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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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Nur ihre Augen blickten noch zu dem Fenster, das sich der Unmöglichkeit öffnete. Würde Joran ihr eines Tages verzeihen können?
    In den dunklen Wolken sah sie gerade noch eine Schwalbe nahe am Turm vorbeischweben.
    » Joran!«
    Die Schwalbe drehte sich um. Sie hob sich kaum von dem seltsamen dunklen Hintergrund ab, und niemand vermochte zu sehen, wie sehr sie die gelben Augen vor Entsetzen aufgerissen hatte. Elea hob den Kopf. Korta schmetterte ihr die Parierstange seines Schwerts auf den Schädel. Leblos brach sie zusammen.
    Joran sauste aufs Fenster zu und verwandelte sich dabei in einen Adler. Sein Wutschrei und seine vorgestreckten Krallen zerrissen die stille Nachtluft. Er zielte auf Korta, der sein Schwert zur Abwehr des Angriffs erhoben hatte. Aber Joran vergaß, dass es ihm unmöglich war, außerhalb des Verbotenen Waldes jemandem zu schaden, und er vergaß eine besonders wichtige Einzelheit seines Daseins als vorgeblicher Niedergeist: Ohne die Hilfe der Feen konnte er nicht in die Königsburg eindringen!
    Heftig prallte er gegen eine unsichtbare Mauer, die das Fenster umgab. Er schrie vor Schmerz und Zorn und verwandelte sich der Reihe nach in die verschiedensten Tiere, um die Kraft zu finden, diese unerträgliche Barriere zu durchbrechen. Aber ohne Erfolg. Unter den entsetzten Blicken der Prinzessin, des Herzogs und der beiden stummen Schläger baute er sich als Chimärenwesen auf dem Fenstersims auf, die Arme ausgebreitet gegen eine undurchdringliche Glasscheibe gepresst.
    Im Zucken seiner knochigen Hände lagen Verzweiflung und Ohnmacht. Die Krallen schrammten über den imaginären gläsernen Schutzwall. In den dunklen Tiefen seiner gelben Augen standen Tränen.
    Joran sah die junge Frau an, die bewusstlos am Boden lag und ihm die Arme entgegenstreckte; eine ihrer Hände und ihr Hals waren blutüberströmt. Der Wollteppich war rot vor Blut. Joran hatte ihr nicht zu Hilfe kommen können. Die Feen hatten ihm gesagt, dass sie ihn nur ein einziges Mal in die Burg würden eindringen lassen können. Es machte ihn schier wahnsinnig– wahnsinnig vor Zorn und Kummer.
    Als er begriff, dass er sich nicht in Gefahr befand, begann Korta zu lachen und trat mit arroganter Miene auf das Ungeheuer zu.
    » Sie ist tot«, verkündete er mit abscheulicher Ruhe und rammte dem Monster mit einer knappen, raschen Bewegung das Schwert ins Herz.
    Joran brüllte vor Schmerz und ließ sich ins Leere fallen. Er hatte alles verloren bis auf das Leben. Sein Geist leerte sich in die Lüfte aus: In jedem Stockwerk floh ein Bild, entschwand ein Traum. Und seine Wunde schloss sich, sein Blut trocknete. Der Wunsch nach Rache war der einzige Gedanke, an dem er sich festklammern konnte. Dieser Gedanke wuchs immer weiter, bis er alles ausfüllte und seine schwarzen Fäden und düsteren Knoten noch bis in die kleinsten Winkel ausbreitete.
    In dem Glauben, über eine schreckliche Bestie triumphiert zu haben, war Korta am Fenster stehen geblieben. Als ein kräftiger Luftzug sein Gesicht streifte, war er völlig überrascht. Er konnte nicht erkennen, was an ihm vorbeigezogen war, aber er sah, wie eine schwarze Gestalt sich mächtig in die Luft erhob, um die Wolken zu durchdringen. Der Herzog hatte plötzlich Angst. Er verstand nicht, was für ein Wesen Joran sein mochte, aber er zweifelte plötzlich an seiner Unfähigkeit, durch die Fenster in die Burg einzudringen.
    Er packte Eleas Körper wie ein beliebiges Bündel und nahm einen seiner Schläger und die gefangenen Amalysen mit.
    » Um Euch kümmere ich mich später, Hoheit«, sagte er zu Eline, die der zweite Koloss nun losließ. » Mein Fräulein«, setzte er an die strahlende Mistra gewandt hinzu, » stört bitte den lieben Muht in seiner Meditation und sagt ihm, dass unser Gast eingetroffen ist!«
    Korta postierte die menschliche Statue vor den Türen der Zimmer und floh dann so schnell in die Gänge der Burg, wie seine Feigheit es ihm vorgab.
    Prinzessin Eline blieb einen Moment lang verloren mit hängenden Armen stehen. Das Entsetzen, das Jorans Erscheinen ausgelöst hatte, hatte ihre Tränen getrocknet, aber sie sah nach allem, was gerade geschehen war, noch immer verstört aus. Nun war alles ruhig. Sie näherte sich der Kerze und blies sie mit einem kurzen Hauch gedankenverloren aus. Die Nacht blieb schwarz und leer.
    Ein monströser Lehrmeister, der nicht durch die Fenster in die Burg eindringen konnte, ein verliebter Prinz, der aber jenseits der Gräben auf sie wartete: Elea hatte
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