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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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Sachverständigen in Auftrag gegeben und warum?
    Aufmerksam las er die übrigen Unterlagen durch, um eine plausible Antwort auf seine Fragen zu finden. Doch ihm bot sich lediglich nüchterne Versicherungsrealität, die nichts erklärte.
    Simon rief die übrigen Daten zum Besitzer des Bildes auf. Jener hatte sein Leben und das seiner Frau ebenfalls bei der ASIC versichern lassen, und dieser Versicherungsfall war Simons eigentliche Aufgabe.
    Es handelte sich um die Policen eines Roger Martin, geboren in Kalifornien und aufgewachsen in New York. Vor einigen Jahren war er nach Deutschland gezogen, wo er Anfang 1999 bei einem Autounfall ums Leben kam. Als Begünstigte waren seine aus Deutschland stammende Frau Sarah und seine Nachkommen eingetragen. Nachgetragen am 27. September 1999 Name und Geburtsdatum eines Kindes.
    Knapp zwei Jahre nach dem Unfalltod Roger Martins ballerte ein bislang nicht ermittelter Irrer während eines kleinen Weihnachtsmarktes auf dem Vorplatz eines Kindergartens in die Besuchermenge und traf dabei die Witwe des Versicherten tödlich. Die polizeilichen Ermittlungsunterlagen waren, soweit sie für die Versicherung relevant schienen, als PDF-Dateien abgespeichert worden.
    Die gemeinsame Tochter des Ehepaares, die zum Todeszeitpunkt der Mutter etwas über ein Jahr alt war, wurde einem der Versicherung vorliegenden Testament zufolge zur Erbin des elterlichen Vermögens, der vereinbarten Versicherungssumme und des Bildes.
    Die Kleine - Simon blätterte zurück: Marie Rose. Die kleine Marie Rose würde die Summe von über einer Viertelmillion Euro von seiner Gesellschaft bekommen. Davon sollte die Hälfte in monatlichen Beträgen über ein Anderkonto an sie ausbezahlt werden, der Rest nach Absprache mit der Begünstigten als Gesamtsumme oder, falls gewünscht, in monatlichen Teilbeträgen, sobald sie ihr 21. Lebensjahr vollendet hatte.
    Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass das Gemälde als gestohlen gemeldet oder auf sonstige Weise aktenkundig geworden wäre. Was er daran zugunsten der Versicherung aufdecken sollte, war Simon schleierhaft. Es war wohl reiner Zufall, dass die Unterlagen in seine Mappe geraten waren. Simon musste das mit Linda klären, die einen Raum weiter die Sekretariatsarbeiten seiner Abteilung erledigte.
    Eines schien klar: Daniel ließ ihn mit diesem Scheiß hier wieder einmal voll auflaufen. Es war unmöglich, da etwas für die Versicherung herauszuholen. Seiner Ehrgeizigkeit Daniel Savarini würden bestimmt die richtigen Worte einfallen, mit denen er dem Vorstand erklären konnte, wie inkompetent Simon Rössler auch in diesem Fall war, der bislang keine Erklärung für Daniels destruktives, unkollegiales Verhalten gefunden und beschlossen hatte, nicht mehr darüber nachzudenken.
    Verärgert legte er die Mappe zur Seite. Er würde sich später darum kümmern.
     
    Die zweite Mappe auf seinem Schreibtisch enthielt Informationen zu einem anderen Fall.
    Der Fahrer eines Unternehmens namens OASE war vor Kurzem mit seinem Wagen aus ungeklärter Ursache von der Straße abgekommen, hatte sich überschlagen, das Auto hatte Feuer gefangen und der Mann verbrannte darin bis zur Unkenntlichkeit. Die Unfallstelle lag so weit außerhalb der nächsten Ortschaft, dass man das Wrack mit dem Toten erst entdeckte, als es für jede Hilfe zu spät war.
    Die OASE hatte das Leben des getöteten Fahrers sehr hoch versichert und wartete jetzt auf die Auszahlung von über hunderttausend Euro.
    War das Supermann gewesen oder was? Simon schüttelte den Kopf. Seltsam, passte aber sehr gut in das Bild, das er sich immer schon von der OASE gemacht und das ihn immer wieder zur selben Äußerung hingerissen hatte: „Es soll mich doch der Teufel holen, wenn da nicht was faul ist.“
    In Simons Augen war die OASE ein ziemlich dubioses Unternehmen. Er hatte mehrmals versucht, diesen Leuten Versicherungsbetrug nachzuweisen, war aber jedes Mal an der Entschlossenheit seiner Vorgesetzten gescheitert. Die OASE war einer ihrer größten und zuverlässigsten Kunden, wenn’s um Prämienzahlungen ging, man wolle sie nicht vergraulen. Das hatte man ihm mehr als deutlich signalisiert, allen voran Daniel Savarini. Pingelig, hatte Daniel gesagt, müsse man ja nun wirklich nicht sein.
    Pingelig!
    Simon fand schließlich in seiner Mappe, was er zu finden vermutet hatte: Daniels handschriftlichen Vermerk für den Versicherungsfall OASE – integer .
    Integer! Das bedeutete: Schau mal oberflächlich drüber und setz dein Okay
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