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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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Elea planlos. » Eure Halskette hat mir kein Glück gebracht.«
    Sie zeigte ihr ihre Handgelenke, die sie leicht rieb, um sie aus den Ärmeln zu lösen. Sie hoffte, dass Eline so sehen würde, dass sie die Phiole nicht mehr bei sich hatte, aber die Prinzessin, die an diesem Abend alles verloren hatte, bemerkte nichts mehr.
    » Eline!«, schrie Elea, um sie aufzurütteln. » Ihr habt vielleicht mehr erbeten, als die Feen für mich tun können– aber nicht für Euch!«
    » Schweig und geh weiter!«, zischte Korta und packte sie grob am Arm.
    » Ich habe versagt, vergebt mir«, fuhr Elea in kläglichem Tonfall fort. » Aber gebt die Hoffnung nicht auf– mein Tod wird das Erwachen und das Glück des Volks nicht verhindern! Legt Euren reichen Schmuck ab, werft die Verbote der Menschen von Euch, um Eure Seele bis zu den Hochgeistern zu erheben, fastet zwei Tage, um Eure Ergebenheit zu beweisen. Die Feen können Euch nicht vergessen…«
    Korta hob sie am Kragen des Wamses hoch, bevor sie ihre Rede beendet hatte. Sie musste sich strecken und auf die Zehenspitzen stellen, um nicht erwürgt zu werden. Er drehte sie kalt zu sich herum und zog sie nahe an sein Gesicht.
    » Ihr seid wirklich eine Bäuerin, wenn Ihr so etwas glaubt! Die Hochgeister haben Besseres zu tun, als sich um die Angelegenheiten der Menschen zu kümmern. Sie benutzen uns wie Spielfiguren auf dem Schachbrett ihrer Ewigkeit.«
    Sein Tonfall sprach von solcher Unausweichlichkeit, dass er Eleas Drang zu fliehen noch steigerte. Als ihre Füße den Boden wieder berührten, spürte sie, wie sie vor Furcht zerfloss. Korta stieß sie weiter vorwärts und mahnte sie zum Schweigen. Unter Mühen begann sie langsam wieder zu atmen: Sie fühlte sich in der Lage, alles für einen Fluchtversuch zu wagen. Ihr Blick fiel wieder auf das Fenster und auf den umgestürzten Kerzenhalter auf Elines Schreibtisch. Angesichts ihrer derzeitigen Lage konnte sie wirklich alles riskieren.
    Sie sah die Prinzessin an und beschränkte ihre Abschiedsworte auf das Nötigste: » Eline, die Lösung ist nie weit vom Problem entfernt.«
    Bevor Korta sie wieder packen konnte, packte Elea den Leuchter und wirbelte ihn mit aller Kraft zu Korta herum. Die Unterkante seiner hölzernen Brustplatte drang ihm in den Bauch. Der Aufprall und die Überraschung verschlugen ihm den Atem, so dass es ihm nicht gelang, die junge Frau festzuhalten. Sie rannte los, sprang– die gefesselten Hände nach vorn gestreckt, um in der Bewegung das Seil zu packen– und stürzte sich aus dem Fenster.
    Elea hatte das Gefühl, davonzufliegen, aber Joran war nicht da, um sie aufzufangen. Sie umklammerte das Seil fester, denn die Erschütterung war so heftig, dass sie ihr beinahe die Arme ausrenkte. Den Aufprall ihres Körpers am Turm konnte sie kaum dämpfen und glaubte loslassen zu müssen, doch sie wollte überleben und hielt sich am Seil fest.
    Leider hing sie bald fast nur noch an einer Hand. Die andere, die keinen Handschuh trug und durch den Schnitt verletzt war, löste sich Stück für Stück unter dem Einfluss der Schmerzen. Elea musste sich herabgleiten lassen, aber sie wusste, dass sie nicht mehr würde anhalten können, sobald sie einmal begonnen hatte.
    Sie hörte Kortas Stimme in die Nacht herausschallen.
    » Dort unten sind zehn Männer! Du kannst mir nicht entkommen! Komm wieder herauf!«, befahl er. » Ich gebe dir dreißig Sekunden, sonst schneide ich das Seil durch!«
    Der Herzog hielt im Halbdunkel nach ihr Ausschau. Das Bild der blauen Augen nagte noch immer an seinem Verstand. Er versuchte, die junge Frau so sehr in Angst und Schrecken zu versetzen, dass sie gehorchte. Aber das Seil rührte sich nicht, sie stieg nicht wieder herauf. Er drohte ihr von neuem und hörte ein Schluchzen.
    » Ich kann nicht!«, rief sie verzweifelt.
    Eleas Arme krampften sich wie gelähmt um den Faden, an dem ihr Leben hing.
    Korta hätte lachen und ihren Tod beschleunigen sollen, aber er packte das Seil. Indem er den Fuß gegen das Fensterbrett stemmte, zog er die junge Frau schnell herauf. Er packte sie unmittelbar, bevor sie losließ, an den Handgelenken, und zog sie ins Zimmer. Die Augen hatten ihr Werk getan.
    Elea krümmte sich und weinte. Ihr versagten die Nerven. Korta riss sie gewaltsam hoch, aber da sie nicht einmal mehr die Kraft hatte, sich aufrecht zu halten, brach sie auf einem wollenen Teppich zusammen, das Gesicht auf den Steinplatten des Bodens, die Arme vor Schmerzen angezogen. Sie hatte alles zerstört.
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