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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens
Autoren: James Aitcheson
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auch ausreichen müssten, um dem Feind einen herben Schlag zu versetzen.«
    Obwohl die Schlacht nun schon einige Stunden zurücklag, war Berengar immer noch in Hochstimmung. Er platzte schier vor Stolz, weil er den Mut aufgebracht hatte, den Ætheling und den dänischen König herauszufordern, und konnte es immer noch nicht recht fassen, dass er es geschafft hatte, die beiden mitsamt ihren Truppen in die Sümpfe zu treiben und ihren einzigen Stützpunkt diesseits des Humbre zu zerstören. Und das alles mit den vierhundert Berittenen, die Fitz Osbern seinem Befehl unterstellt hatte: eine Armee, die kaum halb so groß war wie die des Feindes.
    »Das heißt, der König hat Euch gar keine Truppen überlassen?«, fragte ich.
    »Ich hatte gar keine Zeit, ihn zu fragen«, erwiderte er. »Ich wusste ja, dass Ihr kaum Gepäck mitgenommen hattet. Also mussten wir uns beeilen, um Euch noch einzuholen. Außerdem hätte der Feind uns vermutlich viel früher entdeckt, wenn wir mit einem größeren Truppenverband hier aufgekreuzt wären, und dann hätten sie Verstärkung holen oder die Stadt noch evakuieren können.«
    »Dann seid Ihr also auf eigene Faust losgezogen?«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Und wenn der Angriff nun schiefgegangen wäre und Ihr hättet ein paar Hundert von Euren Leuten verloren, was hättet Ihr dem König oder Fitz Osbern dann erzählt?«
    »Ruhm erlangt nur, wer das Risiko nicht scheut«, sagte er. »Das wisst Ihr doch selbst am besten. Ich hatte die Chance, etwas zu leisten, was die Dichter dereinst besingen werden, und ich habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt.«
    Trotz aller Auseinandersetzungen, die wir in der Vergangenheit gehabt hatten, bewunderte ich Berengars Kühnheit. Dabei war er genauso vorgegangen, wie wir es auch in den Marken getan hatten: Er hatte mit seiner Truppe einen schnellen Vorstoß unternommen, dabei so viel Schaden wie möglich angerichtet, und dann ebenso rasch wieder den Rückzug angetreten. Diese Taktik hatte besser funktioniert, als wir uns hätten träumen lassen.
    »Ärgerlich ist nur, dass der Ætheling noch am Leben ist«, sagte Berengar. »Ich habe gehofft, dass ich ihn ein für alle Mal aus der Welt befördern kann.«
    Eadgar hatte zwar wieder mal eine Schlacht verloren, doch vernichtet war er noch nicht. Und das hieß, dass wir schon bald wieder mit ihm rechnen mussten.
    »Wir verdanken Euch unser Leben«, sagte ich. »Wenn Ihr nicht gekommen wärt, wären wir jetzt alle tot.«
    »Im Gegenteil: Ich stehe in Eurer Schuld«, entgegnete er. »Denn wenn Ihr die Schiffe nicht angezündet hättet, wären wir niemals so leicht in die Stadt gelangt. Das war eine sehr gute Idee von Euch, und auch Eure Kameraden haben erstklassige Arbeit geleistet.«
    Ich gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und verabschiedete mich dann. Schließlich gab es noch andere, die Berengar zu seinem Sieg gratulieren wollten, und mein Platz war jetzt bei meinen Kameraden, bei Lord Robert und seinem Vater.
    Und bei Beatrice natürlich. Sie wartete schon auf meine Rückkehr und kam mir entgegengeritten, um mich zu begrüßen. Irgendwie war es ihr gelungen, sich zusätzlich zu dem pelzgefütterten Mantel, den ich ihr besorgt hatte, noch ein Hemd und eine Hose aus grobem Stoff zu beschaffen, um sich vor der kalten Witterung zu schützen und züchtig gekleidet zu sein. Die Kleider waren zwar für ihre zierliche Gestalt viel zu groß, doch das war ihr offenbar ganz egal.
    »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Ihr extra wegen uns nach Beferlic gekommen seid«, sagte sie. »Dass Ihr Euch mit zehn Mann in die Stadt gewagt habt, obwohl Ihr genau wusstet, dass Ihr ein toter Mann seid, wenn sie Euch erwischen.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich Euch einfach so Eurem Schicksal überlassen hätte. Außerdem hätte ich das alles ohne meine Freunde – und natürlich ohne Berengar – nie geschafft.«
    »Ja, ich weiß. Ihnen bin natürlich ebenfalls unendlich dankbar.«
    Dann ritten wir schweigend nebeneinander her und zogen die Kapuzen über den Kopf, weil über den Hügeln ein kalter Regen niederging.
    »Das mit Leofrun tut mir sehr leid«, sagte sie nach einer Weile. »Wirklich.«
    »Dann habt Ihr davon gehört?«
    »Ja, ich weiß es von Eurem Stallmeister Ædda. Von ihm habe ich auch erfahren, dass die Waliser Euren Besitz zerstört haben, und er hat mir erzählt, wie Leofrun gestorben ist. Ich weiß, wie glücklich Ihr mit ihr gewesen
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