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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Urkunde?«
    »Bruder Rodericus und Bruder Warmund sollten sie hierher bringen. Wir haben Vermutungen angestellt, dass es sich vielleicht um eine Besitzurkunde handeln könnte.«
    In den Augen des Abtes blitzte etwas auf. »Oder eine Schenkungsurkunde?«
    »Vielleicht, ehrwürdiger Vater.«
    Hartmann näherte sich dem Pult und gab der Urkunde einen Stoß mit dem Zeigefinger. »Eine Schenkung? Davon ist mir nichts bekannt. Ich will Bruder Rodericus sprechen.«
    »Ich werde ihn suchen gehen, ehrwürdiger Vater.«
    Ein langsames Lächeln zog über das spitze Gesicht Hartmanns. Es war nur vordergründig gütig. »Nein, Bruder, ich habe bereits nach ihm schicken lassen. Du bleibst, damit wir uns über deine Zukunft unterhalten können. Ich hoffe doch sehr, dass du dich jetzt wieder ganz deinen Pflichten innerhalb der Klostermauern zuwenden wirst.«
    Eckhard nickte. Seine Kehle war trocken, sein Kopf leer.
    Hartmann schlug leicht die Hände aneinander. »Das ist ausgezeichnet. Ein wacher Geist wie deiner ist für jedes Kloster eine Zierde. Und da kommt ja auch schon Bruder Rodericus.« Mit einem leutseligen Lächeln bedeutete er dem jungen Mann, an das Schreibpult zu treten und wies auf die Urkunde. »Was weißt du hierüber? Du kannst frei sprechen.«
    »Ich danke Euch, ehrwürdiger Vater Abt.« Rodericus befeuchtete die Lippen und straffte die Schultern. »Der arme Bruder Warmund und ich sollten dieses Schriftstück zu Euch bringen. Es handelt sich um eine Schenkungsurkunde, die Gebiete am Rhein betrifft. Mein Abt wollte nicht, dass etwas von dieser Urkunde bekannt würde, daher hat er Bruder Warmund und mich unter dem Vorwand, eine Reliquie erwerben zu wollen, losgeschickt. Doch Worms hat seine Spione überall, und so müssen sie auch von unserer Reise erfahren haben. Mein gütiger Abt hat uns zwar mit dem Söldner Hunfried einen Beschützer nachgesandt, doch auch er konnte den bedauerlichen Tod Bruder Warmunds nicht verhindern.«
    »Und was soll ich mit diesem … Ding?«
    »Das weiß ich nicht, ehrwürdiger Vater Abt, aber da Ihr der Empfänger seid, habt Ihr das Recht, das Siegel des Fürstbischofs zu erbrechen.«
    Rodericus verneigte sich erneut. Von dem verängstigten Jungen war nur noch die jugendliche Hülle geblieben, er sprach sicher, seine Haltung war selbstbewusst und gelassen. Eckhard betrachtete ihn mit tiefer Ironie.
    Der Abt nickte eine Weile vor sich hin, dann nahm er die Urkunde und bog sie. Das Siegel splitterte. Hartmann wischte die winzigen Wachssplitter umständlich von seinem Ärmel, ehe er das Pergament entfaltete und zu lesen begann. Schon nach wenigen Sekunden verfärbte sich sein Gesicht, seine Augen drohten hervorzuquellen. »Das …, das ist unmöglich!«, keuchte er. »Das hätte er nicht …, nicht einmal Salomo!«
    Eckhard warf Rodericus einen forschenden Blick zu. Der deutete ein Achselzucken an, aber Eckhard erkannte, dass die Sicherheit des jungen Mönchs zu bröckeln begann.
    Hartmann hatte seine Lektüre inzwischen beendet. Er streckte den Arm so heftig aus, dass das Schriftstück gegen Eckhards Brust prallte. »Hier!«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Du warst der Sekretär von diesem …, hier … lies!«
    Vorsichtig nahm Eckhard das Pergament und überflog es. Dann las er es ein zweites Mal, und ein drittes. »Hier steht, dass der Fürstbischof dem Kloster Lorsch Gebiete zuspricht, die jetzt noch dem Kloster St. Gallen gehören. Es handelt sich um Gebiete im Schwarzwald mit Verbindung zum Rhein. Wenn ich richtig informiert bin …«
    »Wir sind nicht an einer Geschichtsstunde interessiert, Bruder«, keifte Hartmann. »Wie konnte er das tun! Als Abt von St. Gallen.«
    »Vielleicht wollte er Worms schwächen«, wagte Rodericus einzuwerfen. Sein Gesicht glühte vor heimlicher Freude. »So kontrolliert Lorsch nicht nur den Neckar, sondern auch den Rhein.«
    »Und was haben wir davon?« Hartmann hämmerte auf das Schreibpult. Dicke Schweißtropfen hatten sich auf seiner Glatze gebildet. »Und das unter meiner Ägide!«
    Eckhard überließ es Rodericus, sich um den tobenden Abt zu kümmern. Er drehte das Pergament herum und betrachtete erst das Siegel, dann die Unterschrift. Auf seinen vorstehenden Wangenknochen entstanden hektische Flecken. »Ehrwürdiger Vater?«
    Hartmann reagierte nicht.
    »Und wenn dies eine Fälschung wäre?«
    Hartmann und Rodericus fuhren gleichzeitig zu ihm herum. »Wie meinst du das?«, fragte der Abt heiser.
    »Nun, wir wissen alle«, Eckhard lächelte
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