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Engel mit Biss

Engel mit Biss

Titel: Engel mit Biss
Autoren: Jutta Piechot
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kannte ihn gerade mal ein paar Minuten und war schon hin und weg. Der würde mir nie mehr aus den Kopf gehen und ich würde an gebrochenem Herzen sterben.

    „Und was lesen Sie so“, fragte ich um das Gespräch fortzuführen.
    „Eine Geschichte über Vampire. Es ist schon faszinierend, mit was für einer Fantasie die Schriftsteller ihre Romane schreiben”, lächelnd sah er mich an, seine Augen glitzerten schelmisch.
    „Ja, solche Romane lese ich auch gerne. Es ist immer so schön schaurig und romantisch. Ich mag auch wenn Bücher ein Happy End haben”, sagte ich mit Überzeugung. „Leider gibt es im wirklichen Leben meist kein Happy End”, ich seufzte.
    „Das stimmt, aber das Leben schreibt manchmal die besten Geschichten. Wie jetzt mit uns zwei, so könnte auch eine Geschichte anfangen.”
    Ich konnte es kaum glauben, flirtete er etwa mit mir? Halt dich zurück Nora, sagte ich zu mir, leg nicht schon wieder all deine Gefühle da rein, nachher fällst du wieder in ein tiefes Loch.
    Aber was hatte ich eigentlich zu verlieren? Wenn er unbedingt was mit mir anfangen wollte, dann würde ich bestimmt nicht nein sagen.

    „Eine Geschichte mit so einem Anfang würde mir gefallen, es wäre spannend zu erfahren wie es wohl weitergehen würde.” Jetzt setzte ich alles auf eine Karte.
    Wieder zeigte er mir sein umwerfendes Lächeln. Was er für tolle Zähne hatte, strahlend weiß und keine Unebenheiten. Für so was hatte ich einen Blick; ich liebte gepflegte Männer. Die meisten ließen sich ja ziemlich gehen. Viele hätten bei den Frauen mehr Chancen, wenn sie wüssten dass man das Bad jeden Tag benutzen kann, vor allen Dingen die Dusche.
    Und das s der regelmäßige Gang zum Friseur, auch nicht wehtut.
    Auch in Sachen Mode tun sich viele Herren schwer, die könnten alle mal bei meinem schönen Fremden in die Lehre gehen. Und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es nicht alles wäre was sie von ihm lernen könnten.
    Ich sah wie er schmunzelte. Was war denn jetzt so lustig. „Was ist“ fragte ich ihn. „Habe ich etwas Falsches gesagt?”
    Nachdenklich sah er mich an. „Nein, ich finde Sie nur sehr amüsant, ihre Mimik, man kann fast sehen was Sie denken.“
    Na das fehlte mir noch, dass er wusste was ich denke. Zum Glück ahnte er nicht, was mir eben durch den Kopf ging.

    „Ich habe mich auch noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Lago. Lago Vinard.“
    Was für ein außergewöhnlicher Name dachte ich, aber das war ja zu erwarten.
    „Ich heiße Nora Wright.”
    „Nora ist ein schöner Name. Sind Sie verheiratet Nora?” Diese Frage kam jetzt überraschend. „Nein ich lebe schon ziemlich lange alleine.“
    Ich brauchte ihm ja nicht auf die Nase zu binden, dass meine längste Beziehung zwei Monate gedauert hat.
    „Ich lebe auch schon sehr lange allein.”
    Das konnte ich mir nun gar nicht vorstellen. Aber vielleicht war er ja einer von diesen bindungsscheuen Typen, die eine Affäre nach der anderen haben. An Angeboten wird es ihm garantiert nicht mangeln.
    „Wissen Sie, Frauen könnte ich viele haben“, sagte er mit ernstem Gesichtsausdruck. „Aber ich suche eine für die Ewigkeit und das ist gar nicht so einfach.”
    Er ist ein Romantiker, so einen Mann trifft man heutzutage nur noch selten. Irgendwie tat er mir Leid. Da musste er schon großes Glück haben, so eine Frau zu finden.
    „Ich glaube da werden Sie es schwer haben, ich finde auch nie den Richtigen”; aufmunternd lächelte ich ihn an.
    „Nun, da scheinen wir ja beide gut zusammen zu passen”, sagte er und blickte mir tief in die Augen.

    Auf einmal ertönte ein kurzes Klingelzeichen.
    „Oh schon so spät, die Bibliothek schließt gleich.“ Hastig nahm ich mein Buch und meine Tasche und stand auf.
    „Warte”, seine Hand legte sich auf meinen Arm, sie fühlte sich kühl an und seidenglatt.
    „Kann ich dich ein Stück begleiten? Ich darf doch du sagen?”
    Ich war etwas perplex, er wollte tatsächlich noch mit mir zusammen sein.
    „Gerne”, ich sah ihn an. „Ich meine gerne darfst du mich begleiten und mich auch duzen.“
    Wir gingen nach unten. Susan warf mir einen überraschten Blick zu, als sie uns zusammen sah. Ich legte mein Buch auf den Tresen und gab ihr meine Büchereikarte. „Heute nehme ich nur das eine mit.”
    Fragend sah sie Yago an. „Ich nehme heute keins, danke.”
    Ihr Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen. Beim nächsten Wiedersehen würde ich ihr einiges erklären müssen.
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