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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit
Autoren: Andrej Djakow
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hatte des Öfteren an der Swjosdnaja zu tun. Das war auch nicht weiter verwunderlich . A ls Waffenhändler kam er in der gesamten Metro herum. Selbst die Masuten sahen in ihm einen ernsthaften Konkurrenten, da er schon lange im Geschäft war und beste Beziehungen hatte. Woher er seine Ware bezog, wusste allerdings kein Mensch.
    Den Stalker kannte der Waffenexperte nicht nur vom Hörensagen. Taran hatte ihm einmal das Leben gerettet. Oben in der Stadt, versteht sich … Also eine äußerst nützliche Bekanntschaft . A uch Gleb gegenüber verhielt sich Pachom sehr aufmerksam. Immer wieder steckte er dem Jungen interessante Dinge zu – mal ein Buch über Waffen, mal einen aus einer Patronenhülse gefertigten Salzstreuer. Neulich hatte er ihm sogar einen echten Wurfstern geschenkt! Nur den vertrackten Namen dieser Handwaffe hatte der Junge schon wieder vergessen und nachzufragen traute er sich nicht. Er war schließlich kein Kind mehr und hätte sich so etwas auf Anhieb merken müssen.
    Seinen nächsten Ausflug zur Swjosdnaja würde Gleb nun eine Weile verschieben müssen, bis sein Stiefvater wieder milder gestimmt war. Doch allzu lange würde das gewiss nicht dauern. Taran schaffte es nie besonders lange, streng zu sein. Dafür mochte er Gleb viel zu gern. Zwar gab er sich alle Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen, doch der Junge durchschaute ihn. Seit jener legendären Expedition nach Kronstadt waren die beiden unzertrennlich. Der Junge schmunzelte.
    »Was gibt’s denn da zu grinsen, Bengel?«
    Tarans Miene hatte sich schon wieder aufgehellt. Er war im Aufbruch begriffen und packte gerade seinen Rucksack. Eine Packung Hartkeks, Dosenfleisch, Spritzen …
    Dem Jungen war nicht entgangen, dass sein Stiefvater es auf einmal eilig hatte. Vermutlich spürte er den nächsten Anfall herannahen, wollte sich aber in Gegenwart von Gleb keine Spritze setzen. Das Leiden des Stalkers hatte sich merklich verschlimmert. Das Gift des Sumpfteufels steckte immer noch in seinem Körper. Die Anfälle, die es auslöste, wurden mit jedem Mal heftiger und dauerten länger. Das Serum der Veganer war nicht mehr so wirksam wie früher. Gleb hatte mehrfach beobachtet, wie sein Stiefvater mit sorgenvoller Miene die Vorräte des sündteuren Medikaments kontrollierte.
    Als er fertig gepackt hatte, nickte Taran dem Jungen zum Abschied zu.
    »Ich muss los. Du hältst hier die Stellung . A uf keinen Fall an die …«
    »Jaja, ich weiß«, fiel ihm Gleb ins Wort. »Auf keinen Fall an die Tür gehen. Ruhig verhalten. Nicht mit den Gewehren herumballern. Bleibst du lange weg?«
    »Keine Ahnung. Wer weiß, was dort passiert ist. Die Masuten sagen, etwas Schwerwiegendes … Na ja, das werde ich dann schon erfahren. Ich hoffe, es wird nicht länger als einen Tag dauern.«
    »Kann ich nicht mitkommen?«
    »Nein, das ist nichts für dich, Gleb. Es würde dich nur langweilen, den Erwachsenen beim Streiten zuzuhören. Ich komme ja bald zurück.«
    Im Türrahmen blieb der Stalker noch einmal stehen, drehte sich um und lächelte seinem Stiefsohn zu. Dann verschwand er in der Finsternis des Gangs.
    Die hermetische Tür fiel zu und mit einem dumpfen Klacken rasteten die Riegel ein. Gleb kehrte zu seiner Schallplattenhalde zurück. Erst jetzt wurde ihm klar, dass der geplante Tauschhandel mit den Stummeln wegen Tarans Abwesenheit wohl ins Wasser fallen würde . A ber egal! Dafür hatte er jetzt den »musikalischen Fleischwolf« und konnte mit den runden Dingern sogar noch etwas viel Besseres anfangen.
    Schon nach wenigen Schritten durch den dunklen Gang blieb Taran stehen, ließ sich an der Wand zu Boden sinken und stöhnte vor Schmerz. So leise wie möglich, damit Gleb ihn nicht hörte. Mit dem typischen Geräusch drang die Nadel der Spritze in den Muskel. Wie immer rollte sich der Stalker zusammen, um abzuwarten, bis der Anfall vorüberging. Sein Herz schlug wie verrückt, und auf seiner Stirn bildeten sich dicke Schweißtropfen. Diese heimtückische Krankheit wurde immer schlimmer …

2
    DAS ULTIMATUM
    An der Sennaja ging es zu wie in einem Bienenstock. Noch vor zwei Stunden war hier der Markt in vollem Gange gewesen, und im Gedränge zwischen den Verkaufsständen hatte es kaum ein Durchkommen gegeben. Inzwischen hatte man den zentralen Bereich freigeräumt und stellte dort auf die Schnelle zusammengezimmerte Sitzbänke auf. Neugierig verfolgten die fahrenden Händler das emsige Treiben und ergingen sich in wilden Spekulationen über den Grund für den
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