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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache
Autoren: Robert Muchamore
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rauchten Hasch, fluchten und konnten es nicht leiden, wenn ihnen Kinder vor die Füße stolperten. Dantes Mutter hatte ihm verboten, draußen vor dem Clubhaus
zu spielen, weil dort nie jemand aufräumte und daher Glassplitter und Metallteile herumlagen, doch er hatte sich noch nie verletzt, und seinem Vater war es sowieso egal, solange Dante nur beschäftigt war.
    Dante setzte sich gerne hinter das Lenkrad eines kaputten Fords und tat so, als könne er Auto fahren, oder er baute eine Rampe aus alten Holzteilen und ließ leere Bierfässer den Hang hinunterrollen. Meistens waren auch noch andere Kinder da. Für Fußball war das Gelände zu abschüssig, also spielten sie Verstecken oder Fangen, am liebsten im Dunkeln mit Taschenlampen. Und das Beste war, wenn Teeth kam und ihnen Unterricht im Boxring gab.
    Obwohl keiner der Bandits als Teddybär durchging, war Teeth der furchterregendste von allen: groß und muskelbepackt, mit scharfen Sporen an seinen Stiefeln und einer Fahrradkette, die seine dreckigen Jeans zusammenhielt und die er augenblicklich aus dem Bund reißen konnte, um damit jeden windelweich zu schlagen, der sich mit ihm anlegen wollte.
    Die Namen der Biker strotzten zumeist vor Ironie: Little George war so groß wie ein Haus, Fatty so dünn wie eine Bohnenstange und Teeth hatte nur noch weiches Zahnfleisch und ein paar braune Backenzähne im Mund. Er verlor kein Wort darüber, wie er seine Zähne eingebüßt hatte, und als Dante ihn einmal danach fragte, antwortete er nur: Du hättest erst mal den anderen sehen sollen!
    Teeth war Rausschmeißer in einem Nachtclub und
nebenbei Drogendealer, doch am liebsten wäre er professioneller Wrestler geworden. Er war sogar schon ein paar Mal im Fernsehen aufgetreten, aber zu den Stars in den Wrestling-Magazinen, die sich in Dantes Zimmer stapelten, gehörte er nicht gerade.
    In einem großen Raum in der Hauptscheune stand ein alter Boxring mit ausgefransten Seilen und unebenem Boden, und dort zeigte Teeth Dante und allen anderen Jungen, die es interessierte, wie man richtig boxt, wie man Karatetritte setzt und jemanden in den Schwitzkasten nimmt und noch viele andere Sachen, von denen Dante seiner Mutter lieber nichts erzählte – weil sein Dad sagte, dass sie dann ausrasten würde.
    Jeden Mittwochabend fand das obligatorische Clubtreffen statt, auch Kirche genannt, und alle Mitglieder auf der ganzen Welt waren verpflichtet, daran teilzunehmen. Diese Kirchenabende mochte Dante am liebsten. Die Frauen und Freundinnen der sechzehn vollwertigen Clubmitglieder bereiteten das Essen zu und betranken sich an der Bar, während die Männer in einem kleinen Nebengebäude, der sogenannten Kapelle, ihr Treffen abhielten.
    Neben Dante war auch Joe immer dabei. Er war der Sohn des Commanders, des Clubpräsidenten von South Devon. Dante und Joe besuchten zusammen die vierte Klasse und waren gute Freunde. An diesem besonderen Mittwoch hatten sich die beiden mit Chicken Wings, Cocktailwürstchen, Pommes Frites und Cola
vollgestopft und sich dann eine kräftige Ohrfeige und die Androhung von noch weiteren eingefangen, weil sie ein älteres Mädchen namens Isobel bei den vor der Tür stehenden Motorrädern in eine Pfütze geschubst hatten.
    Danach rülpsten die Jungen eine Weile lautstark, um Joes streberhaften elfjährigen Bruder davon abzuhalten, sich auf sein Buch zu konzentrieren, bevor sie ein wenig miteinander kämpften und sich gegenseitig um den Boxring herumjagten. Schließlich rannten sie völlig außer Atem zur Bar zurück, um sich mit Muffins und Fanta neue Energie zu holen.
    Nach ein paar Boxrunden wurde es ihnen jedoch langweilig, und daher waren sie ganz zufrieden, als die Kirche endlich vorbei war und Teeth aus der Kapelle kam. Die meisten Bandits gesellten sich zu den Frauen und den Clubanhängern an der Bar, während Teeth am Poolbillard-Tisch und dem blinkenden Spielautomaten vorbeiging, den Kopf zwischen den Seilen um den Boxring hindurchsteckte und die beiden Achtjährigen abklatschte.
    Â»Wie geht′s meinen beiden kleinen Champions?«, fragte Teeth mit breitem, zahnlosem Grinsen. Beim Sprechen rollten sich seine Lippen nach innen, weshalb er Schwierigkeiten mit dem S und dem T hatte, worüber sich allerdings niemand lustig zu machen wagte.
    Beide Jungen hatten während ihres Spiels bereits mehrmals Bekanntschaft mit dem Boden des Boxringes
gemacht
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