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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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»Und ein Kind.«
    Wulfhard wurde rot. »Ja, diesmal hat das Schicksal mich wirklich an die Kette gelegt. Darf ich als ehrenhafter Mann von einer ehrenhaften Frau Abschied nehmen?«
    Ihr Gesicht wurde ernst, und sekundenlang schimmerte es feucht in ihren Augen. Wortlos stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf Wulfhards hagere Wange. Dann lief sie zu ihrem Mann und schmiegte sich an seine Brust.
    Ein Lächeln stand in Wulfhards Augen, als er zu den anderen zurückkehrte.
    Isentrud sah ihm entgegen und schwieg. Nach ein paar Metern reichte sie ihm zögernd die Hand. »Warst du verliebt in sie?«
    Sein Lächeln veränderte sich, wurde zu seinem üblichen Grinsen. »Glaubst du wirklich, ich könnte mich in eine anständige Frau verlieben?«
    Sie hob die Brauen. »Das hoffe ich doch, mein Gemahl«, sagte sie trocken.
    Er warf den Kopf zurück und lachte. »Dann hoffe ich nur, dass dein Herz weiterhin für einen verdorbenen Kerl wie mich schlägt.« Plötzlich drehte er sich im Sattel um und brüllte zu Gerald und Fridrun hinüber: »Und damit ihr es nicht vergesst, ich werde Vater!«
    Fridrun lachte und winkte, dann legte sie die Hand auf den Bauch, und Wulfhard glaubte, ein strahlendes Lächeln zu sehen. Verdutzt drehte er sich wieder um. »Heißt das, dass sie auch …?«
    Isentruds herbes Gesicht veränderte sich nicht, aber ihre Augen funkelten. »Und das, mein geliebter Ehemann, geht dich gar nichts mehr an.«
    Wulfhard zögerte, dann drückte er einen scheuen Kuss auf ihre Hand. Der Streuner, der um die Beine der Pferde sprang, bellte.

Nachwort
     
    Schauplätze
     
    Sankt Gallen trägt seinen Namen nach seinem Gründer, dem Mönch Gallus, der dort im 7. Jahrhundert ein Benediktiner-Kloster einrichtete. Das heutige Kloster besitzt in seinem Kern noch den alten Grundriss, wurde aber im Laufe der Zeit erweitert und erneuert. Zu den Gebäuden außerhalb des Klosterbaus zählten das Gästehaus und das Spital, und auch der Klostergarten lag ursprünglich vor der Mauer. Die kleine Glocke der Klosterkirche ist bereits früh belegt. Sie war auch in der ca. vierhundert Meter entfernten Kirche Sankt Mangen zu hören.
     
    Das heutige Weingarten nördlich von Ravensburg entstand aus der Siedlung, die sich zu Füßen des Michaelsbergs gebildet hatte. Der Name dieses ersten Stammsitzes der schwäbischen Welfen, Altdorf, ist erst 1036 urkundlich belegt. Aber da die Welfen schon im frühen 9. Jahrhundert dort ansässig waren, wird dieser Name in der Forschung für deren Sitz verwendet. Graf Heinrich baute Altdorf zu einem umfriedeten Anwesen aus, das bereits Ansätze einer Burg zeigte. Mitte des 11. Jahrhunderts wurde der Stammsitz nach Ravensburg verlagert und Altdorf in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Heinrich aber gründete zusammen mit seiner Frau Hatta bereits ein Frauenstift im Bereich des heutigen Friedhofs von Weingarten.
     
     
     
    Historische Personen
     
    Bischof Salomo von Konstanz starb am 5. Januar 920 im Alter von neunundfünfzig Jahren. Seine Nachfolge als Abt von Sankt Gallen trat Hartmann an, der historisch wenig greifbar ist.
     
    Wendelgard kam im Alter von neunundzwanzig Jahren infolge eines Kaiserschnitts ums Leben. Ihr Sohn, der als Ingenitus, der Ungeborne, zur Welt kam, erhielt den Namen Burkhard und wurde Abt von Sankt Gallen. Er starb 975.
    Wendelgards Mann Udalrich leitete die Grafschaft von Buchhorn bis zu seinem Tod um 924. Sein Sohn Udalrich trat sein Erbe an, aber erst der jüngere Adalhard, der fast siebzig Jahre alt wurde, führte die Linie der Grafen weiter. Danach spaltete sich die Linie in Buchhorn und Bregenz auf. Der Name der Tochter ist nicht überliefert, sodass ihr weiterer Lebensweg schwer nachvollziehbar ist. Sie heiratete wohl in ein Adelsgeschlecht ein.
     
    Heinrich von Altdorf wird in einer Legende auch als Heinrich ›mit dem goldenen Pflug‹ bezeichnet. Als Sohn von Eticho trat er dessen Erbe um 910 an und verhalf den Welfen zu neuem Ansehen. Er heiratete 925 Hatta von Hohenwardt und starb nach 934. Der im Roman als sein Neffe geschilderte Ottmar ist rein fiktiv.
     
    Die heilige Wiborada, die das Inklusentum um 915 ins Leben rief, fiel im Jahr 926 einem Überfall der Ungarn zum Opfer. Mit ihrem Tod endete auch das Inklusentum bei Sankt Mangen.
     
     
     
    Historischer Hintergrund
     
    Klöster errangen Macht und Einfluss, indem sie Ländereien ihrem Territorium angliederten. Sankt Gallen wurde auf diese Weise seit dem 9. Jahrhundert weitgehend
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