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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache
Autoren: John T. Lescroart
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in der Richtung.«
    »Was würde das nützen?«
    »Zum Teufel, Diz, Polizeischutz werden wir nicht bekommen. Niemand heftet sich an Louis’ Fersen, um zu sehen, ob er sich in unserer Nachbarschaft herumtreibt. Auf diese Weise hätten wir, wenn einer von uns nicht anruft, zumindest eine Ahnung, was passiert sein könnte. Einer von uns beißt vielleicht ins Gras, aber der andere ist dann wenigstens gewarnt.«
    Hardy nahm sein Guinness und trank den Rest aus. »Du glaubst, daß er es wirklich versuchen wird, nicht wahr?«
    »Ja, ich fürchte, das glaube ich.«
    »Jesus …«
    »Und noch was …«
    »Ja?«
    »Ich dachte, du könntest mir eine Schußwaffe empfehlen.«
     
    Jane war in Hongkong, um Kleider für I. Magnin zu kaufen, und würde am Wochenende zurückkommen.
    Offiziell lebten sie eigentlich nicht wieder zusammen, auch wenn einige von Janes Kleidern in Hardys Schlafzimmerschrank hingen. Sie hatte noch immer das Haus – ihr früheres gemeinsames Haus – in Jackson und blieb dort von Zeit zu Zeit, wenn sie bis spät nachts in der Stadt arbeitete. Aber drei- oder viermal pro Woche hatte sie während der letzten drei Monate hier geschlafen, draußen in den Avenues bei ihrem Ex-Mann.
    Während er von Zimmer zu Zimmer ging, wurde Hardy klar, wie sehr er sie wieder brauchte. Nun, brauchen vielleicht nicht. Man brauchte nicht wirklich jemanden, um zu überleben. Aber wenn man das Überleben erst einmal gemeistert hatte, brauchte man jemanden, um sich vollständig zu fühlen, lebendig … Oder was immer es auch sein mochte, das einem half, sich auf Dinge zu freuen, statt sich vor ihnen zu fürchten.
    Nachdem er seine Schicht im Shamrock beendet hatte und Moses McGuire gekommen war, um ihn abzulösen, hatte er an der Dartwand fünf- oder sechsmal 301 gespielt, um sein Auge scharf zu halten. Die frisch gespitzten Pfeile flogen gut, und er hielt seinen Platz in der Rangliste, bis er keine Lust mehr hatte. Er ging ungeschlagen.
    In der Dunkelheit fuhr er nach Hause. Er parkte den Suzuki Samurai, den er seinen Seppuku nannte, am Straßenrand vor dem einzigen weißen Lattenzaun im ganzen Block. Drinnen briet er sich in einer schwarzen, gußeisernen Pfanne ein Steak und aß es mit einer Dose Erbsen. Er fütterte den tropischen Fisch in dem Aquarium im Schlafzimmer, las hundert Seiten Barbara Tuchman und stellte wieder einmal fest, daß die Welt schon immer so wundervoll gewesen sein mußte, wie sie es auch heute noch war.
    Er ging in sein Büro, öffnete den Safe und musterte seine Schußwaffen.
    Er hatte Rusty empfohlen, eine .38er Police Special zu kaufen. Es war eine gute, schnörkellose Waffe für Hohlraumgeschosse. Wenn man damit einem Kerl ins blühende Leben schoß, wirbelte er wie eine Ballerina herum und knallte auf den Boden.
    Hardy nahm seine Special aus dem Safe. Der .44er Colt daneben war mehr eine Vorführwaffe, außerdem schwer, und die .22er Zielpistole könnte eine angreifende Bisamratte stoppen, aber das war auch alles.
    Die Special war die richtige.
    Als er die Waffe sorgfältig mit Patronen aus dem Safe geladen hatte, wurde er plötzlich nervös, ging ins Schlafzimmer, öffnete eine Schublade im Nachttisch und legte die Special hinein.
    Es war zwölf Minuten vor zehn. Er beschloß, sich an den Schreibtisch zu setzen, auf Rustys Anruf um zehn zu warten, danach im Fernsehen L. A. Law anzuschauen und sich hinzulegen – eine ruhige Nacht.
    Er zog die drei Dartpfeile aus dem Brett über dem Schreibtisch und begann, leicht und locker zu werfen. Er versuchte, weder an Louis Baker noch an Jane, noch an Rusty Ingraham zu denken.
    Jemand hatte ihm irgendwann mal erzählt, man könne Wasser zu Gold machen, wenn man ins Innere des Dschungels gehen, dort ein Feuer anzünden und einen Topf Wasser zum Kochen bringen würde. Verstanden? Der Trick: Denk eine halbe Stunde nicht an die Tiger. Nimm deinen Topf voller Gold und geh nach Hause.
    Hardy warf einen Blick auf die Uhr, die auf dem Schreibtisch stand: Viertel nach zehn. Vielleicht hatte er ihn falsch verstanden, und sie würden erst morgen um zehn mit den Anrufen beginnen. Und doch …
    Er nahm das Stück Papier, das Rusty ihm gegeben hatte, und wählte die Nummer. Achtmal klingelte das Telefon, dann legte Hardy auf. Rusty sollte ihn am Abend anrufen und er ihn am Morgen, es sei denn, einer von ihnen war nicht zu Hause. An solchen Tagen würden sie einfach tauschen. Zwei Wochen wollten sie es so halten.
    Um fünf nach halb elf versuchte er es noch
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