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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache
Autoren: Eoin Colfer
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elf Monaten in diesem Zustand, aber sie hatte nicht vor, den Rekord noch sehr viel höher zu schrauben. Als Opal Koboi sich mit Briar Cudgeon und seinen Kobolden zusammentat, war ihr klar gewesen, dass sie für den Notfall einen Plan B brauchte. Ihre Intrige, um die ZUP zu stürzen, war genial, aber schließlich konnte immer etwas schief gehen. Und falls das passierte, wollte Opal nicht den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen. Eine Möglichkeit zur Flucht bestünde für sie nur, wenn alle dachten, sie säße noch hinter Schloss und Riegel. Also hatte Opal einige Vorkehrungen getroffen.
    Als Erstes hatte sie den Notfallfonds für die Argon-Klinik eingerichtet. Damit war sichergestellt, dass sie an den richtigen Ort kam, falls sie gezwungen war, ein Reinigungskoma herbeizuführen. Der zweite Schritt bestand darin, zwei ihrer vertrauenswürdigsten Untergebenen einen Job in der Klinik zu besorgen, damit sie ihr bei einer eventuellen Flucht helfen konnten. Dann zog sie riesige Mengen Gold aus ihren Unternehmen ab. Schließlich wollte sie im Exil nicht auch noch arm sein.
    Zu guter Letzt spendete sie etwas von ihrer DNS und gab einen Klon in Auftrag, der ihren Platz im Klinikzimmer einnehmen würde. Klonen war absolut illegal und schon vor über fünfhundert Jahren nach den ersten Versuchen in Atlantis gesetzlich verboten worden. Dieser Zweig der Wissenschaft ließ daher einiges zu wünschen übrig. Den Ärzten war es nie gelungen, einen Unterirdischen exakt zu klonen. Die Klone sahen wunderbar aus, aber sie waren im Grunde nur leere Hüllen, deren Gehirnkapazität gerade eben ausreichte, um die körperlichen Grundfunktionen auszuführen. Ihnen fehlte der Funke echten Lebens. Ein ausgewachsener Klon war nicht mehr als die komatöse Variante der ursprünglichen Person. Perfekt.
    Opal hatte weit entfernt von ihrer Firma Koboi Laboratorien eine Art Zuchtlabor bauen lassen und genug Geld abgezweigt, um das Projekt zwei Jahre lang laufen zu lassen, denn so lange würde es dauern, bis ihr Klon ausgewachsen war. Wenn sie dann aus der Argon-Klinik fliehen wollte, würde eine vollkommene Opal-Kopie an ihrer Stelle zurückbleiben. Die ZUP würde nie bemerken, dass sie verschwunden war.
    Wie sich zeigte, war es klug gewesen vorauszuplanen. Briar war zum Verräter geworden, und ein kleines Grüppchen von Menschenwesen und Unterirdischen hatte dafür gesorgt, dass sein Verrat auch Opals Untergang nach sich zog. Nun hatte sie ein Ziel, das ihre Willenskraft stärkte. Sie würde dieses Koma durchhalten, solange es nötig war, weil sie eine Rechnung zu begleichen hatte. Foaly, Root, Holly Short und der Menschenjunge Artemis Fowl. Sie waren verantwortlich für ihre Niederlage. Bald würde sie aus dieser Klinik herauskommen, dann würde sie sich diejenigen vorknöpfen, die sie derart tief gestürzt hatten, und ihnen selbst von ihrer eigenen Medizin zu kosten geben. Sobald ihre Feinde besiegt waren, konnte sie mit Phase zwei ihres Plans fortfahren: die Menschenwesen mit dem Erdvolk bekannt machen, und zwar auf eine Weise, die nicht mit ein paar Erinnerungslöschungen rückgängig zu machen war. Das geheime Dasein der Unterirdischen würde bald zu Ende sein.
    Opal Kobois Gehirn schüttete ein paar wohlige Endorphine aus. Der Gedanke an die Rache weckte in ihr immer so ein angenehmes, warmes Kribbeln.
     
    * * *
     
    Die Brill-Brüder sahen Professor Argon nach, wie er den Flur entlanghumpelte.
    »Idiot«, brummte Merv und fischte mit seinem Saugstab ein paar Fusseln aus einer Ecke.
    »Du sagst es«, stimmte Scant ihm zu. »Der alte Jerry wäre nicht mal imstande, ein Wühlmaus-Curry zu analysieren. Kein Wunder, dass seine Frau ihn verlässt. Wenn er als Psychofuzzi was könnte, hätte er das kommen sehen.«
    Merv schob den Saugstab zusammen. »Wie sieht's aus?«
    Scant warf einen Blick auf seinen Mondmeter. »Zehn nach acht.«
    »Gut. Was macht Corporal Kelp?«
    »Guckt immer noch seinen Film. Der Kerl ist wirklich klasse. Wir müssen die Aktion heute Abend starten. Für die nächste Schicht könnte die ZUP jemand Intelligenteres schicken. Und wenn wir länger warten, wächst der Klon noch ein paar Zentimeter.«
    »Du hast Recht. Check mal die Überwachungskameras.«
    Scant klappte den Deckel des Putzwagens auf, der mit Mopps, Wischlappen und diversen Sprays bestückt war. Unter einem Einsatz mit Saugrohraufsätzen war eine in mehrere Bildschirme unterteilte Monitorfläche verborgen.
    »Und?«, zischte Merv.
    Scant antwortete nicht
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