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Die Radleys

Titel: Die Radleys
Autoren: Matt Haig
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Streicht sich das Haar aus der Stirn. Sie hat ein Tattoo am Hals. Zwei Worte: HIER BEISSEN.
    »Du gefällst mir«, sagt sie. »Lass uns nach oben gehen und hinter den Vorhang verschwinden.«
    Peter merkt, dass in diesem Moment genau das passiert, wovon er fast zwei Jahrzehnte lang geträumt hat. Jetzt, da er weiß, dass Helen ihn wieder liebt, ist das Mädchen keine Versuchung mehr.
    »Ich bin mit meiner Frau hier«, erklärt er ihr und geht schnell weiter, falls der weibliche Vampir auf irgendwelche Ideen kommen könnte.
    Er holt Helen ein, die an der Treppe angekommen ist, und in diesem Moment spielt der DJ einen Song, den er aus alten Zeiten kennt. Die Menge tobt wie damals in den Achtzigern.
    »Bist du sicher, dass du das auch willst?«, erkundigt sich Peter bei Helen, gerade laut genug, damit sie ihn verstehen kann.
    Sie nickt. »Ich bin mir sicher.«
    Und dann sind sie irgendwann an der Reihe, und der dürre Garderobier inspiziert Peter und Helen mit seinen misstrauischen Käferaugen.
    »Kriegt man hier Vampirblut in Flaschen?«, fragt Helen. »VB?«
    Sie muss die Frage wiederholen, bis sie verstanden wird. Irgendwann nickt der Mann.
    »Wir hätten gern fünf!« Sie hält fünf Finger hoch und lächelt. »Fünf!«

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    SELBSTHILFE
    Auf halbem Weg nach Hause bemerkt Rowan etwas unter dem Sitz seiner Mutter. Ein abgegriffenes Taschenbuch, das er sofort erkennt: Das Handbuch für Abstinenzler.
    »Was machst du da?«, fragt seine Schwester.
    Eve schaut auf das Buch in der Hand ihres Freundes. »Was ist das?«
    »Mach das Fenster auf.«
    »Rowan, was hast du vor?«, fragt Helen vom Vordersitz.
    Eve lässt das Fenster herunter, damit Rowan das Buch hinaus gegen die Leitplanke der M62 schleudern kann.
    »Selbsthilfe«, lacht er, bevor er die Flasche ansetzt, um sich einen Schluck des himmlischen Getränks zu genehmigen.

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    NUR EIN KLITZEKLEINER TROPFEN
    Besonders einfach ist es nie, wenn man akzeptieren muss, dass sich die Tochter, um die man sich seit ihrer Geburt gekümmert und für die man gesorgt hat, in ein ausgewachsenes, blutrünstiges Geschöpf der Finsternis verwandelt hat. Aber für Jared Copeland, dem die Schrecken des Vampirismus bewusster sind als den meisten Menschen, ist das Wissen um die Konversion seiner Tochter besonders schwierig zu verdauen.
    Die entsetzlichen Wahrheiten, mit denen sich Jared konfrontiert sieht, werden noch verstärkt durch den Umstand, dass sie von einem Radley konvertiert wurde, einem Blutsverwandten des Mannes – falls Mann die richtige Bezeichnung ist –, der sich zur Befriedigung seiner verkommenen Gelüste an der Frau vergriff, die Jared liebte.
    Der Anblick von Eve, ihre Veränderung, verursacht Jared tiefstes Unbehagen. Ihre plötzlich blasse Haut, das radikal veränderte Schlafverhalten und die gemüselose Ernährung, und dann ist beinahe jeden Abend der junge Rowan Radley bei ihr, worauf er gut verzichten könnte.
    Und doch – und das ist ein bedeutendes UND DOCH – hat es Veränderungen gegeben, von denen sogar Jared zugeben muss, dass sie ihm gefallen. Zum Beispiel reden sie inzwischen richtig miteinander. Sie streiten oder echauffieren sich nicht, wie bei ihren früheren Machtkämpfen, sie reden . Über die Schule, über Jareds Bewerbungen (»ich habe keine Lust, den ganzen Tag den Müll anderer Leute zu sortieren«),über das Wetter (»Dad, scheint die Sonne immer so hell ?«) und auch über liebevolle Erinnerungen an Eves Mutter.
    Er ist froh, dass Eve noch lebt, und hat sogar erkannt, dass es im Interesse aller ist, wenn sie pro Woche eine Flasche Vampirblut trinkt.
    Schließlich war er noch im Haus der Radleys, als Chief Superintendent Alison Glenny Clara riet, vielleicht gelegentlich etwas Blut zu konsumieren, wenn auch nur, um das Risiko eines weiteren überwältigenden Blut-Durstes zu verringern.
    »Denn wenn du die Grenze wieder überschreitest und noch einmal tötest, wird es keine zweite Chance geben«, hatte sie ihr erklärt.
    Um seine Tochter davor zu bewahren, dass sie zur ausgewachsenen Mörderin wird, hat sich Jared mit dem Vorschlag einverstanden erklärt, den ihm Helen unterbreitet hat, und ihr erlaubt, jeden Freitagabend mit nach Manchester zu fahren, um sich ihren Schuss Blut zu besorgen, solange sie das Zeug niemals mit nach Hause nimmt und in der Wohnung trinkt.
    (Und was die Wohnung angeht, sieht es so aus, als ob sie jetzt doch noch einige Zeit bleiben könnten. Beim Leeren der Mülltonnen auf der Hauptstraße traf Jared Mark
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