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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes
Autoren: Berndorf Jacques
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Herren dieses Hauses wütende Briefe schrieben. Jeder in diesem Haus weiß davon, es stand sogar in den Zeitungen. Der eine schwor auf Selbstmord, der andere auf Mord. Ich glaube, Benny hat sich nicht selbst aufgehängt, er wurde aufgehängt. Und das ist der Schlüssel zu einem sehr massiven Fall von Kreditbetrug.« Der Generalstaatsanwalt kommentierte auch das nicht, spulte sein Programm einfach weiter ab.
»Die Freundin dieses Benny – ist es möglich, dass Sie etwas angestoßen haben, in dessen Folge diese Frau und ihr Begleiter getötet wurden?«
»Nein, unmöglich«, erwiderte Mann schnell und rau.
»Diese Leute waren schon längere Zeit hinter der Freundin her. Ich kann kein auslösender Faktor gewesen sein.«
»Kommen wir zu Dr. Walter Sirtel. Sie sind überzeugt, dass er es war, der mit der Bombe getötet werden sollte, nicht wahr?«
»Natürlich«, sagte Mann.
»Und die Aussagen von Hirtenmaiers Leuten werden das bestätigen.« Plötzlich begann der General schrill zu kichern.
»Sie sind ein Tropf, mein Freund! Ich denke nicht, dass wir eine derartig klare Aussage erwarten können. Das ist ungebildetes Pack, die können wir vergessen. Doch weiter: Sie haben eine Verbindung zu Marion Westernhage hergestellt, die im Vorzimmer von Dr. Dreher saß. Haben Sie versucht, Einfluss darauf zu nehmen, wie mit der Frau verfahren wird?«
»Nein. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass es besser sein könnte, wenn eine Frau sie verhört.«
»Ist das keine Einflussnahme?« Der General wedelte mit beiden Händen und faltete sie anschließend wieder.
»Was wird passieren, wenn wir eines Tages in der Lage sein sollten, Grischa Koniew anklagen zu können? Was wird passieren, wenn er sagt: Aber ich habe doch den Bombenbastler geliefert?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Mann wahrheitsgemäß. Der Generalstaatsanwalt drehte seinen Kopf zum Fenster und schwieg eine Weile. Schließlich erklärte er, ohne Mann anzusehen:
»Ich trage Verantwortung für diese Behörde, ich trage also auch Verantwortung für Sie, Herr Mann. Und ich glaube bei genauem Hinsehen nicht, dass Sie eine Zukunft in dieser Behörde haben.«
»Das dachte ich mir.«
»Langsam, bitte nichts überhasten. Ich denke, wir beide brauchen Zeit, ein wenig Abstand. Ich schicke Sie deshalb für drei Monate in einen bezahlten Sonderurlaub. Dann sehen wir uns hier wieder.« Er musterte Mann und fügte ohne die Spur innerer Beteiligung hinzu:
»Grüßen Sie Ihre Tante von mir.«
»Das müssen Sie schon selbst tun«, murmelte Mann, stand auf und ging grußlos hinaus. Auch von den beiden Frauen im Vorzimmer verabschiedete er sich nicht, ließ die Tür hinter sich zuklacken und ging den langen Korridor entlang. Eine solche Stimmung, solche Gefühle hatte er noch nie erlebt. Als er die beiden breiten Treppen hinabstieg, ließ er sicherheitshalber seine rechte Hand über das Geländer schleifen, weil er seinen Beinen misstraute. Vor dem Gebäude stand Blum und sah ihn fragend an.
»Ich kann nichts sagen«, murmelte Mann.
»Ich habe drei Monate Sonderurlaub.«
»Und dann?«
»In dieser Behörde ist kein Platz für mich.«
»Jochen, ich …«
»Hör zu, Blum. Ich habe gerade mit einem Eisschrank gesprochen. Mir ist kalt und ich will heim.« Mann wandte sich ab und ging davon, einige Sekunden lang befürchtete er, in Tränen auszubrechen. Die erste Ampel nahm er bei Rot, glücklicherweise war er langsam genug, um noch bremsen zu können. Er stand zehn Zentimeter vor einem Bus, dessen Fahrer ihn wüst beschimpfte und dabei aussah wie ein Karpfen im Aquarium. Mann setzte zurück. Er war erschrocken genug, jetzt aufmerksamer zu fahren. Als er im Grunewald ankam, hatte es leicht zu regnen begonnen. John rief aus der Küche:
»Deine Tante ist im Salon.« Dann tauchte er in der Tür auf:
»Was ist passiert?«
»Nichts Schlimmes«, antwortete Mann. Er fand Tante Ichen lesend auf ihrem Lieblingssofa.
»Wie ist es dir ergangen, mein Junge? Erzähl. Wie war der Herr aller Reußen? Hat er dich gut behandelt?«
»Er würde mit einem glatten Ja antworten. Ich habe erst mal drei Monate bezahlten Sonderurlaub und dann wird man sehen, wie es weitergeht. In der Behörde gibt es auf jeden Fall keine Verwendung mehr für mich. Wo ist Marion?«
»Ich weiß nicht. Eben war sie noch hier. Wahrscheinlich im Turmzimmer. Heißt das, er hat dich gefeuert?«
»Ja, das heißt es.«
»Aber das geht doch gar nicht! Du bist doch Beamter.« Sie ließ ein etwas unverschämtes Kichern hören und setzte
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