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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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sich jede Chance genommen. Eline sah zu Boden und wandte sich dann wieder ihrem Zimmer zu. Mit abwesendem Blick betrachtete sie die Verwüstung.
    Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, als sie den düsteren Raum durchquerte. Unachtsam zertrat sie die Blüten der duftenden Blumen und die Achatsplitter eines Bechers. Auf der Schwelle des Zimmers ihrer Schwester blieb sie stehen.
    » Es ist alles vorbei, Elisa«, murmelte sie.
    Mühsam sog sie etwas eisige Luft ein.
    » Ich habe dich ins Verderben geführt, indem ich dich retten wollte. Durch meine Schuld wird unsere Schwester sterben, wenn sie denn nicht schon tot ist. Ich liefere mein Volk dem übelsten Mörder des Königreichs aus, und unser Vater will, dass ich Königin all dieses Schreckens werde.«
    Sie wollte sich abwenden, sich hinsetzen, um ihres Schicksals zu harren, aber Elisas verrenkte Körperhaltung verstörte ihr Herz. Welch ein Mangel an Respekt! Elisa war im Kampf beiseitegestoßen worden, als sei ihre Anwesenheit gar nicht von Bedeutung.
    Eline stieg die Stufe hinab und beugte sich über ihre Schwester. Sanft legte sie ihr die Arme wieder über die Brust und zupfte ein wenig am Bettzeug herum. Dann hob sie Elisas Kopf an, um das Kopfkissen ordentlich zurechtzuziehen: Der Schleier glitt von der flachen Phiole und enthüllte sie teilweise. Elines Augen bemerkten sofort diese Form, die sie wiedererkannte. Sie hob den Schleier ihrer Schwester.
    Neben dem engelsgleichen Gesicht, das ein Gift in den Schlaf zwang, befand sich das einzig mögliche Heilmittel für ihr Leiden. Eline verstand plötzlich Eleas letzte Äußerung. Die junge Prinzessin nahm die Phiole noch ohne so recht daran zu glauben, legte die Stirn auf einen von Elisas Armen und begann leise wieder zu weinen.
    Andin war aufgestanden. Das Licht war verschwunden. Und das lag nicht einfach daran, dass eine Wolke oder ein Nebelstreif es verdeckt hätte.
    » Was geht vor?«, fragte Imma neben ihm nicht zum ersten Mal.
    Die Hexe, die nachts gern umherstreifte, war kurz nach Eleas Verschwinden zu dem jungen Mann gestoßen. Es war ihr gelungen, Nis dazu zu bringen, sie zu ihrem Herrn zu führen. Die Stute hatte sich nicht lange bitten lassen.
    Aber plötzlich, mitten in seinem überschäumenden Glück, hatte Imma dieses Zögern in Andins Stimme wahrgenommen. Sie hatte gespürt, wie er aufgestanden war und besorgt den Atem eingesogen hatte. Jetzt herrschte nur noch Stille.
    Wie entsetzlich es war, blind zu sein! Immer abseits der Menschen und Gegenstände, gefangen in einer Nacht ohne Ausweg, in der sie mit den Fingerspitzen nach der Erinnerung an Farben suchen musste. Was geht vor?
    Imma glaubte, beinahe wahnsinnig zu werden: Immer wieder musste sie diese Frage stellen, die zu beantworten niemand je Zeit hatte. Sie war nahe daran, vor Verzweiflung zu schreien, als sie spürte, wie Andin davonlief.
    Er rannte wie ein Verrückter zum Großen Baum und hatte alles andere vergessen, eben auch Imma, die ihn doch schneller dorthin hätte führen können. Noch glaubte er, die Zeit zurückdrehen zu können. Seine Gedanken jagten wie die Landschaft an ihm vorbei. Die Furcht wuchs, sie zehrte die Hoffnung auf, die ihn laufen ließ. Andin spürte, wie sein Magen sich zusammenzog, sein Herz zerbarst. Er lief, bis er keine Luft mehr bekam. Im Dunkel der Nacht und des Waldes konnte er gerade noch den Baumstämmen ausweichen, sank ins Laub ein und zertrat unter seinen Sprüngen tote Zweige.
    Wie eine Kanonenkugel schoss er am oberen Ende der Lichtung hervor. Plötzlich hatte er das Bedürfnis zu schreien, um Hilfe zu rufen, allen Kummer, den ihm seine Verzweiflung bescherte, aus seinem Herzen herauszureißen. Er schrie sogar so laut wie Selene, die in dieser Nacht der Albträume ihre eigenen durchlebte.
    Ein weißer Fleck löste sich aus der Schwärze: Ceban war der Erste, der– in Unterhosen– ins Freie kam. Andin wäre viermal beinahe hingefallen, während er über den Wiesenstreifen lief. Aber in dem Moment, als er Ceban alles erklären wollte, stürzte sich ein riesiger Schatten, der noch schwärzer als die Finsternis der Umgebung war, auf ihn.
    Andin spürte, wie ihn ein Hammer ins Genick traf: Der Anprall schleuderte ihn zu Boden. Drei Dolche drangen in seinen linken Arm. Er drehte sich reflexartig um, um den Angreifer aufzuhalten. Seine Hand schloss sich um eine gefiederte Kehle. Der messerscharfe Schnabel kam zwei Fingerbreit vor seinem Gesicht zum Stillstand.
    » Du wirst sterben– du hast sie
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