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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai
Autoren: Laura Joh Rowland
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störe«, sagte der junge Mann mit einem Anflug seiner alten Zögerlichkeit. »Aber Ihr wart so lange fort, daß ich mir Sorgen gemacht habe …«
    »Es geht mir gut«, log Sano, der noch immer den Schmerz über das plötzliche Verschwinden seines Vaters verspürte. Die Verbindung von Reiswein, Erschöpfung und Sehnsucht mußte seinen Wachtraum hervorgerufen haben, doch nun war er vorüber, und Sano war einsamer als je zuvor. »Gehen wir.«
    Doch als sie den Tempel verließen und auf ihre Pferde stiegen, fühlte Sano eine größere innere Ruhe als beim Herritt. Der flüchtige Geist seines Vaters war ihm letztendlich doch noch erschienen, als er ihn am dringendsten gebraucht hatte. Die Begegnung hatte Sano nicht von seinem Schmerz befreit, hatte ihm jedoch eine Einsicht verschafft, die Licht auf diese düsterste Zeit seines Lebens warf. Nun erkannte er die Ähnlichkeit zwischen den Versprechen, die er seinem Vater und dem Shōgun gegeben hatte, und dem Versprechen Chūgo Gichins an General Fujiwara und Oda Nobunaga. Beides waren Versuche gewesen, das Richtige zu tun und den Regeln des bushidō zu gehorchen. Chūgo hatte den Verrat eines grausamen Kriegsherrn gerächt, indem er Verbrechen beging, die zu seinem eigenen Tod geführt hatten. Und Sano, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um einem schwachen, genußsüchtigen Despoten zu dienen, mußte dies auch weiterhin tun, egal was es ihn kostete.
    Sein eigener bundori – die Kriegstrophäe, die Sano sich während der Nachforschungen verdient hatte – bestand darin, daß er nun besser verstand, was einen Samurai ausmachte. Er hatte gekämpft, und trotz seines Kummers mußte er sich eingestehen, daß es ihn mit Zufriedenheit erfüllte, seine Sache gut gemacht und richtig gehandelt zu haben. Er mußte auch weiterhin das Richtige tun, zumal diese Gewohnheit bereits ein untrennbarer Bestandteil seiner selbst war – so lange, bis ihn das rechte Handeln zu einem glücklichen Menschen machte.
    Irgendwann.
    Hirata stand wartend neben ihm. »Wohin gehen wir jetzt, sōsakan-sama? «
    Sano seufzte. »Zurück in den Palast«, erwiderte er.
    Auch wenn sein Herz sich immer nach Aoi sehnen und seine Gedanken auf der Suche nach ihr stets über Berge und Ebenen, Flüsse und Seen schweifen würden, mußte Sano sein Glück in der Arbeit, in der Ehe und im fortwährenden treuen Dienst für seinen Herrn suchen.
    Denn das Irgendwann begann jetzt.

Glossar

    Akechi Mit suhide – General und Verbündeter von -›  Oda Nobunaga, wurde später zum Verräter an seinem Lehensherrn.
    bakufu – Militärregierung des -›  Shōgun, deren Sitz und Verwaltungsapparat.
    banchō – Stadtviertel im Westen des Palasts von Edo, wo die -›  hatamoto der Tokugawa wohnten.
    bundori – Kriegstrophäe; bestehend aus dem abgetrennten Kopf eines getöteten Feindes, der geschminkt, mittels eines Dorns auf ein Brett gespießt und mit einer Inschrift auf Papier versehen wurde, welche den Grund für die Tötung nennt.
    bushidō – der »Weg des Kriegers«; Ehren- bzw. Verhaltenskodex der -›  Samurai (bushi) , was die geforderte militärische Gesinnung und Fertigkeit (bu) sowie die Gelehrsamkeit (bun) betrifft. Mit der zunehmenden Einbindung der Samurai als »Krieger-Beamte« während der Tokugawa-Zeit (- › Tokugawa Tsunayoshi) erfuhr der bushidō bestimmte Veränderungen (z. B. eine stärkere Hervorhebung der Gelehrsamkeit und Bildung).
    chichiue – förmliche Anrede des Vaters; Ausdruck der Ehrerbietung.
    daimyō – z. T. adeliger Feudalherr mit einem Lehns- und Burgbesitz (- ›  koku) .
    dōshin – Polizeibeamter niederen Ranges; eine Art »Streifenbeamter«, der von Helfern begleitet wurde; Untergebener des -›   yoriki .
    eta – gesellschaftlich Ausgestoßene, die als »spirituell unrein« betrachtet wurden und in Elendsvierteln am Rande der Städte wohnten. Eta durften nur innerhalb ihrer eigenen sozialen Schicht heiraten und besaßen somit keine Möglichkeiten zu gesellschaftlichem Aufstieg. Oft übten die Eta Berufe aus, die mit dem Tod zu tun hatten, z. B. den Beruf des Metzgers, Gerbers oder Leichenbestatters.
    gambatte kudasai – tu dein Bestes, und viel Glück!
    gekokujō – Revolte der Gefolgsleute gegen den Lehensherrn.
    Genroku-Periode – Die Tokugawa-Epoche (1603-1867) war unter anderem von einer wachsenden Verstädterung gekennzeichnet, die eine eigene Literatur und bildende Kunst hervorbrachte. Die Genroku-Periode (1688-1704) gilt als kunsthistorisch bedeutsame
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