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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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inne und warf ihm einen wütenden Blick zu.
    „Nein, nicht jedem Dahergelaufenen“, gab er doppeldeutig zurück, und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich hab die Typen natürlich bestochen.“
    „Natürlich.“
    Sie ignorierte seinen Versuch, einen Scherz zu machen.
    „Komme ich ungelegen oder warum sind Sie so gereizt?“
    Christina schüttelte den Kopf.
    „Nein, ich muss nur ab und zu nach meinem Kuchen sehen, den ich vor einer halben Stunde ins Rohr geschoben habe. Das macht mich wohl ein wenig nervös.“
    „Kein Problem.“
    „Außerdem kenne ich nach wie vor den Grund Ihres Besuches nicht.“
    „Es geht um die Lebensversicherung der Martins“, begann Simon.
    Sie winkte kurz ab, erhob sich, verschwand erneut in der Küche und kam nach kurzer Zeit wieder zurück. Ein feiner Duft nach Frischgebackenem begleitete sie. Das erinnerte ihn an Zeiten, in denen seine Mutter am Wochenende Berge von Kuchen gebacken hatte. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Er liebte Kuchen.
    „Und?“, nahm sie den Faden wieder auf und setzte sich ihm erneut gegenüber.
    „Oh, es ist ein reiner Routinebesuch.“
    „Aha.“
    „Ja, weil Sie sich um das Kind der Martins kümmern, und laut meinen Unterlagen auch Teil der weiteren Abwicklung der finanziellen Seite.“
    Sie unterbrach ihn mit einer unwilligen Geste.
    „Ich will nur, dass die Kleine bei jemandem aufwächst, den sie kennt und mag.“ Sie zeigte zu der Tür auf der anderen Seite des Wohnzimmers. „Wenn ihre Mama vor … vor … also wenn sie mal weg musste oder krank war, einfach ausschlafen wollte, oder was auch immer, hat sie Marie zu mir gebracht. Ich kenne die Kleine seit ihrer Geburt, wissen Sie. War ziemlich schwer für Sarah, nachdem …“
    Ihre Lippen zitterten leicht. Sie schaute auf die Visitenkarte, die vor ihr auf einem kleinen Tischchen lag.
    „Die Versicherung, also Ihre Versicherung, hat damals relativ unbürokratisch geholfen, nachdem Roger …“
    Simon registrierte, dass sie ein paar Mal heftig schluckte.
    „Sarah war meine beste Freundin, wissen Sie? Wir haben uns kennengelernt, als die beiden im Nachbarhaus eingezogen sind. Sie waren ein Traumpaar. Er hat sie auf Händen getragen, und sie hat ihn abgöttisch geliebt. Die beiden waren überglücklich, als sich kurz nach ihrer Heirat ein Baby angesagt hatte, und Roger freute sich sehr auf den Nachwuchs. Als er verunglückte …“ Sie schluckte erneut und kämpfte einen Augenblick lang ihre Tränen nieder. „Als er verunglückte, dachte ich, Sarah überlebt das nicht. Sie hat sich nur des Babys wegen zusammengerissen.“
    Christina knetete die Hände in ihrem Schoß. Tränen liefen über ihr Gesicht, die sie mit dem Handrücken wegwischte.
    „Ist doch von ihm!, hat sie immer wieder gesagt. Er soll in seinem Kind weiterleben. Ja, und dann dieser … dieser … grässliche Mord an ihr.“ Sie schaute ihn trotzig an. „Die Polizei ist der Meinung, es handele sich um einen dummen Zufall. Ein dummer Zufall, wenn jemand erschossen wird? Ja super! Für mich ist das Mord!“, fauchte sie.
    Während sie weiterredete, musterte Simon sie unauffällig.
    Christina hatte lockige dunkelbraune Haare, die ihr schmales Gesicht einrahmten, und am Hinterkopf zu einem wilden Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Eine hohe Stirn wölbte sich über ihrer langen, schmalen Nase, und sanft gezeichnete, volle Lippen unterstrichen ihren lebhaften Gesichtsausdruck. Die aufmerksamen Augen mit der blauen Iris waren von einem Kranz schwarzer Wimpern umrahmt.
    Für Simons Geschmack war sie viel zu dünn. Ihre Schultern zeichneten sich knochig unter ihrem auberginefarbenen, langärmeligen T-Shirt ab, die darunter bestenfalls zu ahnenden Brüste wirkten nicht sehr sexy. Sie trug offensichtlich keinen BH – was wohl auch keinen Sinn gemacht hätte.
    Christinas sehnige Hände mit den vorwitzigen Sommersprossen endeten in langen, schmalen Fingern. Unter den Rändern ihrer kurz geschnittenen Fingernägel befand sich ebenfalls eine Spur Mehl.
    Sie war nicht sein Typ. Wobei ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, dass das jetzt nicht sein Thema war.
    „Bislang gibt es nicht einmal einen Anhaltspunkt dafür, wer geschossen hat und warum“, hörte er sie sagen. Sie hatte nicht nur auf den Handrücken, sondern auf jedem sichtbaren Quadratzentimeter Haut Sommersprossen, stellte er gerade fest. Wie gesagt: einfach nicht sein Fall.
    „Ja, es ist nur sicher, dass der Schuss aus einem Auto abgefeuert wurde.“ Er räusperte
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