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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache
Autoren: Robert Asprin
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geleistet haben, bis der Alte Mann kam.
    Er marschierte den Pier entlang und sehr nachdenklich wieder zurück. Das Boot war weder an seinem angestammten Platz noch sonstwo. Hatten die Freistätter Diebe sich nun etwa auch in den Fischerhafen gewagt? Unwahrscheinlich! Wem könnten sie denn schon einen gestohlenen Fischerkahn verkaufen? Die Fischer hier kannten das Eigentum der anderen so gut wie ihr eigenes.
    War es möglich, daß der Alte Mann bereits hinausgefahren war? Nein! Um den Hafen verlassen zu haben, ehe Hort angekommen war, hätte sein Vater in der Nacht aufbrechen müssen und in diesen Gewässern mit dem Ungeheuer ...
    »He, du!«
    Hort drehte sich um. Die drei angeworbenen Söldner betraten den Pier. Düstere Burschen waren sie in diesem Licht, und die Lanzen, die zwei von ihnen trugen, ließen sie wie die Ruderer des Todes erscheinen.
    »Wir sind hier«, meldete der Anführer des kleinen Trupps und legte seine Streitaxt über die Schulter. »Obgleich kein zivilisierter Mensch zu dieser viel zu frühen Stunde kämpft. Wo ist der Alte, der uns angeworben hat?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Hort und wich unwillkürlich ein wenig vor dieser wilden Meute zurück. »Genau wie euch hat er mir nur aufgetragen, um diese Zeit hierzusein.« »Gut«, brummte der Axtkämpfer. »Wir sind gekommen wie abgemacht. Die Kupferstücke gehören uns — ein kleiner Preis für einen Schabernack. Sag dem Alten, wenn du ihn siehst, daß wir uns weder ins Bett verzogen haben.«
    »Nicht so hastig!« Hort staunte selbst über seinen plötzlichen Mut. »Ich kenne den Alten Mann schon mein ganzes Leben lang und weiß, daß er kein Spaßmacher ist. Wenn er euch bezahlt hat, damit ihr hier seid, werdet ihr auch gebraucht. Oder wollt ihr das Silber nicht, das den Kupferstücken folgt?«
    Die Männer zögerten, murmelten finster miteinander.
    »Hort!« Terci eilte auf sie zu. »Was geht hier vor? Weshalb sind diese Kerle hier?«
    »Der Alte Mann hat sie angestellt«, erklärte Hort. »Hast du ihn gesehen?«
    »Nicht mehr seit gestern abend«, erwiderte der hagere Fischer. »Er kam spät noch vorbei und ließ dies bei mir, damit ich es dir gebe.« Er ließ drei Silberstücke in die Hand des Jungen fallen. »Er sagte, falls er bis Mittag nicht hier sei, solltest du die Männer damit bezahlen.«
    »Seht ihr?« rief Hort den Söldnern zu und zeigte ihnen die Münzen. »Ihr werdet um Mittag bezahlt, nicht früher. Also müßt ihr schon mit uns warten.« Er wandte sich wieder Terci zu und fragte im Flüsterton: »Hat der Alte Mann sonst noch was gesagt?«
    »Nur, daß ich heute morgen mein stärkstes Netz beschweren sollte.« Terci zuckte die Schultern. »Also, was geht hier vor?«
    »Er will das Ungeheuer fangen«, erklärte ihm Hort, dem der Plan des Alten Mannes nun klar wurde. »Als ich ankam, war sein Boot fort.«
    »Das Ungeheuer!« Terci blinzelte. »Der Alte Mann ist allein auf Jagd nach dem Ungeheuer ausgefahren?«
    »Das glaube ich nicht. Ich bin schon vor dem Morgengrauen hiergewesen. Nein, selbst der Alte Mann würde nicht im Dunkeln ausfahren — nicht auf Suche nach dem Ungeheuer. Ich denke, er ...«
    »Schau doch! Da ist er!«
    Die Sonne ging endlich über dem Horizont auf, und ihre ersten Strahlen vertrieben den Nebel. Noch etwa dreihundert Fuß entfernt hob und senkte sich ein Fischerkahn, und in ihm saß der Alte Mann, der sich sichtlich mit den Rudern abplagte.
    Während sie ihn beobachteten, zog er plötzlich die Ruder ein und schien auf etwas zu warten. Mit einemmal wurde das Boot wie von unsichtbaren Händen herumgerissen, und der Alte Mann legte sich wieder in die Ruder.
    »Er hat es! Er hat das Ungeheuer!« schrie Terci aufgeregt und hüpfte vor Begeisterung oder Schreck herum.
    »Nein!« widersprach Hort ihm, während er keinen Blick von dem Kahn ließ. »Er hat es nicht. Er lockt es hinter sich her in seichteres Gewässer!«
    Jetzt war ihm alles klar. Die Metallfalle! Das Ungeheuer hatte sich daran gewöhnt, die Fallen des Alten Mannes auszurauben, also hatte er ihm eine vorgesetzt, die sich nicht zerschmettern ließ. Nun lockte er die fremde Kreatur zum Ufer und zog die Falle hinter sich her, wie ein Kind einen Wollfaden vor einem verspielten Kätzchen. Aber dieses Kätzchen war ein unbekanntes Wesen und barg tödliche Gefahr — wie leicht konnte es nach der Hand schnappen, die den Fäden hielt!
    »Schnell, Terci!« rief Hort. »Hol das Netz. Es wird ihm nicht auf den Strand folgen!«
    Der hagere Fischer
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