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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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sie ihn kräftig fest. »Er sieht schrecklich aus, Pukah!«
    »Ich weiß, meine Liebe. Ich habe noch nie verstanden, was Frauen an ihm finden!« antwortete Pukah. Der Dschinn blickte auf die kleine weiße Hand, die er da hielt, um sie neckend zu drücken. »Wirklich schade, daß du das nicht spüren kannst…«
    Zornig entriß Asrial ihm die Hand. Sie spreizte die weißen Schwingen, glättete ihre Gewänder und watete ins Wasser des kobaltblauen Meers hinaus. Pukah folgte ihr sofort, stürzte sich kopfüber ins Meerwasser; eine überschüttete den Engel und ließ einen Schwarm kleiner Fische in panischem Entsetzen davonjagen. »Kommst du?« schrie er.
    »Ich komme«, antwortete Sond leise.
    Das Gesicht nach Westen gerichtet, ließ der Dschinn den Blick über den Horizont schweifen. Er konnte nichts erkennen als vom Wind verwehten Sand, hörte nichts als den gespenstischen Gesang der Dünen, wie sie sich in ihrem ewigen Tanz mit dem Wind verschoben und bewegten.
    Köpfschüttelnd wandte der Dschinn sich ab und begab sich langsam in die Kurdinische See.

2
    Als sie immer tiefer und tiefer in der Kurdinischen See versank, versuchte Asrial, ebenso verblüfft und lässig auszusehen, als würde sie an den Firmamenten von Promenthas durch einen klaren blauen Himmel segeln. Innerlich jedoch wurde sie das Opfer wachsenden Entsetzens. Noch nie war der Schutzengel einem solch furchterregenden Ort begegnet.
    Es war nicht die Kälte und die Feuchtigkeit, die ihr einen Schauer durch den ätherischen Leib jagten – Asrial hatte sich nicht annähernd so lange wie Pukah oder Sond in der Gesellschaft von Menschen aufgehalten, so daß sie diese Empfindungen nicht spürte. Es war vielmehr die Dunkelheit.
    Auf der Oberfläche der Welt stahl sich die Nacht wie der Schatten eines Engelflügels dahin. Die Nacht verbarg die Gegenstände, und das war es auch, was Sterbliche entsetzte – nicht etwa die Dunkelheit selbst, sondern das Unbekannte, das darunter lauerte. Doch hatten die Sterblichen gelernt sich dagegen zu wehren. Man brauchte nur eine Kerze zu entzünden, und schon war die Dunkelheit vertrieben. Die schwebende Nacht beeinträchtigte nicht das Gehör – das Knurren von Tieren, das Rascheln von Bäumen, das schläfrige Murmeln der Vögel waren leicht auszumachen, möglicherweise sogar leichter als bei Tageslicht, denn die Nacht schien die anderen Sinne zu schärfen.
    Die Nacht des Wassers aber war anders. Die Dunkelheit der See war kein Schatten, der sich über das Sehvermögen der Sterblichen legte. Die Nacht der See war eine Wesenheit. Sie besaß Gewicht und Form und Substanz. Sie erstickte den Atem in den Lungen. Die Nacht der See war ewig. Die Strahlen der Sonne konnten sie nicht durchdringen. Keine Kerze vermochte sie zu erhellen. Die Nacht der See war lebendig. Die Dunkelheit war von Kreaturen bevölkert, in deren Reich die Sterblichen Eindringlinge waren.
    Die Nacht der See war stumm.
    Die Stille, das Gewicht, die Lebendigkeit der Dunkelheit bedrückten Asrial. Obwohl sie nicht des Atems bedurfte, spürte sie, wie sie nach Luft rang. Sie konnte zwar sehen, dennoch wünschte sie sich verzweifelt etwas Licht. Mehr als einmal ertappte sie sich bei etwas, das einem Schwimmen gleichkam, als wäre sie wie Sond und Pukah. Asrial brauchte das Wasser nicht mit glatten, kräftigen Zügen zu durchstoßen wie Sond oder hindurchzuschlüpfen wie Pukah. Ihr war mehr, als würde sie das Wasser mit den Händen beiseite pressen, als wollte sie sich einen Weg bahnen.
    »Du wirst immer menschlicher«, bemerkte Pukah neckend, als er neben ihr auftauchte.
    »Wenn du damit meinen solltest, daß mir dieser schreckliche Ort Angst macht und ich mich danach sehne, ihn verlassen zu können, dann hast du recht«, erwiderte Asrial kläglich. Sie schob das silbrige Haar beiseite, das ihr ins Gesicht trieb, um sich entsetzt umzublicken. »Das muß doch wohl der Ort sein, wo sich Astafas aufhält!«
    »Asta-wer?«
    »Astafas, der Gott, der im Großen Juwel dem Promenthas gegenübersitzt. Er ist grausam und böse, freut sich über Leid und Qual. Er herrscht über eine Welt, die dunkel und gräßlich ist. Dämonen dienen ihm, bringen ihm Menschenseelen, von denen er sich ernährt.«
    »Klingt ziemlich wie Kaug, nur daß der festere Dinge frißt als Seelen. He, du zitterst ja am ganzen Leib! Pukah, du bist ein Schwein, ein Ziegenbock«, murmelte er halblaut. »Du hättest sie gar nicht erst mitbringen dürfen.« Er wollte dem Engel tröstend den Arm um die
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