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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache
Autoren: Eoin Colfer
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seine Hilfe, denn ohne Mulch und seine Körperfunktionen hätte das Ganze noch sehr viel schlimmer ausgehen können. Und es war so schon schlimm genug.
    Die zentrale Figur in diesem Fall ist Opal Koboi, die Wichtelin, die damals den Versuch der Kobolde, Haven City in ihre Gewalt zu bringen, finanzierte. Auf Opal wartete ein lebenslänglicher Aufenthalt hinter Lasergittern - sofern sie je aus dem Koma erwachte, in das sie gefallen war, als Holly Short ihre Pläne durchkreuzte.
    Fast ein Jahr lag Opal Koboi schon in der geschlossenen Abteilung der Argon-Klinik, ohne in irgendeiner Weise auf die Wiederbelebungsversuche der Zaubererärzte zu reagieren. Die ganze Zeit sprach sie kein Wort, aß keinen Bissen und zeigte keinerlei Reaktion auf Reize. Zunächst waren die Behörden misstrauisch. Sie tut nur so, hieß es. Koboi schütze Katatonie vor, um ihrer Strafe zu entgehen. Doch als die Monate vergingen, ließen sich schließlich auch die größten Skeptiker überzeugen. Niemand kann nahezu ein Jahr lang so tun, als läge er im Koma. Unmöglich. Dazu müsste dieser Unterirdische schon völlig besessen sein...

Kapitel 1
     
    Völlig besessen
     
     
    Argon-Klinik, Haven City, Erdland. Drei Monate zuvor.
     
    Die Argon-Klinik war kein staatliches Krankenhaus. Niemand wurde dort kostenlos aufgenommen. Argon und sein Psychologenteam behandelten nur Unterirdische, die es sich leisten konnten. Unter all den reichen Patienten der Klinik war Opal Koboi ein Sonderfall. Sie hatte über ein Jahr zuvor einen Notfallfonds für sich selbst eingerichtet, nur für den Fall , dass sie irgendwann verrückt wurde und Geld für eine Behandlung brauchte. Eine kluge Vorsichtsmaßnahme. Ohne diesen Fonds hätte ihre Familie sie zweifellos in einer billigeren Institution untergebracht. Obwohl Opal den Unterschied kaum bemerkt hätte, denn sie lag die ganzen Monate nur sabbernd da, während in regelmäßigen Abständen ihre Reflexe überprüft wurden. Nach Professor Argons Ansicht hätte sie nicht einmal einen ausgewachsenen Troll wahrgenommen, wenn er sich vor ihr auf die Brust getrommelt hätte.
    Der Fonds war nicht das Einzige, was Opal Koboi zu einem Sonderfall machte. Sie war außerdem die berühmteste Patientin der Argon-Klinik. Seit dem Umsturzversuch der B'wa Kell-Kobold-Bande galt sie in ganz Erdland als Inbegriff des Bösen. Schließlich hatte die milliardenschwere Wichtelin sich damals mit dem frustrierten ZUP-Officer Briar Cudgeon verbündet und den Aufstand der Kobolde finanziert. Koboi hatte ihr eigenes Volk verraten, und nun verriet ihr eigener Verstand sie.
    Während ihrer ersten sechs Monate in der geschlossenen Abteilung wurde die Klinik von Reportern belagert, die jedes Zucken der Wichtelin filmten. Die ZUP bewachte ihre Zimmertür rund um die Uhr, und jeder Klinikmitarbeiter wurde gründlichen Überprüfungen unterzogen und war ständig strengen Blicken ausgesetzt. Ohne Ausnahme. Selbst Professor Argon musste immer wieder DNS-Tests über sich ergehen lassen, um sicherzustellen, dass er wirklich derjenige war, der er zu sein behauptete. Bei Koboi wollte die ZUP kein Risiko eingehen. Falls es ihr gelang, aus der Argon-Klinik zu entkommen, würde sich ganz Erdland über die ZUP lustig machen, und außerdem wäre Haven City einer überaus gefährlichen Verbrecherin ausgeliefert.
    Doch je mehr Zeit verging, desto weniger Kameras tauchten morgens am Tor auf. Eine sabbernde, katatonische Wichtelin war für die Zuschauer irgendwann nicht mehr sonderlich spannend. Nach und nach reduzierte die ZUP ihre Wacheinheit von zwölf auf sechs und dann auf einen einzigen Officer pro Schicht. Wie sollte Opal Koboi auch von dort verschwinden, sagten sich die Verantwortlichen. Ein Dutzend Kameras waren rund um die Uhr auf sie gerichtet, in ihren Oberarm war ein Seeker-Sleeper eingepflanzt, ein »Schläfer« mit Mini-Sender, und sie wurde viermal am Tag einem DNS-Test unterzogen. Und selbst wenn es jemand schaffte, Opal da rauszuholen, was konnte er schon mit ihr anfangen? Die Wichtelin konnte nicht einmal von alleine stehen, und die Aufzeichnungen ihrer Gehirnströme zeigten kaum mehr als flache Linien.
    Trotz allem war Professor Argon sehr stolz auf seine berühmte Patientin und erwähnte ihren Namen häufig auf Dinnerparties. Seit Opal Koboi in die Klinik eingeliefert worden war, galt es beinahe als schick, dort einen Verwandten behandeln zu lassen. Fast alle reichen Familien hatten irgendwo einen verrückten Onkel. Und der bekam jetzt die beste
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