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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens
Autoren: James Aitcheson
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nach 1066 entstandenen historischen Landkarten die Verteilung der Turmhügelburgen in England anschaut, wird deshalb feststellen, dass die meisten dieser Burgen nahe der walisischen Grenze gebaut wurden; was als Beleg dafür gesehen werden kann, dass es in der Region besonderer Anstrengungen bedurfte, um die normannische Herrschaft zu etablieren. Außerdem galten Präventivschläge – so auch ausgedehnte Raubzüge, die den Feind schwächen sollten – weithin als besonders wirksames Mittel der Verteidigung. Und tatsächlich gab es in den 1070er und 1080er Jahren viele Strafexpeditionen wie diejenige, die Tancred in diesem Roman durchführt, weil die Normannen damit einerseits die Grenzregion befrieden wollten und sich andererseits davon eine Festigung ihrer Herrschaft erhofften.
    Man könnte auch sagen, dass in dem lang anhaltenden Machtkampf in den Walisischen Marken in verdichteter Form alle Probleme zutage traten, vor die sich die Normannen nach der Invasion auch im übrigen England gestellt sahen. Die Schlacht von Hastings gilt zu Recht als Wendepunkt in der Geschichte unserer Insel, gleichwohl war sie lediglich Auftakt der Eroberung. Denn bevor die Normannen ihre Herrschaft im Land auch faktisch durchsetzen konnten, mussten sie noch etliche verlustreiche Feldzüge führen. Tatsächlich waren die Jahre 1069 und 1070, in denen die Invasoren schwerste Rückschläge hinnehmen mussten, in diesem Zusammenhang genauso wichtig wie 1066. Da in diesen zwei Jahren – angefangen von Cornwall im Süden bis hinauf nach Yorkshire im Norden – mehrere Aufstände, Invasionen und Raubzüge gleichzeitig ein militärisches Eingreifen normannischer Truppen erforderlich machten, war König Guillaumes (im Deutschen bekannt als Wilhelm der Eroberer) noch längst nicht hinreichend konsolidierte Herrschaft in ihrem Bestand bedroht. Nicht zuletzt deshalb ordnete er schließlich jene brutale Vergeltungsaktion an, die als »Harrying of the North« – zu Deutsch: Verwüstung oder Plünderung des Nordens – in die Geschichte eingegangen ist. Am Ende dieser Strafaktion waren Yorkshire und das übrige Nordostengland systematisch verwüstet, ein Zustand, von dem sich die Region lange nicht erholen sollte und die dort und anderwärts das Bild der Normannen entscheidend geprägt hat. Diese entscheidenden, aber wenig bekannten Vorkommnisse bilden den Hintergrund, vor dem sich das Geschehen in Die Ritter des Nordens entfaltet.
    Wie schon in Der Pakt der Schwerter sind auch in diesem Roman wieder viele Figuren authentischen historischen Persönlichkeiten nachempfunden. Neben den zahlreichen Königen dieser Zeit etwa Eadgar Ætheling, die Angehörigen des Hauses Malet, Guillaume fitz Osbern, Earl Hugues of Chester – dessen Beiname »der Wolf« in zeitgenössischen Quellen belegt ist. Historische Vorbilder haben ferner die beiden Brüder und Exilprinzen Maredudd und Ithel, außerdem Roger de Montgommeri, der (bald darauf zum Earl aufgestiegene) Burgvogt von Shrewsbury, aber auch Eadric, der enteignete Than von Shropshire, der in den Quellen auch als se wilda (der Wilde) bezeichnet wird, eine Charakterisierung, die auf das lateinische Attribut silvaticus zurückgehen könnte, mit dem der Chronist Orderic Vitalis im zwölften Jahrhundert viele zeitgenössische englische Rebellen bedacht hat. Alle übrigen Figuren, einschließlich des Ritters Tancred und seiner Waffenbrüder, sind Produkt meiner Fantasie.
    Die zahlreichen Aufstände, die in den Jahren nach der normannischen Eroberung in England ausbrachen, in eine belastbare chronologische Abfolge zu bringen, ist ein schwieriges Unterfangen, zumal die Quellen, die wir aus dieser Zeit besitzen, häufig widersprüchlich und verworren sind. Deshalb habe ich mir in diesem Roman im Hinblick auf die Chronologie der Ereignisse gewisse Freiheiten gestattet. So habe ich mich etwa bereits im Vorfeld dafür entschieden, Geschehnisse aus dem Jahr 1069 mit solchen aus dem Folgejahr zu verschmelzen, um Tancred die Chance zu geben, sich als Figur zu entwickeln und sich mit seinem neuen Status als Besitzer eines Ritterguts in den Marken zu arrangieren. Dieses Rittergut war der Lohn für seinen wichtigen Beitrag zu jenem Sieg bei York, mit dem das erste Buch abschließt. Obwohl die in Die Ritter des Nordens geschilderten Ereignisse erst im Sommer 1070 einsetzen, datieren viele von ihnen in Wahrheit bereits aus dem Vorjahr: so der Aufstand Eadric des Wilden und seiner walisischen Verbündeten, die Schlacht von
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