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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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trug ihren Schleier nicht; tatsächlich trug sie überhaupt sehr wenig, und das bißchen Kleidung, das sie anhatte, schien raffiniert darauf zugeschnitten zu sein, mehr zu enthüllen als zu verbergen. Sie bestand nur aus blauer Seide und goldenem Glitter, Smaragdfunkeln und reiner weißer Haut. Sond, der hinter der Dschinnia herantrat, legte seine Hände auf die schlanken Schultern.
    »Es spielt keine Rolle, Nedjma, meine Blume«, sagte er sanft. »Gleich, was wir tun, es wird Kaug nicht aufhalten. Glaubst du im Ernst, wir würden uns so verhalten, wenn es eine Chance gäbe? Wir tun es aus Wut und Enttäuschung und in dem Wissen, daß morgen alles vorbei sein wird.«
    Während er sprach, senkte Nedjma langsam das Kinn; ihr goldenes Haar fiel wie ein Vorhang vor ihr zartes Gesicht.
    »Weine nicht, Geliebte«, sagte Sond sanft. Er ergriff eine Handvoll von dem Haar und hob es von ihrer Wange, dann beugte er sich vor, um eine Träne wegzuküssen. »Ich hätte es dir nicht sagen dürfen.« Sond richtete sich auf und wich zurück. »Ich wollte dich nicht unglücklich machen. Ich wollte nur, daß du weißt, wie wenig Zeit…« Er hielt inne.
    Nedjma fuhr zu ihm herum. Hastig trocknete sie sich die Augen und kam auf ihn zu, legte die Hände auf seine Brust. »Ich weine nicht über das, was du mir gesagt hast. Das war keine schlechte Nachricht. In meinem Herzen habe ich es bereits gewußt. Ich habe geweint, weil es das Ende ist.« Ihr Arm stahl sich um ihn, und sie schmiegte den Kopf an seine Brust.
    »Es mag vielleicht das Ende sein«, antwortete Sond. »Aber, mein Liebling, wir werden dafür sorgen, daß es glorreich ist!«
    Ihre Häupter neigten sich, die Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuß. Die blaue Seide fiel auf den Boden, und Asrial zog sich mit puterrotem Gesicht und aufgerissenen Augen hastig vom Fenster zurück. Während sie die lodernden Wangen gegen die kühle Marmorwand preßte, hallten in ihrem Kopf immer und immer wieder Sonds Worte wider.
    »Es spielt keine Rolle… wie wenig Zeit… das Ende.«
    Er hatte recht. Es spielte tatsächlich keine Rolle. Für die Engel des Promenthas würde es keine Rolle spielen. Für die Dschinnen und Dschinnias würde es auch keine Rolle spielen. Kaug war zu mächtig geworden. Keine Waffe war stark genug, um ihn zu fällen, keine Mauer hoch genug, um ihn aufhalten zu können. Ebensogut hätten sie versuchen können, einen Berg mit einem Pfeil zum Einsturz zu bringen, eine Flutwelle mit einer Sandburg aufzuhalten.
    Und genau wie Nedjma hatte Asrial das tief in ihrem Herzen gewußt.
    »Das Ende… glorreich.«
    Atemloses Gelächter trieb mit dem Duft von Rosen ins Fenster. Asrial schlug das Fenster zu. Blinzelnd trieb sie die Tränen in ihren Augen zurück und machte Anstalten zu gehen, als es an der Tür zu ihrem Gemach klopfte.
    Asrial zögerte und wußte nicht, ob sie antworten sollte. Doch öffnete sich schon die Tür, und Pukah trat ein.
    Als er sie da mit ausgebreiteten Flügeln stehen sah, schmolz die fröhliche Miene des Dschinns dahin wie Ziegenkäse in der Sonne.
    »Du wolltest gehen!«
    »Ja!« sagte sie, und ihre Finger nestelten unruhig am Gefieder ihrer Schwingen. »Ich kehre zurück zu meinem… meinem Volk, Pukah! Ich möchte bei ihm sein… in der… in der…« Sie blickte auf ihre Hände herab.
    »Ich verstehe«, erwiderte Pukah gefaßt. »Und du wolltest gehen, ohne Lebewohl zu sagen?«
    »Ach, Pukah!« Asrial verschränkte die Hände. »Ich kann nicht sein, was du von mir willst! Ich kann dir keine Frau sein, wie es Nedjma für Sond ist. Ich bin… ich bin ein Engel.« Die Hände lösten sich lange genug, um die weißen Gewänder zu heben. »Es gibt meine Essenz, mein Wesen, aber das ist nicht aus Fleisch und Blut und Knochen. Ich wollte…« Sie zögerte. »…ein Teil von mir will sie immer noch, diese… diese Art der Liebe. Aber das kann niemals sein. Deshalb… wollte ich kein Lebewohl sagen…«
    »Es war freundlich von dir, mir den Schmerz zu ersparen«, sagte Pukah verbittert.
    »Pukah, es ging nicht um dich! Mich selbst wollte ich schonen! Kannst du das denn nicht begreifen?« Asrial wandte sich von ihm ab. Ihre Flügel schlangen sich um sie, hüllten sie in eine gefiederte Schale.
    Plötzlich begann Pukahs Antlitz zu erstrahlen. Er eilte zu dem Engel, teilte sanft die sie einhüllenden Schwingen und ergriff zärtlich ihre Hände.
    »Asrial, willst du damit sagen, daß du mich liebst?« flüsterte er.
    Der Engel hob den Kopf. Tränen
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