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Die Rache der Horror-Reiter

Die Rache der Horror-Reiter

Titel: Die Rache der Horror-Reiter
Autoren: Jason Dark
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schließlich stehenblieben. Lange genug arbeiteten sie bereits in der Klinik. Sie waren abgebrüht und abgestumpft, doch der Mann, der in der letzten Zelle hockte, war ihnen nicht geheuer. Er konnte den beiden regelrecht Angst einjagen, denn das war kein normaler Irrer, obwohl er hier einsaß. Und das seit drei Jahren.
    Der Mann hieß Don Alvarez. Bevor man ihn hier einlieferte, war er der Abt eines Klosters hoch oben in den Pyrenäen gewesen. Den genauen Grund der Einweisung kannten wohl nur die Ärzte, aber es hatten sich gewisse Flüsterparolen herumgesprochen, die besagten, daß sich der Abt mit dem Teufel verbündet hätte und dadurch wahnsinnig geworden wäre, weil er den inneren Konflikt nicht mehr aushielt.
    So die Parolen.
    Er war in der Tat anders als die übrigen Kranken. Er redete kaum, vielleicht zehn Worte in einer Woche. Aber wenn er etwas sagte, dann sprach er nur vom Teufel, von der Hölle und von seiner blutigen Rache an dem Mann, der ihn in die Festung gebracht hatte. Zudem war er davon überzeugt, daß man ihn befreien würde.
    Die Pfleger erinnerten sich noch deutlich an die Worte bei der letzten Essensausgabe.
    »Ich spüre es. Ich spüre es genau. Der Tag der Befreiung ist nahe, und niemand kann mich aufhalten. Denn sie werden kommen, und vom Himmel werden Feuer und Flammen regnen und euch vernichten.« Er hatte eine düstere Apokalypse gemalt, und den Pflegern war es sehr mulmig geworden.
    Auch jetzt war ihnen nicht wohl, als Pedro die Klappe öffnete. Don Alvarez hockte auf seiner festgeschraubten Bank. Er schaute kurz hoch, als er das offene Rechteck in der Tür sah, und stand langsam auf.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund trug er andere Kleidung als die übrigen Insassen des Trakts. Keinen grauen Anstaltskittel, sondern seinen Umhang oder sein Gewand, das er auch bei seiner Einlieferung angehabt hatte. Es war eine Kutte, die noch eine Kapuze hatte. In der Taille wurde die Kutte durch eine weiße Kordel gehalten, und sie reichte bis auf die Füße des Mannes.
    Der ehemalige Abt war überdurchschnittlich groß. Seine Pupillen wirkten wie schwarze Steine, der Blick war zwingend. Der dunkle Vollbart wucherte ihm fast bis auf die Brust, und wenn er die Kapuze überstreifte, dann erinnerte er an Rasputin, den dämonischen Russen aus dem letzten Jahrhundert.
    »Das Essen«, sagte Pedro und schaufelte den Pappteller voll. Alvarez trat vor. Seine Schritte waren noch geschmeidig, nicht so abgehackt wie bei den anderen. Die drei Jahre schienen an dem Mann wirklich spurlos vorübergegangen zu sein.
    Er schaute durch das Rechteck. Sein Blick traf mit denen der Männer zusammen.
    »Es wird das letzte Mal sein, daß ihr mir das Essen bringt«, sagte er mit dumpfer Stimme, »denn die Stunde meiner Befreiung ist nahe. Sobald sich die Schatten der Nacht über dieses Land gelegt haben, öffnet die Hölle ihre Pforten und schickt ihre Diener, die mich aus diesem unwürdigen Gefängnis befreien. Die Horror-Reiter werden erscheinen, denn die Stunde der Rache ist gekommen.«
    Selten hatte Don Alvarez so viele Worte auf einmal gesprochen. Den beiden Männern kam dies direkt komisch vor.
    Pedro versuchte es mit einem Witz. »Wer soll dich hier rausholen, du komischer Heiliger?«
    »Die Horror-Reiter!« flüsterte Don Alvarez.
    »Aha.«
    »Ihr glaubt mir nicht, wie?«
    »Nein.«
    »Oh, ihr Ignoranten. Wartet noch ein paar Stunden ab, und ihr werdet eines Besseren belehrt. Dann bekomme ich wieder die Macht, die mir zusteht, und ich weiß nicht, ob ich für euer Leben garantieren kann. Stellt euch auf meine Seite. Jetzt und hier, dann werde ich für euch ein gutes Wort einlegen.« Er schaute sie aus seinen dunklen Augen an, und die Männer hatten das Gefühl, als würde der Blick des Mannes sie bis in die Seele treffen.
    »Nimm dein Essen!« fauchte Pedro und haute die Klappe zu.
    »Ihr Narren!« keifte Don Alvarez. »Ihr verdammten Narren!« Er lachte.
    Gellend und grell tönte es hinter der stabilen Zellentür auf. »Ihr werdet das Feuer erleben, und ihr werdet zittern und beben, wenn meine Rache mit der Gewalt eines Sturmwindes über euch kommt.« Die beiden Pfleger schoben den fahrbaren Tisch wieder den Gang entlang.
    »Da kann man ja wirklich Angst kriegen«, meinte Carlos. »Soviel hat er noch nie gesagt.«
    Pedro nickte.
    »Glaubst du ihm?«
    »Ich?« Pedro schüttelte den Kopf. »Feuer vom Himmel regnen! Der redet, als würde die Welt gleich untergehen.«
    »Komisch ist es schon.«
    »Klar, aber du darfst
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