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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes
Autoren: Arto Paasilinna
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Situation. Im Winter hatten
    die Arbeitslosen einen gemeinsamen Wechsel von der örtlichen Bank nehmen müssen. Der Wechsel war nur um weniges abgetragen worden, er war indossiert wor­ den, indem man die Zinsen bezahlte. Nun wollte die Bank jedoch nicht länger indossieren, und der nächste Lohntag war erst in einer Woche. Die Ratenzahlung wiederum wäre übermorgen fällig. Die ganze Summe sollte auf einmal bezahlt werden. Manssila wusste, dass das Straßenbauamt nicht sämtlichen Beschäftigten der Baustelle bei laufender Arbeit Vorschuss geben würde. Als einzige Möglichkeit blieb also, dass jeder mit soforti­ ger Wirkung kündigte und sich auszahlen ließ und sie dann gemeinsam versuchten, mit dem Geld den Wechsel zu begleichen. Und dann, wenn das Straßenbauamt einverstanden wäre, würden sie wieder alle neu auf der Baustelle anfangen. »Wie hoch ist denn euer Wechsel?«
    »Fast siebentausend Mark sind es noch.« Jaatinen rief umgehend im Bezirksbüro an. Er berich­
    tete von der entstandenen Situation und bat darum, dass man die benötigte Geldsumme per Eilüberweisung an ihn schicke.
    »Wenn das Geld nicht kommt, muss diese Baustelle dichtgemacht werden, und das bringt erst recht Verlus­ te!«
    Die schwere Lokomotive der Bürokratie wollte diese Regelung durchaus nicht akzeptieren. Jaatinen brüllte ins Telefon, er kämpfte beharrlich um seine Sache. Schließlich, nachdem er auf mehreren Leitungsebenen verhandelt hatte, erreichte er einen Punktsieg. Er konn­ te der örtlichen Bank mitteilen, dass der Wechsel der Männer, die beim Brückenbau beschäftigt waren, recht­ zeitig bezahlt würde. Es stellte sich heraus, dass Jämin­ ki, der im Vorstand der Bank saß, dem Bankdirektor vorgeschlagen hatte, den Wechsel nicht zu erneuern. Wegen der angespannten Geldsituation!
    Als Jaatinen die Angelegenheit geregelt hatte, ging er zu den Männern hinaus. Sie saßen mit finsterer Miene am Ufer, aber ihre Gesichter hellten sich auf, als Jaati­ nen ihnen das Ergebnis seiner telefonischen Verhand­ lungen verkündete:
    »Jeder von euch bekommt Vorschuss.« Manssila sagte:
    »Wir wären nicht mal auf die Idee gekommen, dass es auch diesen Weg gibt. Du bist ein anständiger Kerl, Jaatinen.«
    Die Arbeiten wurden mit dem bisherigen Eifer wieder aufgenommen. Die schwarze Wolke des fälligen Wech­ sels über den Köpfen der Männer war verflogen. Munte­ rer Gesang schallte über die Baustelle.
    5
    Vertrauensmann Manssila erhielt kurz vor Mittsommer eine sonderbare Einladung. Jäminki und Kainulainen luden ihn zu einem Gespräch über »Verschiedenes« ins Gemeindeamt.
    Als er dort ankam, führte man ihn ins Sitzungszim­ mer des Gemeinderates, wo für drei Personen zum Kaf­ fee eingedeckt war. Jäminki und Kainulainen warteten bereits auf ihren Gast, der misstrauisch hereinstiefelte.
    Jäminki und Kainulainen erhoben sich höflich. Mans­ sila bekam einen Stuhl angeboten. Jäminki klopfte ihm freundlich auf die Schulter und sagte geschmeidig lä­ chelnd:
    »Na, Manssila, nimm dir ein Stück Kuchen, und du, Kainulainen, schenk dem Zimmermann Kaffee ein.«
    »Dieser Manssila ist der Streikgeneral der Gemeinde Kuusmäki«, erklärte Kainulainen, und Jäminki nickte zufrieden. »Gewiss, darüber weiß ich wohl Bescheid.«
    Manssila biss von seinem Kuchen ab und trank einen Schluck Kaffee hinterher. Im Stillen wunderte er sich über die Begrüßung, woher rührte diese plötzliche Freundschaft?
    Jäminki leitete das Gespräch ein:
    »Wir haben gehört, dass am Fluss hart gearbeitet wird… man könnte direkt sagen, in einem mörderischen Tempo, nicht wahr, Manssila?«
    »Ja, dort geht es rund.«
    »Wie wir uns dachten«, äußerte Kainulainen erfreut. »Für diesen harten Takt ist wohl Ingenieur Jaatinen verantwortlich?«
    »Ja, der Jaatinen schmeißt da den Laden«, bestätigte Manssila.
    »Ist ein derartiges Arbeitstempo nicht irgendwie über­ trieben, in der heutigen Zeit… wozu soll es gut sein, dass ein Auswärtiger hier in unser Dorf kommt und die Leute Sklavenarbeit machen lässt. Könntet ihr diesem Treiben nicht ein Ende setzen?«
    Im weiteren Gespräch wurde deutlich, dass Jäminki und Kainulainen es gern sähen, wenn Jaatinens Positi­ on ins Wanken geriete. »Die Männer müssten Jaatinens Ablösung als Bauleiter fordern, dadurch würden sich die Brückenarbeiten normalisieren, und auch die Atmo­ sphäre im Dorf allgemein würde sich bessern.« Kainu­ lainen sprach es schließlich offen und deutlich
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