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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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Flügel wohnen in ihrem Herzen, ihre Kraft in ihren Armen und ihr Mut in einem Band, das sie ans Schwert gebunden tragen und das die Farben derjenigen zeigt, der sie zu Hilfe eilen.«
    » Die legendären Ritter«, vervollständigte Andin, ein wenig gekränkt, weil er anscheinend nicht so wirkte, als ob er mit ihnen mithalten konnte.
    » Du glaubst immer, dass alles, was unerreichbar scheint, nur ein Märchen ist.«
    Elea löste das blaue Band, das ihre Haare zusammenhielt.
    » Ich bin überzeugt, dass du– falls Elines Kerze erlöschen sollte – der beste Ritter wärst, den es je gegeben hat.«
    Sie hielt ihm das Band hin.
    » Tue ich nicht recht daran, das zu glauben und dir zu vertrauen?«
    Andin nahm das Band und antwortete nicht gleich. Aber sein Herz klopfte schneller, als er den Blick auf Elea richtete.
    » Weißt du, dass diese Ritter ihren Mut deshalb aus einem Band schöpfen, weil es sich dabei um ein Liebespfand ihrer Schönen handelt?«, fragte er.
    Elea schenkte ihm ein schüchternes kleines Lächeln.
    » Ein guter Quell der Ermutigung und hübscher Bräuche«, sagte sie und tat, als hätte sie es noch nicht gewusst.
    Er trat nahe an sie heran und umklammerte mit den Fingern fest das Band.
    » Du wirkst so unnahbar…«
    » Es fehlt aber nicht viel, und ich würde nur einem einzigen Mann gehören…«
    Schwungvoll überwand sie ihre Schüchternheit und presste ihre Lippen auf die Andins.
    Das war eine angenehme Überraschung für den jungen Mann– aber auch schmerzlich, weil seine Arme ins Leere griffen. Elea war geflohen, bevor er es bemerkt hatte. Sie hatte schon das Seil gepackt und glitt bis zum Fenster des Türmchens hinüber.
    Andin griff sich an den Gürtel: Die Phiole, die Erwan ihm gegeben hatte, war verschwunden. Elea hatte sie ihm zugleich mit seinem Kuss geraubt. Trotz seines Versprechens hatte er plötzlich das Bedürfnis, ihr zu folgen, sie zurückzuhalten, aber das Seil erschlaffte zwischen seinen Fingern: Elea hatte es wie am Vorabend durchgeschnitten. Andin machte es ihr nicht zum Vorwurf. Heute Abend hatte er keine Lust, ihr seinen Zorn ins Gesicht zu schreien. Stattdessen hätte er ihr lieber eine Liebeserklärung gemacht.
    Ein märchenhafter Wind war durch sein Leben gefegt und hatte ihn der elenden Prophezeiung entrissen. Nichts auf den Welten schien den jungen Prinzen mehr davon abhalten zu können, glücklich zu sein. Elea hatte die Zurückhaltung ihres Geschlechts überwunden und ihn geküsst– so wie er sie in der Scheune in Aces geküsst hatte. Sie liebte ihn, ob die Feen nun einverstanden waren oder nicht.
    Er sah zu dem Türmchen hinüber, das er im Dunkeln kaum erkennen konnte.
    » Komm bald zurück«, murmelte er.

Fliehen
    Um den Preis heftiger Muskelkrämpfe und niederschmetternder Verzweiflung gelangte Elea auf die Höhe des Stockwerks der Kerze. Als sie sich daneben aufs Fensterbrett setzte und wieder Mut schöpfte, war sie nahe daran, vor Schmerz und Freude zu weinen. Kraftlos, keuchend und schwitzend konnte sie der besorgt wirkenden Eline ein Lächeln schenken. Diese bloße Lippenbewegung beruhigte die Prinzessin sofort. Sie eilte auf ihre Schwester zu, um ihr lautlos ins Zimmer zu helfen.
    Nun, da sie ihr Ziel erreicht hatte, spürte Elea, dass ihre Kräfte sie vollends verließen. Ceban hatte recht gehabt: Sie war ausgelaugt. Je mehr Eline sie stützte, desto bewegungsunfähiger fühlte sie sich seltsamerweise. Glücklich trotz ihres Schwächeanfalls flüsterte sie ihr ins Ohr: » Ich habe es gefunden!«
    Sie zog sich ihren rechten Handschuh mit den Zähnen aus und versuchte, die kleine, flache Phiole hervorzuziehen, die sie in ihrem linken Ärmel versteckt hatte. Sie hatte sie erst halb herausgezogen, als sie bemerkte, dass die Amalysen ihren Körper verließen. In ihren eng anliegenden Hosen hatte sie ihr leichtes und samtiges Gleiten nicht gespürt. Die Mörderpflanzen breiteten sich auf dem Boden aus und glitten auf die Tür des Zimmers zu. Nur Eleas Gesichtsamalyse blieb bei ihr; sie war immer noch wie ein Haarband hochgeschoben.
    Die junge Frau war einen Moment lang wie betäubt und bedeutete Eline zu schweigen, während sie reflexartig die Phiole wieder in den Ärmel schob. Nur Salzwasser konnte die Amalysen derart anziehen. Es war unmöglich, dass es in diesem Stockwerk der Burg welches gab. Und wenn doch, warum hatten sie dann vorgestern Abend nicht reagiert?
    Elea dachte nicht mehr an ihre Müdigkeit; sie stützte sich ein wenig auf einen Sessel und
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