ihm nicht all das nehmen, wofür er sein Leben lang gekämpft hatte. Er spürte, wie sein linker Arm heiß wurde, als stünde er in Flammen, und mit einem Mal tanzten Schatten vor seinen Augen. Auch schienen seine Beine unter ihm nachzugeben. Wollte das Schicksal ihn zu alledem noch verhöhnen, indem es ihn in die Knie brechen ließ und dem Spott allerWaskonen preisgab? Das durfte nicht sein. Er musste verhindern, dass Ikers Balg über ihn triumphierte!
    Er sammelte seine letzten Kräfte, trat hinter Maite und riss sein Schwert heraus.
    »Du wirst niemals über unseren Stamm herrschen!«, schrie er und holte zum Schlag aus.
    Danel hatte Maites Oheim nicht aus den Augen gelassen. Ehe Okin zuschlagen konnte, stieß er ihm seinen Speer in den Leib. Gleichzeitig fuhr Konrads Schwert herab und trennte Maites Oheim den Kopf vom Rumpf.
    Der Tote schlug wie ein Sack Korn auf den Boden, sein Kopf aber rollte ein Stück weiter und blieb vor den Füßen seiner wie erstarrt dastehenden Frau liegen.
    »So hätte es nicht enden müssen«, sagte Maite beim Anblick des Toten scheinbar gelassen. Aber ihr grau gewordenes Gesicht verriet, dass sie begriff, wie knapp sie dem Tod entronnen war.
    Mit einem erleichterten Lächeln sah sie Konrad und Danel an.
    »Danke! Beinahe hätte mein Onkel mich getötet.«
    »Ist das dein Mann?«, fragte Danel und beäugte Konrad neugierig.
    »Ja!«
    »Ein tapferer Krieger! Ich habe ihn in Roncesvalles kämpfen sehen.« In Danels Stimme schwang Anerkennung mit und auch die Bereitschaft, sich einem solchen Anführer zu unterstellen.
    Andere Krieger, die Konrad in Roncesvalles erlebt und gesehen hatten, wie er von dem Mauren als Sklave weggeführt worden war, bekundeten ebenfalls ihre Hochachtung. Dabei drängten sie
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