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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache
Autoren: Robert Asprin
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willst du von ihm Geld bekommen? Beabsichtigst du, ihm Auskünfte über das Ungeheuer zu verkaufen?«
    »Ich bin ein Fischer, kein Spitzel«, entgegnete der Alte Mann. »Und die Probleme der Fischer interessieren die an Land nicht.«
    »Aber ...«, begann Hort, verstummte dann jedoch. Wenn sein Vater seine Pläne nicht verraten wollte, ließ er sich auch von ihm nicht dazu überreden.
    Hort staunte, als sie Jubals Landsitz erreicht hatten, wie gut der Alte Mann mit den Untergebenen des Sklavenhändlers umgehen konnte, die sie immer wieder aufhielten. Obgleich es wohlbekannt war, daß berüchtigte Totschläger und Mörder sich hinter Jubals blauen Falkenmasken verbargen, blieb Panit unbeeindruckt von ihrem Hochmut und ihren Waffen.
    »Was wollt ihr zwei hier?« fragte der grauhaarige Torwächter scharf.
    »Mit Jubal sprechen«, antwortete der Alte Mann.
    »Erwartet er euch?«
    »Muß ich vielleicht erst um eine Audienz bei dem Sklavenhändler ersuchen, ehe ich mit ihm sprechen kann?« »Welche Geschäfte könnte ein alter Fischer mit einem Sklavenhändler machen?«
    »Wenn es dich etwas anginge, würde ich es dir sagen. Ich will Jubal sprechen!«
    »Ich kann nicht einfach ... «
    »Du fragst zu viel. Weiß er, daß du so viele Fragen stellst?«
    Das schüchterte den Mann ein und bestätigte Horts in der Stadt gewonnenen Verdacht, daß der größte Teil der Geschäfte des Sklavenhändlers heimlich getätigt wurden.
    Endlich führte man sie in einen großen Raum, den ein riesiger, fast thronähnlicher Sessel an einem Ende beherrschte. Sie mußten nur kurze Zeit warten, bis Jubal eintrat, der gerade seinen Morgenrock über dem kräftigen ebenholzschwarzen Körper mit einem Gürtel schloß.
    »Ich hätte es mir denken können, daß du es bist, Alter Mann«, sagte der Sklavenhändler mit einem schiefen Lächeln. »Kein anderer Fischer wäre so leicht an meinen Wachen vorbeigekommen.«
    »Ich weiß, daß du Geld dem Schlaf vorziehst.« Der Alte Mann zuckte die Schultern. »Deine Männer wissen es ebenfalls.«
    »Das stimmt.« Jubal lachte. »Also, was führt dich schon so früh am Tag zu mir?«
    »Für manche ist der Tag schon vorüber«, bemerkte Panit trocken. »Ich brauche Geld: sechs Silberstücke. Ich biete dir dafür meinen Stand im Fischerhafen.«
    Hort konnte nicht glauben, was er da hörte. Er öffnete den Mund, doch dann beherrschte er sich noch rechtzeitig. Er war so erzogen worden, daß er wußte, daß es besser war, sich nicht in seines Vaters Geschäfte einzumischen. Jubal war jedoch seine Mundbewegung nicht entgangen.
    »Du verblüffst mich, Alter Mann«, sagte der Sklavenhändler nachdenklich. »Warum sollte ich einen Fischstand kaufen wollen?«
    »Weil der Fischerhafen der einzige Ort ist, an dem deine Ohren nichts hören.« Panit lächelte schwach. »Du schickst deine Spitzel dorthin, aber wir sprechen nicht mit Außenstehenden. Um zu hören, was im Fischerhafen vorgeht, mußt du dort sein. Ich biete dir diese Möglichkeit.«
    »Du hast recht«, bestätigte Jubal. »Ich hatte nicht erwartet, daß mir eine solche Gelegenheit wie eine reife Traube in den Schoß fallen würde ... «
    »Zwei Bedingungen«, unterbrach der Alte Mann ihn. »Erstens, du mußt vier Wochen auf meinen Stand warten. Wenn ich dir inzwischen das Geld zurückzahle — gehört er dir nicht ...«
    »In Ordnung.« Der Sklavenhändler nickte. »Aber ...«
    »Zweitens, falls mir in diesen vier Wochen etwas zustößt, kümmerst du dich um meine Frau. Das ist keine Wohltätigkeit, sie kennt den Fischerhafen und die Nya — sie ist einen guten Lohn wert.«
    Jubal musterte den Alten Mann eine Weile sehr nachdenklich. Schließlich sagte er: »Einverstanden. Aber ich glaube, da gibt es noch einiges mehr, was du mir nicht sagst.« Er verließ den Raum und kehrte mit den Silbermünzen zurück, die in seiner Riesenpranke leicht klimperten. »Eine Frage, Alter Mann — all diese Bedingungen, warum ersuchst du mich nicht ganz einfach um ein Darlehen?«
    »Ich habe noch nie in meinem Leben etwas geliehen«, antwortete Panit mit finsterer Miene, »und werde jetzt nicht damit anfangen. Ich bezahle für das, was ich brauche, und wenn das Geld nicht reicht, verzichte ich darauf oder verkaufe etwas, wenn es sein muß.«
    »Wie du willst.« Der Sklavenhändler zuckte die Schultern und händigte dem Alten Mann die Münzen aus. »Ich erwarte, dich in dreißig Tagen wiederzusehen.«
    »Oder früher.«
    Das Schweigen zwischen Vater und Sohn war nun schon fast zur
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