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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm
Autoren: Horst Hoffmann
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Erst brauchte er absolute Sicherheit, und diese konnte ihm nur Luxon selbst geben.
    Der Magier beschloß daher, den Sohn Rhiads auf die Probe zu stellen. Und dies war nicht ohne Gefahr.
    Wenn Luxon fest schlief, verließ Alamog ihn und begab sich in seine mit allerlei magischem Gerät ausgestattete Kammer unter dem Palast, wo er in den Karten las oder verschiedene Orakel befragte. Und vieles deutete darauf hin, daß sich einer der Mittler ganz in der Nähe befand. Immer und immer wieder befragte Alamog die Steine, Scherben und Knochen, blies magischen Rauch in die Luft und sah die Bilder, die sich daraus formten.
    Er sah Dryhons Gesicht, wie er ihn finster anstarrte und seine Hand nach ihm ausstrecken wollte, ehe der Rauch sich auflöste – die linke Hand.
    »So ist Dryhon einer der Mittler«, flüsterte der Leibmagier entsetzt. »Er, der zum Feind übergelaufen ist…«
    Und was, so überlegte er, würde wohl Dryhon am liebsten tun, gab man ihm die Gelegenheit? Wem galt sein ganzer Haß? Ihm, der die Stelle einnahm, die er so lange begehrt hatte? Oder dem König, der ihm Alamog immer vorgezogen hatte?
    Mit Luxons Arm hätte er ihn, Alamog, bereits meucheln können. Luxon trug einen Dolch in den Gewändern, die er vom König erhalten hatte. Oft genug hatte er ihm den Rücken zugewandt.
    Also Andraiuk?
    Noch konnte er nicht sicher sein, und er hoffte nichts mehr, als daß er die Zeichen falsch deutete. Um Luxons und des Königs willen mußte er das Wagnis auf sich nehmen.
    So wartete er die Nacht ab und begab sich erst wieder nach Einbruch der Dunkelheit in Luxons Gemach. Luxon erwartete ihn bereits sehnlichst, hatte Alamog ihm doch erklärt, er wolle den König dahingehend beeinflussen, daß er auf Luxons Vorschläge einging.
    »Was hast du erreicht?« fragte der Ahnungslose sogleich. »Hat Andraiuk endlich eine Entscheidung getroffen?«
    Zögernd nickte der Magier.
    »Der König wird sie dir selbst verkünden«, sagte er ernst. »Deshalb erwartet er dich. Geh nun zu ihm.«
    »Aber es ist schon spät«, meinte Luxon. »Er wird schlafen.«
    »Noch nicht, mein Freund. Ich sagte, er erwartet dich – allein.«
    Luxon zuckte die Schultern und machte sich auf den Weg.
    Alamog trat hinter ihm auf den erleuchteten Gang hinaus und blickte ihm nach. Nichts an seinem Verhalten deutete darauf hin, daß dieser Mann besessen war oder sich nicht voll und ganz selbst gehörte.
    Luxon kannte den Weg zu Andraiuks Gemächern. Noch schlief der König getrennt von Sabri. Alamog selbst hatte ihm den Schlaftrunk gegeben.
    Der Magier nahm einen anderen Weg als Luxon.
    Luxon war reichlich verwundert über das Ansinnen des Königs. Zwar hatte er dessen Entscheidung seit Tagen entgegengefiebert, doch erwartet, Andraiuk würde sie in einem größeren Kreis verkünden. Daß er ihn zu dieser späten Stunde allein zu sich kommen ließ, nicht einmal in Begleitung Alamogs, erschien ihm als übertriebene Vorsicht.
    Natürlich mußte er sich vorsehen. Luxon benutzte die Gänge, die selbst den Palastwachen verboten waren, um zu Andraiuk zu gelangen. Noch war das Geheimnis seines Hierseins gewahrt geblieben. Der Verrat durch Dryhon, einen Teil der Magier, die dem König inzwischen reumütig ihre Verfehlung gestanden hatten, und inzwischen gestellte Krieger der Palastwache war eine heilsame Lehre gewesen. Und natürlich durfte Shadron unter gar keinen Umständen von Luxons Anwesenheit im Palast erfahren. Doch allmählich kam er sich wie ein Gefangener vor.
    Daß Alamog ihm merkwürdige Fragen stellte, war ihm gewiß nicht entgangen. Doch hatte er volles Verständnis dafür, daß der König seiner Sache ganz sicher sein wollte.
    Wohlan, dachte er. Nun dürfte er wissen, woran er ist.
    Vorsichtig huschte er an den Treppen vorbei, die nach unten führten, wo sich die Vogelreiter breitgemacht hatten. Auch jetzt war ihr Gesang und Grölen bis in den hintersten Winkel des Palasts zu hören. Luxon mußte grinsen und dachte daran, was Hadamur oder gar ein Mann wie Hrobon wohl zu dem nun seit Tagen anhaltenden ausschweifenden Gelage jener Krieger sagen würden, die den Rest der Welt »bekehren« sollten. An einer zweiten, breiten Treppe, unmittelbar vor den königlichen Gemächern, mußte er vorbei. Im Schatten einer Säule sah er vier Krieger vor den Stufen Wache halten. Sie wandten ihm den Rücken zu. Lautlos wie eine Katze huschte Luxon über den von unten einsehbaren Teil des Ganges.
    Er klopfte ganz leise an die ihm inzwischen gut bekannte Tür. Niemand
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