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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov
Autoren: Sergej Lukianenko
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Trümmern regelrecht umgemäht. Einige Jungen, die in der Nähe der Tür standen, warfen sich mit einem Hechtsprung zur Seite. Ich
riss unseren Gefangenen an seiner Handfessel zu Boden und presste ihm mein Schwert gegen den Hals.
    Tolik lag eingeklemmt unter einem Haufen verbeulter Metallplatten, von denen einige auf der Innenseite flammend rot waren und schwach glänzten. Erst beim zweiten Hinsehen wurde mir klar, dass die gewaltige Energie des Schusses sie zum Glühen gebracht hatte. Roman schälte sich hastig aus dem Schrotthaufen heraus und robbte unbeholfen von der Tür weg.
    Durch das nun offene Oval feuerte der Kapitän einen weiteren Schuss auf uns ab. Durch den Gang schoss eine Kugel aus blendend weißem Licht wie von einer Explosion, schlug in der Wand hinter uns ein und hinterließ dort ein etwa metergroßes Loch, dessen Ränder angeschmolzen waren und kirschrot leuchteten. In der Schussbahn funkelte die Luft noch mehrere Sekunden lang.
    Nachdem das Krachen des Schusses verhallt war, legte sich völlige Stille in den Gang. Auf allen vieren, um keine Zielscheibe abzugeben, kroch Chris zu Tolik hinüber, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Direkt neben der Tür stand an die Wand gepresst Meloman und lud lautlos seine Armbrust durch.
    Mit seinen gallertartigen Schweinsaugen spähte der Kapitän durch das Oval. Er wirkte nicht allzu beunruhigt, seine Bewaffnung verlieh ihm offensichtlich äußerste Selbstsicherheit. Er war etwas größer als unser Gefangener, und sein schmutzig weißes Gefieder wirkte ziemlich schütter. In den Klauen hielt er eine Art Kristallkugel, die an einem kurzen Pistolengriff befestigt war. Unsere selbstgebauten Armbrüste hatte er vermutlich gar nicht auf der Rechnung - im Gegensatz zu den Schwertern, die wir von den Außerirdischen bekommen hatten.

    Der von Meloman abgeschossene Pfeil bohrte sich in seinen Kopf. Der Kapitän starb so schnell, dass er nicht einmal mehr Zeit hatte, seine Sorglosigkeit zu bereuen.
    Danach stürmten wir das Kontrollzentrum. Wir fanden dort noch drei weitere Außerirdische, mit denen wir kurzen Prozess machten. Fast hatten wir nun schon ein wenig Übung im Kampf gegen die Vogelmenschen.
    Der kreisrunde Raum war mit elektronischen Bedienpulten vollgestellt, und an seinen Wänden hingen meterbreite Bildschirme. An den Pulten hätte man das Blinken bunter Leuchtdioden, untermalt von einem Konzert summender und pfeifender Signaltöne, erwartet, doch sie waren wie tot. Auch die Bildschirme waren schwarz. Allem Anschein nach waren sie wegen der zusammengebrochenen Energieversorgung auf dem Schiff ausgefallen. Während die anderen Jungen die Gerätschaften inspizierten, kümmerte ich mich mit Rita und Inga um Tolik.
    Es hatte ihn nicht allzu schlimm erwischt. Trotz der Wucht der auf ihn einstürzenden Metallplatten war er mit einigen Quetschungen davongekommen. Bei Roman sah es schlimmer aus. Der Junge von der Nachbarinsel, der sich um ihn kümmerte, flüsterte mir etwas von einer gebrochenen Wirbelsäule zu.
    Teilnahmslos beobachtete unser Gefangener das hektische Treiben.
    »Wie viele von deiner Sorte sind jetzt noch übrig?«, fragte ich, nachdem ich die Ergebnisse der Kampfhandlungen kurz überschlagen hatte.
    »Fünf«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen.
    »Und wo sind sie?«
    »Ihr müsst suchen. Das Schiff ist zwar groß, man kann sich aber nirgends gut verstecken.«

    Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Nun war eine Entscheidung des Kommandeurs gefragt. Chris nickte mir aufmunternd zu.
    Die Arme in die Hüften gestützt, atmete ich kurz durch und richtete mich zu voller Größe auf.
    »Folgender Plan«, begann ich mit fester Stimme. »Wir teilen uns in Dreiergruppen auf.«
    Über Chris’ Gesicht huschte ein breites Grinsen.
    »Jeder Winkel des Schiffs wird durchsucht. Außerirdische sind zu liquidieren. In zwei Stunden, falls erforderlich auch früher, treffen wir uns alle wieder in diesem Raum. Eine Dreiergruppe bleibt mit den Mädchen und den Verwundeten hier. Gibt es Einwände?«
    Es gab keine Einwände. Die Kommandeure der Nachbarinseln teilten die Jungen in Dreiergruppen auf.
    Mit einem Blick auf Inga, die mich, wie nicht anders zu erwarten war, zornig ansah, setzte ich hinzu: »Ich bleibe mit Chris und Timur hier. Das Kontrollzentrum und unseren gesprächigen Freund dürfen wir auf keinen Fall aus der Hand geben.«
    Nach wenigen Minuten hatten sich die Jungen aus dem Kontrollzentrum verflüchtigt. Von Weitem waren noch die
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