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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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näherte sich der Tür. Elines Gesicht war angstverzerrt; sie rührte sich nicht mehr. In der Totenstille drückte Elea das Ohr an das Holz der Tür. Nichts. Doch ihre Amalysen verschwanden durch den Türspalt, ohne sich um ihre geistigen Befehle zu scheren. Die junge Frau zog den Dolch, den sie am Schenkel trug. Vielleicht stand niemand hinter der Tür, aber sie wollte sich vergewissern. Prinzessin Eline hatte die Hände vor den Mund geschlagen, um ihre Furcht zu unterdrücken.
    Elea schloss auf und entriegelte die Tür ohne jedes Knarren. Ihre Hand legte sich um den Türgriff; ruckartig zog sie die Tür zu sich heran: Korta stand vor ihr!
    Eline schrie entsetzt auf, und Elea war einen Moment lang verblüfft. Dann schlug die junge Kämpferin die Tür heftig wieder zu und wich eilig zurück. Sie glitt auf einem Wollteppich aus, stürzte gegen die Seite des Sessels und fiel hintenüber, als Korta die Tür mit einem Fußtritt aufstieß und ins Zimmer eindrang.
    » Überrascht, mich zu sehen?«, kicherte der Herzog und kam mit bleischweren Schritten näher.
    Er war mit einem Schwert und einem breiten Dolch bewaffnet. Hinter ihm stand nicht etwa Muht, wie Elea es erwartet hatte. Zwei Kolosse mit olivfarbener Haut und Rattenaugen füllten fast den gesamten Türrahmen aus und knurrten. Sie trugen ein verschlossenes Fass. Röcke, die hinter ihren untersetzten Beinen schwangen, wiesen darauf hin, dass Mistra da war und verzweifelt versuchte zu sehen, was sich abspielte.
    Zweihundertfünfzig Fuß Leere auf der einen Seite, unverrückbar wirkende Statuen aus lebendigem Fleisch auf der anderen, Korta in der Mitte: Alle Auswege waren versperrt. Der Kampf war unvermeidlich.
    Elea war wieder aufgestanden. Sie hatte ihr Schwert nicht mitgebracht, weil sie befürchtet hatte, davon behindert zu werden, wenn sie den Turm hinaufkletterte. Während sie zurückwich, fällte sie die Entscheidung, ein Schwert von ihrem Füllhorn zu verlangen. Es würde nicht dasselbe wie ihre leichte, geschmeidige Waffe sein, sondern ein gewöhnlicheres Schwert, das weniger auf die Kampftechnik der jungen Frau abgestimmt war.
    Der Stahl erschien in einem Aufblitzen, zeitgleich mit Muskelschmerzen, die die vom Aufstieg herrührenden Beschwerden noch verstärkten. Elea hätte die Waffe beinahe sofort wieder fallen lassen, so weh tat ihr der rechte Arm. Die Angst vor dem Herzog und dem drohenden Kampf brachte sie dazu, das Heft fest zu umklammern. Sie würde sich mit dem begnügen müssen, was ihr Füllhorn ihr bot, mit den wenigen Stunden Schlaf, die sie in Olas bekommen hatte, und mit ihrer verbliebenen Energie. In ihren Augen stand Unsicherheit.
    Korta spürte die Bezauberung, die von ihrem Blick ausging, und versuchte, sich davon zu lösen. Die Bosheit würde schneller in ihm aufkeimen, wenn er im Sinn behielt, dass er sich hier von Hexenwerk beeinflussen ließ.
    » Ohne deine Amalysen siehst du weit weniger verwegen aus«, spottete er. » Und warte nur, bis ich sie auf meine Art erzogen habe– du wirst schon sehen, wozu sie fähig sind!«
    Sein abscheuliches Lachen ließ Elea bis ins Mark zu Eis erstarren.
    » Du wirst nichts sehen. Du wirst das Ende dieser Nacht nicht erleben!«
    Seine Klinge fuhr, schwer wie ein Urteilsspruch, auf Eleas Schwert nieder. Er konnte es ohne die geringste Mühe zu Boden drücken. Schon unter diesem einzigen Schlag fühlte die junge Frau sich zerschmettert. Während die Klingen aneinander entlangschrammten, wich sie zurück und entging so gerade noch dem zweiten Angriff.
    Worauf konnte sie hoffen? Sie war allein und übermüdet, Prinzessin Eline wirkte wie gelähmt und nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Wen konnte Elea um Hilfe bitten? Andin? Ihre ersten Gedanken galten natürlich ihm, aber ihr Bänderspiel war doch nur Tändelei gewesen! Was konnte der junge Mann schon tun? Obwohl die Liebe alles zu erleichtern und zu vereinfachen schien, hatten weder Elea noch Andin Flügel.
    Flügel? Joran, natürlich!
    Schritt für Schritt, immer rückwärts, wich Elea bis ans Ende des Zimmers zurück. Sie konnte nicht jedem Hieb entgehen; bei jeder Parade erschütterte der Aufprall ihren Arm. Aber sie hatte ihren Hoffnungsschimmer gefunden. Überrumpelt, wie sie war, hatte sie sich keinen Angriffs- oder Verteidigungsplan einfallen lassen, aber mittlerweile ordnete sich alles in ihrem Kopf. Sie musste den Dolch loslassen, um Joran mithilfe ihres Füllhorns rufen zu können. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, noch nicht einmal Zeit, und
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