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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens
Autoren: James Aitcheson
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in einen bitterkalten Winter überging, blieb Wace zuversichtlich und guter Dinge.
    Die folgenden Wochen verbrachten wir wieder bei der königlichen Armee, um zur Verfügung zu stehen, falls der Feind, der sich nach Heldernesse zurückgezogen hatte, einen Ausbruchsversuch unternehmen oder uns direkt angreifen sollte. Allerdings wollten weder die Feinde noch König Guillaume eine offene Feldschlacht riskieren, obwohl Erstere auf dem vertrauten Terrain eindeutig im Vorteil waren. Trotzdem hatten wir einen größeren Vorteil: Denn die Feinde hatten einen Großteil des Viehs und der Wintervorräte, die sie im Umland von Beferlic geraubt hatten, beim Untergang der Stadt verloren. Ihre Lagerbestände hätten es dem Großteil ihrer Truppen ermöglicht, in der Stadt zu überwintern. So waren sie gezwungen, immer wieder Raubzüge in der umliegenden Gegend zu unternehmen, wo es allerdings kaum noch etwas gab, wie sie bald genug feststellen konnten. Denn inzwischen hatte uns Verstärkung aus dem Süden erreicht, wo die Aufstände niedergeschlagen waren. Und so schickte König Guillaume immer häufiger Stoßtrupps in die angrenzenden Landstriche, etwa nach Norden in Richtung Dunholm, oder nach Lindisse südlich des Humbre, und erlaubte es ihnen ausdrücklich, dort zu tun, wozu sie Lust hatten. Und so zogen seine Leute brandschatzend durch das Land, raubten das Vieh und was ihnen sonst noch in die Hände fiel und hinterließen überall Tod, Elend und Verzweiflung.
    Aber auch das konnte den Ætheling nicht dazu bringen, den Menschen in Northumbria zu helfen, die ihm stets die Treue gehalten hatten und als deren König er sich ausgab. Bald darauf ging das Gerücht, dass er sich mit Sven überworfen hatte, weil der Däne nicht dazu bereit war, sich auf eine offene Feldschlacht einzulassen. Deshalb hatte sich Eadgar angeblich mit seinen Huscarls nach Norden zurückgezogen und seine Verbündeten im Stich gelassen. Zu dem Zeitpunkt war der Winter jedoch schon hereingebrochen und das Germanische Meer so trügerisch, dass es für die Dänen zu gefährlich wurde, die Heimreise anzutreten. Deshalb waren sie in England geblieben, obwohl sie dort unter Hunger und Krankheiten litten. Viel besser erging es uns allerdings auch nicht. Da wir inzwischen seit vielen Monaten im Feld standen, wurden auch unsere eigenen Vorräte allmählich knapp. Etliche der Lords hatten ihre Besitzungen schon seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen und waren nicht gerade begeistert von der Aussicht, den ganzen Winter über im Feldlager auszuharren; und so nahm die allgemeine Verdrossenheit immer mehr zu. Ende November gelangten Guillaume und der dänische König schließlich zu einer Vereinbarung. Sven hielt immer noch den Burgvogt Gilbert de Gand und seine Mätresse Richildis in Geiselhaft. Er versprach, die beiden gegen ein hohes Lösegeld zu übergeben und im Frühjahr ohne weitere kriegerische Aktivitäten in seine Heimat zurückzusegeln. Außerdem musste ihm Guillaume zusichern, dass die dänische Flotte während des Winters unbehelligt am Ufer des Humbre ankern konnte und dass die Dänen sich bis zum Frühjahr an der Küste von Northumbria die nötigen Vorräte beschaffen durften. König Guillaume stimmte allen diesen Bedingungen am Ende bereitwillig zu.
    Schließlich wurde diese Vereinbarung von beiden Seiten mit feierlichen Eiden besiegelt, und wir konnten zwei Tage vor dem ersten Advent unserer Wege gehen. Ich verabschiedete mich von Eudo und Wace, die noch am selben Tag mit den Malets nach Suthfolc abreisen sollten. Dann schworen wir einander, dass es diesmal bis zu unserem nächsten Wiedersehen nicht so lange dauern sollte. Bevor wir auseinandergingen, fand ich aber auch noch Zeit, mit Robert zu sprechen, der in den Wochen seit unserer Rückkehr aus Beferlic sehr bedrückt gewesen war. Seine gesamte Leibgarde war in den vergangenen Monaten ums Leben gekommen: vereidigte Gefolgsleute, Schwertbrüder und Freunde gleichermaßen, die meisten davon beim Kampf um Eoferwic, als er selbst, seine Schwester und sein Vater dem Feind in die Hände gefallen waren. Jetzt war er der Einzige, der von all den Männern noch übrig war.
    »Was für großartige Männer«, sagte Robert. »Ansculf, Urse, Tescelin, Adso und all die anderen. Ich sehe sie immer noch vor mir und kann immer noch nicht begreifen, dass es sie nicht mehr gibt. Die beste Kampftruppe, die man sich nur vorstellen kann.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, also schwieg ich. Allerdings
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