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Engel mit Biss

Engel mit Biss

Titel: Engel mit Biss
Autoren: Jutta Piechot
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Es war Donnerstag, der Tag, an dem ich immer in die Bibliothek ging; weil da bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet war. Ich liebte dieses alte Gebäude, so voller Atmosphäre und Ruhe. Es gab vier Etagen, alle in Themen eingeteilt. Meine Lieblingskategorie war die mit den Fantasy- und Kriminalromanen.

    Wie immer saß Susan am Ausgabetresen, wir kannten uns schon lange, ich komme seit meiner Schulzeit hierher. Das ist immerhin schon fünfzehn Jahre her. Und weil ich immer noch allein lebe, ist Lesen meine Leidenschaft. Susan nickte mir zu als ich hereinkam.
    „Nicht viel los heute Abend, nur vier Leute, hast du Lust auf eine Tasse Kaffee?” Erwartungsvoll sah sie mich an. Ich wusste, dass sie sich gerne noch mit mir unterhalten hätte, aber heute Abend hatte ich keine Lust.
    „Vielleicht nachher, ich möchte erst ein wenig abschalten”, vertröstete ich sie. Lächelnd legte ich meine beiden Bücher von letzter Woche auf den Tresen.

    Ich hatte einen ziemlich stressigen Job, in einer Arztpraxis als Medizinische Assistentin, da war ich froh, wenn ich mal niemanden sah. Susan verstand mich und lächelte.
    „Ja vielleicht nachher, ich würde mich freuen Nora.”
    Ich hätte Bibliothekarin werden sollen, das würde viel besser zu mir passen. Aber damals wollte ich ja unbedingt was mit Medizin machen. Und weil es zum Abitur nicht reichte, bin ich eben Medizinische Assistentin geworden.

    Ich ging die Treppe hoch bis in die dritte Etage. Sie war menschenleer. Langsam schlenderte ich die Regale entlang. Die meisten Titel kannte ich schon. Mit den Jahren liest man eine Menge. Vor allem wenn man alleine lebt. Was sollte ich denn heute mal nehmen?
    Vielleicht eine Vampirgeschichte, oder lieber etwas mit Feen und Elfen? Oh , hier war ein neues Buch. Es trug den Titel „Der Trollkönig“. Ich nahm das Buch aus dem Regal und ging in meine Lieblingsleseecke.
    Die Leseecken waren in der ganzen Bibliothek verteilt, mit gemütlichen samtenen dunkelgrünen Sesseln, in denen man den Tag hinter sich lassen konnte. Ich setzte mich und schlug das Buch auf.

    Nach einer Weile, ich hatte schon ein paar Seiten gelesen, nahm ich eine Bewegung wahr. Jemand war hereingekommen und stand an einem der Regale, aber ich hörte kein Geräusch, nicht einmal ein Atmen.
    Mir wurde etwas unheimlich zumute. Doch jetzt hörte ich, wie in einem Buch geblättert wurde. Dann kam dieser Jemand um die Ecke und steuerte direkt auf meine Sitzgruppe zu. Ich blickte auf und dachte mich trifft der Schlag. So einen schönen Mann hatte ich noch nie gesehen!
    Pechschwarzes welliges Haar, etwa einen Meter achtzig groß und dann dieses Gesicht, wie aus Elfenbein. Fein und edel geschnitten, mit hohen Wangenknochen, irgendwie engelhaft, aber auch männlich markant. Ich fand keine Worte, entzückt starrte ich ihn an. Er sah mich direkt an, mit leuchtenden smaragdgrünen Augen.

    „Hallo guten Abend”, sagte er und lächelte. Die Stimme war genau wie man es erwartete, traumhaft.
    „Hallo“, antwortete ich schüchtern, mehr fiel mir auch im Moment nicht ein. Ich blickte schnell wieder auf mein Buch, damit er nicht sah, dass ich rot wurde.
    „Was lesen Sie denn da?” Er beugte sich leicht zu mir rüber.
    „Oh, ich lese „Der Trollkönig.” Verwirrt versuchte ich so selbstbewusst wie möglich zu klingen, was mir eher schlecht als recht gelang.

    „Das ist ein schöner Roman, sehr spannend und unterhaltsam, ich habe ihn schon gelesen, es lohnt sich. Aber ich möchte Sie nicht weiter stören, wir sind schließlich in einer Bibliothek und da möchte man ja seine Ruhe haben.“
    „Nein”, antwortete ich vielleicht etwas zu hastig. „Es stört mich gar nicht, ich unterhalte mich gerne mal und sonst ist ja niemand hier, den wir stören könnten.” Auf keinen Fall wollte ich dass er geht.
    „Darf ich?“ Er deutete auf den Sessel mir gegenüber.
    „Natürlich, gerne“, nickte ich zustimmend.

    Nora, sagte ich zu mir, mache dir bloß nicht wieder falsche Hoffnungen. Schau ihn dir an und dann schau dich an.
    Ich stellte mir vor wie alle gucken würden, wenn ich mit so einem Mann auftauchen würde. Die dachten doch sowieso alle, dass ich keinen mehr abbekomme. Na ja, und es stimmte, irgendwie hatte ich Pech mit Männern. Bisher geriet ich immer an den falschen.
    Aber Träumen durfte man doch und solange er in meiner Nähe war, gab ich nicht auf.
    Ich wusste selber, dass ich keine Schönheit war und keine Modelmaße hatte; aber wie Quasimodo sah ich auch nicht aus.
    Ich
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