Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache
Autoren: Robert Muchamore
Vom Netzwerk:
entgegengesetzte Ecke des Rings zurückwich. In die Ecke gedrängt zu werden, ist für einen Boxer das Schlimmste, was es gibt, aber Martin hatte noch nie im Leben geboxt und verschränkte nur abwehrend die Arme vor dem Gesicht.
    Dante schoss vor und schlug zu. Überrascht stellte er fest, wie schnell Martin auswich und dachte – hoffte – schon, dass der Kampf vielleicht ausgeglichener sein würde, als alle annahmen. Er ließ einen Karatetritt folgen und traf Martin mit seinem Turnschuh mitten in den ungeschützten Bauch.
    Die Menge johlte auf, als Martin zur Seite taumelte. Von den Anfeuerungsrufen bestärkt, schlug Dante weiter auf den älteren Jungen ein, als dieser gegen die Seile fiel und ihm von dort entgegenkippte. Er traf ins Gesicht, in den Magen und dann, mit einem besonders
befriedigenden Schlag, die weiche Spitze von Martins Nase.
    Blut spritzte über Dantes Arm und über sein T-Shirt, während Martins Beine nachgaben. Dante erschrak angesichts der Menge an Blut, doch der Jubel gab ihm das Gefühl, der König der Welt zu sein. Das Publikum spielte verrückt, und Dante fühlte sich groß und schrecklich zugleich. Ganz vorne in der Menge hüpfte Sandra auf und ab und kreischte: »Kill ihn! Kill ihn! Schlag ihm den Schädel ein!«
    Martin schluchzte und machte keinerlei Anstalten, aufzustehen, obwohl ihn ein paar wenig mitfühlende Seelen aufforderten, ein Mann zu sein und wieder hochzukommen.
    Teeth hielt symbolisch seine Bandits-Jacke hoch und läutete die Glocke am Ring.
    Â»Die Ehre ist wiederhergestellt!«, rief er und sah dann den Commander an. »Bist du damit zufrieden, Boss?«
    Es wurde still im Raum, während der Commander sich seine Antwort überlegte.
    Â»Der Junge hat bekommen, was er verdient hat«, nickte er schließlich. »Ich bin zufrieden.«
    Teeth stieg, ganz offensichtlich erleichtert, in den Ring.
    Â»Holt mir bitte mal jemand etwas Eis für Martins Nase?«
    Als Dante aus dem Ring kletterte, fand er sich plötzlich vor dem Commander wieder.
    Â»Was für eine nette kleine Bulldogge«, strahlte dieser,
umarmte Dante kurz und steckte ihm einen Zehn-Pfund-Schein zu. »Willst du auch mal das Bandits-Abzeichen tragen?«
    Â»Klar«, antwortete Dante, während sich die anderen Bandits mit Sprüchen wie »Du hast die Ehre des Clubs gerettet« um ihn versammelten und ihm die Hand schüttelten.
    Hinter ihm im Ring hatte Teeth gerade Martin dazu gebracht, sich aufzusetzen. Blut lief ihm aus der Nase und tropfte auf die Holzbretter. Teeth hielt ihm ein Taschentuch an die aufgeplatzte Lippe und Martin bedankte sich immer und immer wieder bei ihm, denn er wusste nur zu gut, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können, mit seinem Vater als Gegner.
    Während Dante in Richtung der leeren Bar ging, betrachtete er das Blut auf seinem Arm, das langsam trocknete.
    Â»Du warst einsame Spitze!«, rief Joe begeistert und rannte seinem Freund hinterher. »Wie du meinem Bruder die Nase eingeschlagen hast! Oh, Mann, wenn ich nur an deiner Stelle hätte sein können!«
    Dante antwortete nicht und ging einfach weiter.
    Â»Alles okay?«, erkundigte sich Joe unsicher. »Er hat dich doch nicht getroffen, oder? Und du hast einen Zehner von meinem Vater gekriegt!«
    Â»Halt einfach die Klappe!«, befahl Dante. Er war völlig durcheinander und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Wäre Joe nicht neben ihm gewesen, hätte er am liebsten geheult.

2
    Als sie den Club verließen, war es bereits elf. Dante schnallte seinen Helm fest und umklammerte die Taille seines Vaters, als dieser den Zweizylinder-Motor anließ. Manche Bandits fuhren wunderschöne Motorräder mit Sonderlackierung und teuren Chromteilen. Scotty jedoch zog eines vor, das man nur als Schrottbike bezeichnen konnte.
    Seine zwanzig Jahre alte Harley-Davidson Softail hatte fast 290 000 Kilometer auf dem Buckel und jede Menge Roststreifen in dem mattgrauen Lack. Das Sitzleder war so gesprungen, dass man die Federn sehen konnte, und nur Scottys Liebe hielt die Maschine noch am Leben, obwohl es schon längst billiger gewesen wäre, eine neue zu kaufen.
    Familie Scott lebte fünfzehn Minuten vom Clubhaus entfernt in einer ländlichen Gegend. Dante liebte es, auf dem Motorrad seines Vaters zu sitzen, besonders nach der Schule, wenn er sich eine coole Lederjacke anziehen und seinen Helm aufsetzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher