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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes
Autoren: Berndorf Jacques
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Sittko drei Wohnungen in Berlin kaufte. Zum Preis von einer. Aber das Ding kennst du sicher schon.«
»Nein, erzähl.« Blum lachte kurz.
»Wenn ich dich so höre, denke ich manchmal, du hast dreißig Jahre lang auf einer Insel der Seligen gelebt. Also, Sittko verkaufte im Auftrag der Bankgesellschaft drei wunderschöne Innenstadtwohnungen mit je einhundertvierzig Quadratmeter an Blankenburg. Zum Preis von einer, das sagte ich schon. Das wurde ruchbar und einige Leute schrien gepeinigt auf. Da musste also ermittelt werden. Und es wurde ermittelt und ermittelt, aber an den Tatsachen kam man nicht vorbei: Das war Betrug und Vorteilsnahme allererster Sahne. Aber: Professor Blankenburg gehört zu den uralten Berliner Familien und er hat Ruhm auf sich geladen, weil er ein Wissenschaftler ist. Also übernahm von heute auf morgen der jetzt herzinfarktgeschädigte Bakunin die Ermittlungen gegen Herrn Professor Blankenburg. Und was fand Herr Bakunin? Er fand heraus, dass Herr Blankenburg die drei Wohnungen deswegen so günstig kaufen konnte, weil jede der drei Wohnungen erhebliche Mängel hatte. Der Käufer Blankenburg hat zusammen mit einem Notar und einem Wirtschaftsprüfer des Herrn Dr. Sittko die Wohnungen inspiziert. Pingelig und genau. Hier fand sich ein Fehler am Marmor im Bad, dort eine Macke in der Rosenholzgarderobe, Türen mussten ausgewechselt werden und die Einbauherde waren auch defekt und so weiter und so fort. Zum Schluss wurde der Wert für alle drei Wohnungen auf den ortsüblichen Preis von einer festgesetzt. Alles ist geprüft und beglaubigt und niemand kann mehr irgendetwas gegen dieses Geschäft haben.«
»Und warum hat Sittko da mitgespielt?«
»Tja, weil Sittko aufgrund der Vermittlung von Herrn Professor Dr. Blankenburg an ein Siemensgrundstück gekommen ist, an das er normalerweise niemals herangekommen wäre.«
»Und Bakunin hat das mitgemacht?«
»Richtig. Er hat die Akte geschlossen, nein, falsch: Der Generalstaatsanwalt hat sie für erledigt erklärt. Normalerweise dürfte ich das alles gar nicht wissen, aber der erste ermittelnde Staatsanwalt in dieser Sache hat sich wegen der Geschichte nach Leipzig versetzen lassen. Zu seiner Zeit hatte es noch keine Mängelliste gegeben. Er war stinksauer und hat die ganze Kiste Erich erzählt.«
»Und dieser Bakunin war bei Erich und anschließend hat sich Erich erschossen …«
»Das ist der Lauf dieser Welt.«
»Darf ich Peter besuchen?«
»Besser nicht. Da lauern Leute mit Kameras. Halt dich da fern.« Blum zögerte, er wollte etwas hinzusetzen und Mann sagte:
»Ja?«, und wartete.
»Ich soll dir ausrichten, dass du morgen früh um acht beim Generalstaatsanwalt antanzen sollst … Und dann gibt es da etwas, was du noch nicht weißt. Es stärkt die Position derer, die meinen, Erich habe sich nicht selbst erschossen. Bakunin muss Erichs Dienstwaffe in der Hand gehabt haben.«
»Was?«, explodierte Mann.
»Ja, das ist wahr. Der Abdruck seines Daumenballens ist auf der Waffe gefunden worden und die Technik hat es auf Anordnung von oben verschwiegen.«
»Verrätst du mir, wie ihr an den Abdruck gekommen seid?«
»Einer von uns hat ihn geklaut, ihn sich widerrechtlich angeeignet.«
»Was ist nur in dieser gottverdammten Stadt los«, stöhnte Mann,
»dass sich die Behörden untereinander bestehlen?«
»Das ist das, was Erich so gehasst hat.«
»Meinst du, dass Marion Westernhage noch gefährdet ist?«
»Unbedingt! Und zwar nicht nur, weil wir Hirtenmaier und seine Leute noch nicht haben. Selbst wenn die Westernhage es sich noch anders überlegen sollte und nicht mehr aussagen will – für die Bankleute muss sie eine tickende Zeitbombe sein. Übrigens glaube ich auch in diesem Fall nicht, dass einer hingeht und sagt, tötet die Westernhage. Oder dass einer der ehrenwerten Herren gar selbst Hand anlegt. Aber niemand kann überblicken, ob sich nicht längst schon jemand überlegt hat, dann tue ich meinem Banker mal einen Gefallen und erledige für ihn dieses Problem. Marion Westernhage wird vermutlich erst wieder einigermaßen sicher leben können, wenn sie ihre letzte Aussage gemacht hat.« Nachdem sich Blum verabschiedet hatte, blieb Mann noch minutenlang sitzen. Wie sollte er Marion das beibringen? Wie konnte eigentlich ein gemeinsames Leben für sie aussehen? War das überhaupt möglich? Schließlich zog er sich an und lief hinunter in den Wintergarten.
»Da bist du ja«, begrüßte ihn Tante Ichen erfreut.
»Hast du ausgeschlafen?«
»Klar. Reibekuchen?
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